Microstock-Fotografie: Der Einstieg – Teil 1

Bitte beachte: Dieser Beitrag ist mehr als 3 Jahre alt. Manche Links, Preise, Produkte und Aussagen sind vielleicht nicht mehr aktuell!

Microstock AgenturenStockagenturen wir Fotolia, Shutterstock oder iStockphoto erfreuen sich höchster Beliebtheit bei all denen, die mit Fotografie Geld verdienen möchten. Vom Hobbyfotografen bis zum Profi, der seine Aufträge so einer Zweitverwertung zukommen lässt, tummeln sich hier viele unterschiedliche Gruppen.

Auch wenn dem etwas verknöcherten Berufsfotografen, der nur noch in alten Zeiten schwelgt, regelmäßig das Ko…. kommt und er sich darüber mokiert, wie man denn Fotos für wenige Cent bis Euro verramschen könne, ist es bei denen die es begriffen haben und anständige Qualität abliefern, zu einem einträglichen Zusatzeinkommen und teilweise zum Fulltime-Job gewachsen. Anstatt nun ein Bild einmal für 100€ zu verkaufen, verkauft man viele Bilder duzende oder hunderte Male, rund um die Uhr, auf der ganzen Welt, bei mehreren Agenturen, viele Monate und Jahre lang. Die Zeiten ändern sich eben. Man kann nun als Fotograf Frust schieben und auf diese Entwicklung fluchen, oder man kann sie für sich nutzen – verhindern kann man sie nicht mehr …

„Wenn der Wind des Wandels weht,
bauen die einen Mauern,
die anderen Windmühlen.
chinesisches Sprichwort.

Ein kleines Statement

Eine gute, digitale Fotoausrüstung ist eben nunmal für jeden erschwinglich geworden. Fotografie hat sich zu einer Massenbeschäftigung entwickelt und gute Anleitungen und Tipps für Lernwillige gibt es im Internet an jeder Ecke. Der Polaroid-Effekt der Digicams, EXIF-Daten, die einem auch noch nach dem Shooting verraten, mit welchen Einstellungen ein Foto gemacht wurde sowie praktisch keine Kosten, beschleunigen den Lerneffekt des Fotografen unheimlich. Wozu man früher viele, viele Jahre an Erfahrung gebraucht hat, entwickelt sich nun viel dynamischer und es tun sich schnell neue Talente hervor.

Durch Dienste wie Flickr kann jeder seine Bilder einer großen Öffentlichkeit zugänglich machen, erntet Lob und Kritik und kann sich verbessern. Der Profifotograf unterscheidet sich vom Amateur oft auch nur, weil er seine Tätigkeit hauptberuflich ausübt – ungeachtet der abgelieferten Qualität. Mancher Profi arbeitet eben seit Jahr und Tag für das örtliche Käseblatt und liefert konstant die gleiche schlechte Qualität ab …

Was ist aber nun „anständige Qualität“, wodurch zeichnet sich ein Stockfoto aus und was sollte man bedenken? Hier einige Tipps und Beispiele:

Welche Fotos werden gebraucht?

Manager auf der WieseGrundsätzlich alles, wo Menschen zu sehen sind. Sehr gut gehen alle Business-Szenen, also die Besprechungsrunde, Personen am PC und Laptop, mit Handy oder Headset usw. Allerdings gibt es hier natürlich schon große Mengen und man muss sich etwas Gedanken machen, möchte man einen Topseller positionieren. „Gefühle verkaufen“ ist ein Ansatzpunkt. Einer meiner Topseller ist z. B. der Manager auf der grünen Wiese, der entspannt auf einem Bürostuhl sitzt und in den blauen Himmel schaut. Die Metapher dazu wäre z. B. Zukunft, unendliche Möglichkeiten, Freiheit, Sicherheit etc. Gerade wenn man einen ungewöhnlichen Zusammenhang herstellt, fällt man mehr auf und verkauft damit auch mehr.

FoodAuch Food-Bilder funktionieren sehr gut, wenn man vom Pastateller mit dem obligatorischen Basilikumblatt weggeht und auch hier neue Kombinationen und Arrangements sucht. Wellness, Fitness, Medizin, Gesundheit, Kosmetik – tolle Themen, die massenweise gesucht werden. Aber auch Hintergründe sowie Texturen sind gefragt. Viele 3D-Designer sind ständig auf der Suche nach neuen Texturen um 3D-Modelle zu gestalten. Aber man muss nicht einmal fotografieren. Vektorgrafiken und gerenderte 3D-Modelle sind ebenso gefragt wie Fotografien und gerade in diesem Bereich tummelt sich noch etwas weniger Konkurrenz. Bei der Masse an angebotenen Bilder steht und fällt der Erfolg mit der eigenen Kreativität.

3D CubesEs gibt unendliche viele Themen, die auch Käufer finden. Eher wenig bringt es, erfolgreiche Fotos nachzuahmen – der Käufer wird ohnehin meist zum „Original“ greifen. Man kann sich aber an den Toplisten der Agenturen (hier die von iStockphoto) orientieren, um zu sehen, wie die gefragtesten Bilder derzeit aussehen. Zur bevorstehenden Fussball-EM und Olympiade kann man die Fanmeilen-Fotos von 2006 reaktivieren. Wobei wir schon bei einem weiteren Tipp wären: Besondere Ereignisse und saisonale Themen rechtzeitig fotografieren und einstellen. Bilder für Weihnachten werden verstärkt schon im September gesucht und gehen alle Jahre wieder 😉

Bilder vom Stubentiger, Bello und Hansi sind nicht so sehr gefragt, außer: Sie sind anders. Den Bello alleine interessiert kein Mensch – versammelt man aber den gutaussehenden, 30-Jährigen Familienvater samt Partnerin und 1,3 Kindern um den Hund, verfrachtet sie noch auf eine schöne grüne Wiese unter blauem Himmel und lässt sie glücklich aussehen, wirds bestimmt ein Renner.

RaftingStockfotos können zufällig entstehen und bei Shootings abfallen, die eigentlich nicht für den Einsatz in Stockagenturen gedacht waren. Ein solches Foto ist eine Rafting-Szene, die ich 2002 als absoluten Schnappschuss in Südtirol gemacht habe – dieses Bild ging schon einige hundert mal über die virtuelle Ladentheke. Die richtig guten Stockfotos sollte man allerdings planen und extra für diesen Zweck produzieren.

Was zeichnet ein gutes Stockfoto inhaltlich aus?

Stockfotos sind clean, einfach und kommerziell – PUNKT! Hier geht es nicht um Fotokunst oder das detailgetreue Abbild der grausamen (und grauen) Wirklichkeit, sondern um saubere, gestylte, farbenfrohe, kontrastreiche Gebrauchsfotografie. Der Bildinhalt wird auf das Wesentliche reduziert. Farben sind knackig und gerne auch etwas übertrieben – Stockfoto-Wiesen und Himmel kommen in der Natur praktisch nicht vor.

PodcastDas Bild muss eine gute Aussage haben, man sollte sich aber überlegen, dass der Designer, der die Bilder dann für irgendein Produkt nutzt, ganz bestimmte Vorstellungen hat. Er muss noch Text unterbringen oder er hat einen bestimmten Zuschnitt im Sinn. Die Reduktion auf das Wesentliche schafft Platz für Text, eine nicht allzu sehr formatfüllende Darstellung ermöglicht den Zuschnitt bzw. Ausschnitte nach Wunsch des Käufers.

Besonders beliebt sind „isolierte“ Bilder, also auf oder hinter einem einfarbigen Hintergrund fotografiert, die sich dadurch leichter freistellen lassen. Neuerdings gibt es auch eine Tendenz zu sog. Clipping-Paths, man liefert damit gleich den Freistellerpfad mit, was aber einen deutlich höheren Aufwand für den Fotografen bedeutet, sofern man nicht in den „Freisteller-Fabriken“ in Rumänien oder Indien freistellen lässt (ja, das gibt es wirklich und sehr günstig als Dienstleistung).

Wer Zugriff auf hübsche Models hat, ist fein raus. Wenn man etwas Erfahrung mit dem Stockgeschäft gesammelt hat, kann es sich auch lohnen, Modelle für Shootings zu engagieren. Aber auch hier gilt es Nischen zu nutzen. Wir leben in einer Gesellschaft, die immer älter wird und es besteht ein großer Bedarf an älteren Fotomodellen, um zielgruppengerecht zu werben. Nicht nur die schönen und jungen Menschen sind gefragt – aber hilfreich 😉

Was zeichnet ein gutes Stockfoto technisch aus?

Ein wichtiger Punkt, wenn nicht sogar der wichtigste, wenn es darum geht, ein Bild erst einmal an den Prüfern vorbei zu bekommen, ist die technische Umsetzung.

BildrauschenAls Mindestgröße müssen 8 Megapixel angesehen werden, wobei 10 Megapixel eigentlich schon Standard sind und die Pixelschraube immer höher gedreht wird. Einer der häufigsten Gründe für eine Ablehnung der eingereichten Fotos ist das Bildrauschen, oder Effekte die durch allzu unsanfte Rauschreduzierung einhergehen wie z.B. mangelnde Details, Artefakte etc. Aus diesem Grund kommen für den Stockfotografen eigentlich nur Spiegelreflexkameras oder die Bridge-Kameras aus der Topklasse in Frage, da diese durch den größeren Bildsensor einen technischen Vorteil beim Bildrauschen haben.

Es gilt zu bedenken, dass die Fotos teilweise noch exzessiv nachbearbeitet werden, Kontraste und Farben werden verstärkt und damit auch das Bildrauschen. Ob man hier im JPEG- oder RAW-Format arbeitet hängt vom persönlichen Geschmack und Workflow ab, wobei die interne Rauschreduzierung aktueller Kameras oft besser Ergebnisse erzielen kann, als entsprechende RAW-Software.

Das primäre Bildelement muss natürlich knackscharf sein. Passt bitte ganz genau auf, wo die Fokussierung in euren Bildern liegt und arbeitet im Zweifelsfall lieber mit höherer Tiefenschärfe. Gerade bei Stills kann ein anderer Betrachter einen ganz anderen Bereich interessant finden. Und schon wieder der nächste Tipp: Macht Serien von euren Motiven! Sucht verschiedene Blickwinkel, Schärfetiefen, Details und Variationen. Werbeagenturen und Designer freuen sich, wenn sie zu einem Thema gleich eine ganze Serie von Bildern bekommen, die aber alle den gleichen Stil und gleiche Stimmung haben.

KorkenThema Ausleuchtung: Starke Schatten (außer als gestaltendes Element), ungleichmäßige Ausleuchtung, starke Reflexe etc. kommen bei den Prüfern nicht gut an und führen häufig zur Ablehnung. Eine Blitzausrüstung sollte man daher schon einkalkulieren, denn der Aufwand lohnt sich. Gute Studiosets mit zwei Blitzköpfen, Softbox, Stativen etc. gibt es schon für etwa 600-700 Euro. Man kann sich auch mit dem aufgesetzten Systemblitz behelfen, wird aber schnell feststellen, dass man damit keine Studioblitzanlage ersetzen kann.

Bei der Bildbearbeitung darauf achten, dass man nicht zuviel vorweg nimmt. Der Käufer wird seine eigenen Vorstellung der Bearbeitung haben und will daraus vielleicht Composits o. ä. machen. Hier die zehn wichtigsten Bearbeitungsschritte:

  1. Foto mit einer Zusatzsoftware dezent vom Bildrauschen befreien, das sonst in den nachfolgenden Bearbeitungsschritten verstärkt würde.
  2. Weißabgleich ggf. korrigieren
  3. Tonwerte und Kontrast anpassen, was auch zu einem subjektiv höheren Schärfeeindruck führt
  4. Farbsättigung erhöhen, dabei möglichst selektiv vorgehen, z. B. nur den Himmel „blauer“ machen
  5. Bild bereinigen d. h. unnötige Details entfernen (wegstempeln), Falten, Hautunreinheiten etc. korrigieren
  6. Bild zuschneiden, dabei aber möglichst noch Freiraum lassen
  7. Bild schärfen, dabei aber nicht übertreiben
  8. Das Bild bei mind. 100% Darstellung, besser 200% kontrollieren und …
  9. … wenn nötig nochmals leicht entrauschen
  10. Das Foto in der höchsten JPEG-Qualität abspeichern

Ein Tipp am Rande: Starkes Bildrauschen bekommt man gut in den Griff, wenn man das Bild vor dem ersten Schritt um etwa 20% verkleinert. Ich beschränke mich übrigens auf die Microstockagenturen Fotolia, Shutterstock und iStockphoto

Der zweite Teil mit den Themen: Organisation, Metadaten, Agenturen, Upload und Controlling folgt.

Letzte Aktualisierung am 28.03.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

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20 Kommentare

  1. Auf indivstock und fotolia wurden einige scans angenommen. laufen sogar sehr gut.

  2. Mensch, Markus, Danke! Der Artikel hat mir sehr geholfen! Insbesondere, um mehr Bilder überhaupt akzeptiert zu bekommen.. ich hatte die Stockfotografie fast voll frustriert aufgegeben. Nochmals: DANKE!

  3. Werden bei den Microstock-Agenturen auch gescannte Aufnahmen angenommen? Ich verwende einen Filmscanner.

    • Die Frage dabei ist einzig: Wie gut ist die technische Qualität der gescannten Bilder. Körnigkeit und Bildrauschen sind die KO-Kriterien die zuerst zu Ablehnungen führen.
      Angesichts der Mengen an Material, welche mit aktuellen, rauscharmen Digitalkameras geschossen wurden, bin ich etwas skeptisch, was den Erfolg angeht.
      Ich würde es einfach mal auf einen Versuch ankommen lassen und die Bilder in der kleinsten Auflösung hochladen, welche die jeweilige Agentur akzeptiert. Dadurch fallen Körnigkeit etc. weniger auf.

  4. Ich geb Dir in allen Punkten recht, einfach ignorieren 😉 Ich hab ihm trotzdem mal nen Kommentar gemacht – aber den wird er wie wohl immer – nicht freischalten weil Herr Choleriker nicht mit Kritik umgehen kann 🙂

    Weiter so und schönen Feiertag noch 🙂

  5. Nee, daran habe ich ganz bestimmt nicht gedacht – aber es ist doch bezeichnend, wenn er sich angesprochen fühlt 🙂
    Für Kleinkriege habe ich im Gegensatz zu anderen Zeitgenossen keine Zeit und auch keine Lust – da bringe ich lieber meinen Blog mit sinnvollen und interessanten Inhalten nach vorne und mache mich nicht in der Öffentlichkeit zum Horst.

    Es ist aber auch eine interessante Strategie, durch Gossenjargon , sinnfreies rumpöpeln und persönliche Angriffe auf sich aufmerksam machen zu wollen – aber recht untypisch für einen erwachsenen Menschen. Ich frage mich nur, wie das bei evtl. Auftraggebern ankommt …

  6. Man man… jetzt geht das schon wieder los, was hat der alte Sa*k überhaupt gegen Dich. Was bringt der Kleinkrieg überhaupt? *gg*

    Du weißt sicher was ich meine, aber hier trotzdem der Link (verändert, ich will ihm ja nicht auch noch Google Ranking schenken *g*)

    h**p://pressefoto(dot)blogspot(dot)com/2008/04/meint-der-etwa-mich(dot)html

    Ansonsten super Blog 🙂 Weiter so, ich lese immer mit vollstem Interesse mit 🙂

  7. Danke für den Link! Weißt Du, wieviel das kostet? Jedenfalls kann sich da nicht jeder Bildbearbeiter anmelden und die Bilder bearbeiten. Bei uns kannst auch du dich anmelden und Bilder bearbeiten 😉

  8. DIe Idee hatten wir nicht zuerst, dass stimmt 😉 Hast Du da ggf. einen Link für mich? Die kenne ich noch nicht. Wohl bekannt ist mir z.B. Edelface. Das gefiel uns aber nicht, daher Fotonizer 😉

  9. Hmm, das seid ihr aber nicht die Ersten, die diese Idee hatten … das gibt es auch für ein paar Cent bis wenige Euro als Dienstleistung in China, Rumänien usw.

  10. Schön geschrieben – Bald bieten wir eine Möglichkeit Geld mit der Bildbearbeitung zu verdienen. Eig. ein einfaches Konzept: Ein User lädt sein FOto auf unserer Plattform hoch, Bildbearbeiter erhält das Foto, dieser bearbeitet das ordentlich und lädt es dann wieder hoch. Der User kann dann entscheiden, ob er das bearbeitete Foto kaufen möchte 😉 Da springt eventuell mehr dabei raus, als bei einer Microstock Agentur das Foto hochzuladen…

  11. Manche Agenturen recherchieren etwas …
    In diesen Fällen kamen die Käufer auf mich zu und haben nach weiteren Bildern in dieser Art gefragt – außerhalb der Stockanbieter und exklusiv.
    Mein Freund Jörg hat eines seiner Bilder bei Aldi-Süd an der Kasse wiedergefunden:

    http://aldi-sued.de/de/html/service/aldi_talk.htm
    http://www.shutterstock.com/gallery-71191p1.html

    Das Mädel mit dem Hut ist sein Dauermodel und andere Bilder von Ihm waren in einem Kinderbuch von Disney – die haben ihn auch darüber informiert.

  12. Hallo Markus,

    guter Bericht.

    Ich habe mir auch mal Deine älteren Berichte durchgelesen. Du schreibst, Du hättest Deine Spaghetti-fotos in zwei Kochbüchern wiedergefunden. Dazu habe ich eine Frage: ich stelle mir den Stock-Foto-Markt relativ anonym vor. Wie erfährt man denn, das Bilder von einem verwendet wurden? Gibt´s da Rückmeldungen? Ich denke mal ein klassisches Belegexemplar wird´s nicht geben, oder?

    Würde mich freuen, wenn Du antwortest.

    Beste Grüße
    Mark

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