Home Assistant ist in den letzten 3 Jahren richtig groß und bekannt geworden, auch wenn es den Smarthome-Hub schon seit 2013 gibt – zumindest wurde Home Assistant 2013 erstmals bei Github veröffentlicht. Richtige Fahrt hat das Open-Source-Projekt um 2020. Zu der Zeit waren OpenHAB, ioBroker und Domoticz die Platzhirsche, zusammen mit mehr Hersteller-gebundenen Systemen wie z. B. Homematic.
Im Bereich der Hausautomatisierung stellt Home Assistant eine populäre und leistungsstarke Lösung dar und darf heute gut und gerne als Standard in diesem Bereich betrachtet werden. Es handelt sich um eine Open-Source-Software, die darauf abzielt, verschiedenste Smart-Home-Geräte unterschiedlicher Hersteller unter einer einheitlichen Oberfläche zu vereinen und zu steuern. Dieser Beitrag beleuchtet, was Home Assistant ist, welche Möglichkeiten es bietet, inwiefern es beim Energiesparen helfen kann und welche Kosten damit verbunden sind.

Was ist Home Assistant überhaupt?
Home Assistant ist eine quelloffene Softwareplattform zur Hausautomatisierung, die lokal auf eigener Hardware betrieben wird. Der Fokus liegt auf lokaler Steuerung und Datenschutz, was bedeutet, dass die Daten primär im eigenen Netzwerk verbleiben und nicht zwingend auf Cloud-Server der Gerätehersteller angewiesen sind. Durch seine offene Architektur und eine große Entwickler-Community unterstützt Home Assistant eine immense Anzahl an Geräten und Diensten – von Lampen und Schaltern über Sensoren und Thermostate bis hin zu Multimedia-Geräten und Wetterdiensten.
Kurz gesagt, ist Home Assistant ein Koordinator, der ganz unterschiedliche Systeme vereinigen, steuern und anzeigen kann.
Was kann man mit Home Assistant tun?
Die Kernfunktionalitäten von Home Assistant umfassen:
- Integration: Es kann Tausende von Geräten und Diensten verschiedenster Marken einbinden. Dies ermöglicht es, Insellösungen einzelner Hersteller zu überwinden und eine zentrale Steuerung zu etablieren. Anstatt für jedes „smarte“ Gerät die jeweilige App zu nutzen, vereint Home Assistant alles unter einer Oberfläche und kann damit hersteller-, protokoll- und softwareübergreifend steuern und Funktionen zusammenführen. Damit können sich völlig unterschiedliche Geräte miteinander „unterhalten“, was völlig neue Funktionen, Automationen und Möglichkeiten schafft.
- Automatisierung: Die wahre Stärke liegt in der Erstellung von Automatisierungsregeln. Nutzer können komplexe Wenn-Dann-Szenarien definieren. Beispiele hierfür sind:
- Lichter automatisch bei Sonnenuntergang einschalten oder bei Abwesenheit ausschalten. So kann man etwa feststellen, ob die Smartphones der Bewohner im heimischen WLAN angemeldet sind, was Anwesenheit bedeutet. Sind hingegen keine Smartphones angemeldet, kann man daraus eine Abwesenheit ableiten. Um hier sicherzugehen, lassen sich etwa Bewegungsmelder in die Automation integrieren. Wenn diese zusätzlich seit 15 Minuten keine Bewegung mehr im Haus festgestellt haben, ist wirklich niemand mehr da – sofern man keine größeren Haustiere hat.
- Die Heizungstemperatur basierend auf Anwesenheit, Außentemperatur oder Zeitplänen regeln.
- Benachrichtigungen senden, wenn Fenster bei Regen geöffnet sind oder wenn bestimmte Sensoren auslösen (z.B. Rauchmelder, Bewegungsmelder).
- Multimedia-Geräte steuern oder Szenen für Heimkino-Abende erstellen. So kann man automatisch die Jalousien schließen und das passende Fernsehlicht einschalten, sobald der Fernseher eingeschaltet wird und es außen dunkel ist.
- Den Rasenroboter stoppen, wenn die Wetterstation Regen meldet, auch wenn dieser selbst keinen Regensensor besitzt. Andersherum kann man die automatische Bewässerung des Rasens stoppen, wenn der Mäher unterwegs ist, auch wenn die Systeme von völlig unterschiedlichen Herstellern sind.
- Steuerung und Visualisierung: Über eine webbasierte Benutzeroberfläche („Lovelace“) können Nutzer den Status ihrer Geräte einsehen und diese manuell steuern. Dashboards lassen sich individuell anpassen, um relevante Informationen und Steuerelemente übersichtlich darzustellen.
- Datenerfassung und -analyse: Home Assistant kann Sensordaten (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Energieverbrauch etc.) über Zeit aufzeichnen und visualisieren, was Einblicke in das eigene Zuhause ermöglicht.
- Eigene Sensoren und Aktoren bauen: Mit ESPHome bietet Home Assistant eine integrierte Plattform, mit der man eigene Hardware auf Basis von z. B. ESP Mikrocontrollern einbinden kann.
Beispiele von mir sind hier z. B. der Pegelsensor für unsere Regenwasserzisterne oder meine eigene Bewässerungssteuerung. - Einbindung von Überwachungskameras: Mit der Hilfe von Home Assistant und Frigate, kann man Überwachungskameras intelligent machen, sodass sie etwas zwischen Mensch und Tier unterscheiden können. Damit wird aus der Kamera ein intelligenter Bewegungssensor, der Licht nur einschaltet, wenn die Bewegung durch einen Menschen erkannt wurde.
- Vorausschauende Wartung: Das ist erstaunlicherweise ein Bereich, den man in Zusammenhang mit Home Assistant recht wenig lesen kann. Wenn man z. B. Tür- und Fenstersensoren hat, kann man diese auch dazu nutzen, zu zählen, wie oft sie geöffnet und geschlossen wurden. Auf dieser Basis kann man dann x Betätigungen, Benachrichtigungen versetzen, dass man die Beschläge schmieren sollte.
Ich zähle bei meiner „dummen“ Siebträgerkaffeemaschine, wie oft sie (über eine smarte Steckdose) im Einsatz war und lasse mich benachrichtigen, wann ich sie reinigen und entkalken sollte.

Hilft Home Assistant beim Energiesparen?
Ja, Home Assistant kann ein wirkungsvolles Werkzeug sein, um den Energieverbrauch im Haushalt zu senken, jedoch erfordert dies eine bewusste Konfiguration und entsprechende Hardware. Das Potenzial liegt in folgenden Bereichen:

- Intelligente Heizungssteuerung: Durch die Verknüpfung von Thermostaten mit Präsenzmeldern, Fensterkontakten und Zeitplänen kann die Heizung effizienter betrieben werden. Räume werden nur bei Bedarf und nicht bei geöffneten Fenstern geheizt. Mit Home Assistant lassen sich auch Daten von Wetterdiensten einbinden, zusätzlich in eine Automation eingebunden werden können.
- Optimierte Beleuchtung: Automatisches Ausschalten von Lichtern in ungenutzten Räumen (via Bewegungsmelder) oder Anpassung der Beleuchtung an das Tageslicht kann Strom sparen. Allerdings haben moderne LED-Leuchtmittel einen so geringen Stromverbrauch, dass hier das Einsparpotenzial begrenzt ist.
- Überwachung des Energieverbrauchs: Durch smarte Steckdosen mit Messfunktion oder spezielle Energiemesser lassen sich „Stromfresser“ identifizieren. Home Assistant kann den Verbrauch einzelner Geräte oder des gesamten Haushalts visualisieren.
- Lastmanagement: Geräte mit hohem Verbrauch (z.B. Waschmaschine, Trockner, Elektroauto-Ladestation) können gezielt dann aktiviert werden, wenn Strom günstig ist (dynamische Tarife) oder wenn die eigene Photovoltaikanlage Überschuss produziert.
- Standby-Reduzierung: Nicht benötigte Geräte können über smarte Steckdosen vollständig vom Netz getrennt werden, anstatt im Standby-Modus Energie zu verbrauchen. Wobei man auch hier beachten sollte, dass so manches moderne Gerät weniger Standby-Verbrauch hat, als manche smarte Steckdose zum Betrieb benötigt.
Es ist wichtig zu betonen, dass Home Assistant selbst keine Energie spart. Es stellt lediglich die Plattform und die Werkzeuge bereit, um energiesparende Automatisierungen und Überwachungen zu realisieren. Der Erfolg hängt von der eingesetzten Hardware (Sensoren, Aktoren) und der durchdachten Konfiguration durch den Nutzer ab.

So kann man über eine Langzeitaufzeichnung von Raumtemperaturen, Außentemperatur, Heizungsvor- und Rücklauf, Heizungsstarts und Verbrauch Rückschlüsse auf mögliche Optimierungen ziehen. Darunter etwa einen wirklich genauen hydraulischen Abgleich des Heizkreislaufs. In gedämmten Häusern erübrigt sich damit oft sogar eine Einzelraumregelung. Wir haben keine, denn unsere Heizung reguliert sich selbst.
Was kostet Home Assistant?
- Die Software: Home Assistant ist Open Source und somit kostenlos verfügbar.
- Die Hardware: Home Assistant benötigt eine Plattform, auf der es läuft. Die Kosten hierfür variieren stark:
- Raspberry Pi: Eine beliebte und relativ kostengünstige Option (Kosten variieren je nach Modell und Zubehör, ca. 50-100 €).
- Dedizierte Geräte: Hersteller wie Home Assistant bieten optimierte Hardware an (z.B. Home Assistant Green oder Yellow, ca. 100-200 €).
- Mini-PCs (NUCs) oder alte Laptops/PCs: Leistungsstärker, aber auch teurer bzw. nutzt vorhandene Hardware.
- NAS-Systeme oder Server: Kann als virtuelle Maschine oder Docker-Container laufen, wenn entsprechende Infrastruktur vorhanden ist.
Einen Überblick über mögliche Hardware-Lösungen für Home Assistant, deren Vor- und Nachteile und meine Empfehlungen, findest du hier: Welche Hardware soll ich für Home Assistant wählen?
- Optionale Cloud-Dienste: Für einfachen Fernzugriff und die Integration mit Sprachassistenten wie Alexa oder Google Assistant bietet das Home Assistant-Projekt den kostenpflichtigen Cloud-Dienst „Nabu Casa“ an (derzeit ca. 7,50 €/Monat oder 75 €/Jahr). Dieser Dienst ist rein optional; Fernzugriff lässt sich auch manuell konfigurieren. Ebenso die Einbindung von Sprachassistenten wie Alexa.
- Smart-Home-Geräte: Die größten Kosten entstehen in der Regel durch die Anschaffung der eigentlichen Smart-Home-Komponenten (Sensoren, Aktoren, Lampen, Thermostate etc.), die in Home Assistant integriert werden sollen. Hier möchte ich darauf hinweisen, dass man vor der Anschaffung unbedingt darauf achten sollte, dass sich das jeweilige Gerät auch ohne große Tricks in Home Assistant integriert und ob es eine Integration dafür gibt. Ist das nicht der Fall, hat ein Hersteller bei mir keine Chance mehr.
- Zeit! Home Assistant wird zwar mit jeder neuen Version immer benutzerfreundlicher. So lassen sich mittlerweile auch komplexere Automationen über die grafische Benutzeroberfläche zusammenklicken. Es benötigt jedoch Zeit und Lust, sich die Grundlagen anzueignen, und technischer Sachverstand sowie die Bereitschaft, sich seine Informationen selbst zu suchen, gehören ebenso dazu. Das hervorragende Forum hilft ebenso, wie das Home Assistant Subreddit. Allerdings kommt man mit englischen Sprachkenntnissen sehr viel schneller voran und ich halte sie sogar für unabdingbar.
Vor- und Nachteile von Home Assistant
Vorteile:
- Hohe Flexibilität und Anpassbarkeit: Kaum eine andere Plattform bietet einen vergleichbaren Grad an Freiheit bei der Gestaltung von Dashboards und Automatisierungen.
- Enorme Geräteunterstützung: Integration tausender Geräte verschiedenster Hersteller.
- Open Source: Keine Abhängigkeit von einem einzelnen kommerziellen Anbieter, hohe Transparenz.
- Lokale Steuerung & Datenschutz: Daten bleiben primär im eigenen Netzwerk.
- Starke Community: Umfangreiche Dokumentationen, Foren und zahlreiche Anleitungen online verfügbar.
- Keine laufenden Kosten für die Kernsoftware.
Nachteile:
- Einarbeitungsaufwand: Die Einrichtung und Konfiguration erfordern technisches Verständnis und Zeit. Es ist keine Plug-and-play-Lösung.
- Wartungsaufwand: Regelmäßige Updates der Software und der Integrationen sind notwendig.
- Hardware erforderlich: Es muss dedizierte Hardware für den Betrieb bereitgestellt werden.
- Fehlersuche: Bei Problemen kann die Fehlersuche komplex sein.
- Kosten für Hardware und Geräte: Auch wenn die Software kostenlos ist, können sich die Kosten für die Basis-Hardware und die Smart-Home-Geräte summieren.
Fazit
Home Assistant ist eine äußerst mächtige und flexible Smart-Home-Zentrale für technisch versierte Nutzer, die Wert auf Kontrolle, Datenschutz und Unabhängigkeit von einzelnen Herstellern legen. Es bietet umfangreiche Möglichkeiten zur Automatisierung und kann, richtig konfiguriert, auch signifikant beim Energiesparen unterstützen.
Dem gegenüber stehen jedoch ein gewisser Einarbeitungs- und Wartungsaufwand sowie die Notwendigkeit, eigene Hardware bereitzustellen. Für Anwender, die eine einfache Plug-and-play-Lösung suchen, ist Home Assistant möglicherweise weniger geeignet. Für Bastler und Enthusiasten ist es jedoch oft die bevorzugte Wahl.
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