Von Makern, Arduinos, 3D-Druckern und meiner neuen alten Leidenschaft am Elektronikbasteln

Hier dreht sich ja viel um Fotografie, Lightroom und diverse Computer-Themen. Immer wieder sind aber auch Gadgets und andere technische Dinge dran. Ich selbst war viele Jahre nur noch mit Computerthemen, Programmierung, Webentwicklung und Software beschรคftigt und das begeisterte mich auch sehr. Ziemlich genau vor einem Jahr entdeckte ich aber eine groรŸe alte Leidenschaft von…

Von Makern, Arduinos, 3D-Druckern und meiner neuen alten Leidenschaft am Elektronikbasteln

Meine Berufslaufbahn hat ja so einige Schlenker genommen, da ich durch die Kenntnisse die ich mir privat erworben habe, irgendwie auch immer beruflich zu neuen Horizonten aufgebrochen bin. Als Kind hatte ich zwei groรŸe Interessen: Elektronik und Fischertechnik. Am besten beides miteinander kombiniert. Darum heizte schon in meinem Kinderzimmer der Lรถtkolben vor sich hin. Ich zerlegte alte Fernsehgerรคte und habe Teile fรผr andere Experimente ausgeschlachtet. Die stรคdtische Leihbรผcherei hatte allerlei Fachbรผcher rund um Elektronik und Elektrotechnik und die Zeitschrift „ELRAD“ lag gleichberechtigt neben dem YPS-Heft und Fix und Foxi Comics.

Am Anfang war der Lรถtkolben

Was die Sache unheimlich erleichterte war, dass ich aus einem sehr technisch und handwerklich interessierten Haus komme und immer sehr von meinen Eltern unterstรผtzt wurde. Am liebsten war ich auch mit meinem Vater und GroรŸvater in der Werkstatt und lernte dadurch sehr frรผh unterschiedlichste handwerkliche Fรคhigkeiten.

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Dass mein Vater selbst Elektriker bei den Stadtwerken war machte die Sache noch einfacher und er unterstรผtzte mich auch bei etwas gefรคhrlicheren Dingen, wie dem ร„tzen von Platinen. Anfang der achtziger Jahre gab es zudem noch jede Menge kleiner Elektroniklรคden – sogar hier in der frรคnkischen Provinz. Ich gab mein Taschengeld fรผr Transistoren, die ersten LEDs oder ein paar Streifenrasterplatinen aus. Viele dieser Dinge kombinierte ich dann auch mit meinen Fischertechnik Teilen und die Mรถglichkeiten von Fischertechnik Elektronik zu erweitern. Ein Highlight war immer der Besuch bei Conrad Electronic – damals noch im nicht allzu weit entfernten Hirschau.

Der Heimcomputer kommt

Wenig spรคter gesellte sich ein Commodore VC20 samt Datasette zu meiner Ausstattung. Ich baute Lichtgriffel fรผr die Eingabe am Bildschirm, EPROM-Reader oder Reset-Taster. Diese Reset-Taster verkaufte ich dann fรผr ein paar Euro an der Schule und besserte mir so mein Taschengeld etwas auf. Natรผrlich sammelte ich auch meine ersten Programmiererfahrungen, baute Sprites und eigene Spiele. Der VC20 wurde spรคter von einem Commodore C64 abgelรถst und schon damals war fรผr mich die Technik interessanter, als die Zeit mit Spielen zu vergeuden.

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Auf der Maker Faire Berlin 2015 – mancher hat seinen VC20 immer dabei ๐Ÿ˜‰

Die Musikerkarriere

Etwa zeitgleich stand neben Lรถtkolben und Heimcomputer nun auch eine E-Gitarre und ein E-Bass und weil es ein „E“ im Namen hatte, beschรคftigte ich mich natรผrlich auch gleich wieder mit der Technik drumrum. Ich baute einen Impedanzwandler mit J-FET Transistoren in meinen Bass ein, der den Sound verbesserte. Nach ein paar Holzarbeiten fand ein Piezo-Wandler unter der Brรผcke Platz und lieferte รผber eine kleine Elektronik sehr ordentliche akustische Kontrabassklรคnge. Rรถhrenverstรคrker waren vor mir nicht sicher und der Mangel an preiswerten Musikgerรคte (und Geld) fรผhrte dazu, dass ich auch Booster-Pedale etc. selbst baute.

Es wird professionell

Das „irgendwas mit Medien“ auf die Frage nach dem Berufswunsch, kannte in den Achtzigern nur eine Antwort: Radiofernsehtechniker. Diesen Berufswunsch hegte ich bereits ab der sechsten Klasse. 1987 begann also die Ausbildung zum Radiofernsehtechniker mit Hรถhen und Tiefen, denn der schulische Teil davon war ziemlich anspruchsvoll.

In meinem Lehrbetrieb fรผhrten wir damals auch die Computer-Reparaturen fรผr einen groรŸen Versandhรคndler durch, sodass ich Commodore C64, 128 und Amiga Rechner unter die Finger bekam und so langsam lernte, wie man sie wieder zum Leben erwecken kann. Auch der ein oder andere Atari ST war dabei.

Letztendlich schloss ich meine Lehre sehr gut ab und arbeitete noch 3 Jahre in diesem Beruf. Nach Abstechern in einem Musikgeschรคft der Technikerschule fรผr Nachrichtentechnik (fรผr die ich mir auch meinen ersten PC zulegen musste), trat das Internet in den Mittelpunkt meines Interesses. Das erรถffnete im wahrsten Sinn eine ganz neue Welt.

Von der Hardware zur Software

1995 begann ich mit meinen ersten Zeilen HTML. Kurz darauf kam PERL dazu und die ersten aktiven Webanwendungen entstanden. Angetrieben wurde ich dabei vom Wunsch ein System zu programmieren mit dem man Webseiten pflegen kann, ohne dass man eine Zeile HTML tippen muss.

Mit PHP3 wurde das sehr viel einfacher. Diese Kenntnisse plus meine Fรคhigkeiten mit Photoshop 3, Pagemaker und Fotokamera umgehen zu kรถnnen, befรถrderten mich ins Marketing und in Werbeagenturen. Ein eigenes ausgewachsenes Redaktionssystem entstand und wurde gut verkauft. Ich produzierte E-Learning Inhalte, machte nebenbei die Administration fรผr diverse Server und Netzwerke.

Was aber auf der Strecke blieb, war meine Leidenschaft fรผrs Basteln und fรผr Hardware – und das fรผr sehr lange Zeit. Zwar reparierte ich noch immer eigene Gerรคte wenn mal was kaputt ging. Ansonsten drehte sich alles um Bits und Bytes, Fotografie, Webentwicklung etc.

Ein Adventskalender รคndert alles

Beinahe 20 Jahre war der Lรถtkolben nur sporadisch im Einsatz, bis ich im November 2014 einen Adventskalender von Conrad Elektronik bestellte. Hinter den 24 Tรผrchen versteckten sich Transistoren, Widerstรคnde, LEDs, Kondensatoren sowie ein Anleitung fรผr allerlei kleine Elektronikexperimente. Eigentlich alles Kinderkram und die Funktionsweise der Bauteile und deren Einsatz musste mir nicht erklรคrt werden. Ich hatte jedoch eine so groรŸe Freude an diesem Kinderkram, dass ich unbedingt wieder mehr in dieser Richtung machen wollte.

Der Elektronik-Adventskalender von Conrad
Der Elektronik-Adventskalender von Conrad

Zwar hatte ich in den letzten Jahren immer wieder etwas รผber Microcontroller und Arduino gelesen, mich aber nicht so richtig dafรผr erwรคrmen kรถnnen. Gleich am 4. Januar diesen Jahres bestellte ich aber doch ein Arduino Starter-Kit und damit zรผndete die zweite Stufe meiner Begeisterung. Dank meiner Erfahrungen aus dem Programier- und Elektronikbereich, hatte ich die Grundlagen schnell drauf und die Ideen รผberschlugen sich regelrecht.

Gerรคte fรผr die Fotografie, fรผr die Musik und fรผr den Haushalt. Eine automatische Steuerung fรผr die Bewรคsserung der Balkonpflanzen samt Wetterstation und Webfrontend zum Beispiel. Oder eine Blitzauslรถser nach dem Vorbild von Hensels Freemask. Eine Stromversorgung fรผr LED-Kameraleuchten. Rรถhrenvorverstรคrker und noch vieles mehr habe ich seitdem realisiert oder prototypisch aufgebaut.

Ein Teil meiner Elektronikwerkstatt
Ein Teil meiner Elektronikwerkstatt

Gleichzeitig entstand in einem bislang nur wenig nutzten Zimmer meine Elektronikwerkstatt mit einer doch ziemlich ansehnlichen Ausstattung. Eine besondere Leidenschaft von mir sind dabei auch alte Messgerรคte. Das Heathkit Rรถhrenmultimeter hatte ich wรคhrend meiner Ausbildung und habe es gehasst. Nun bin ich davon so begeistert, das ich diese Messgerรคte restauriere und sammle.

3D-Drucker – der heilige Gral der Maker-Szene

Gebastelt habe ich schon immer. Nun stellte ich aber fest, dass ich ein Teil einer weltweiten Bewegung war, der Maker-Szene. Hier dreht es sich darum selbst kreativ zu werden, Dinge zu erfinden oder aus (Elektro-)Schrott neue Dinge zu machen. Zu einem echten Maker gehรถrt natรผrlich auch ein 3D-Drucker, der sich im April zum Messgerรคtepark gesellte. Die Einarbeitung in das Thema ist relativ zeitaufwendig, zumal ich ja auch selbst Teile designen wollte und mich dazu erst wieder ins Thema CAD einarbeiten musste. Die Standardsoftware meines XYZ DaVinci 1.0a reichte mir schon bald nicht mehr und so habe ich ihn mit der alternativen Firmware „Repetier“ und einem Raspberry Pi aufgerรผstet. Seitdem ist der 3D-Drucker stรคndig im Einsatz und macht sogar automatisch Zeitraffervideos vom Druckvorgang.

Was mich wirklich begeistert ist, dass es so viele Menschen gibt die ihre Ideen mit anderen Teilen. Man hilft sich gegenseitig bei Problemen und ich bin fast tรคglich erstaunt, was sich manche so ausdenken. Auch ergรคnzen sich alle meine Interessen nun gegenseitig. Mit dem 3D-Drucker entstehen Gehรคuse fรผr meine Elektronikprojekte oder ein Solarzellenhalter fรผr die (selbst entwickelte) Wetterstation, aber auch Halterungen fรผr mein Kamera-Rig oder Zubehรถr, das man so nicht kaufen kann.

Maker Faire Berlin 2015 – Treffpunkt der deutsche Makerszene

Da mich der Maker-Gedanke so gefesselt hat, musste ich Anfang Oktober auch auf die Maker Faire Berlin. In einem alten Backsteinbau im ehemaligen Postbahnhof veranstalte das Make-Magazin die Hauptstadtvariante der Maker-Messe und es war absolut phantastisch! Elektronikbastler aller Generationen. 3D-Drucker Hersteller und Anwender, Lasercutter, Bio-Hacker, Bierbrauer, Strickmaschinen, Steampunks und allerlei lustige und obskure Erfindungen, wie der feuerspeiende Blechcontainer „Kevin“ von Mike Wessling, der zwei grundlegende Dinge der Maker-Bewegung miteinander vereint: Kreativitรคt und Upcycling.

Das alles ist aber nicht nur Selbstzweck fรผr Spinner mit zu viel Zeit. Es entstehen dabei auch ganz handfeste Anwendungen, wie eine Warnweste mit eingebautem Blinker fรผr Motoradfahrer in Indien oder Wearables fรผr indische Frauen, รผber die sie auch Aktivitรคten hinter sich beobachten und im Ernstfall Alarm geben kรถnnen.

Auch stellte ich fest, dass viele der Aussteller und Besucher in meinem Alter den gleichen Hintergrund haben. Das YPS-Heft ist ein Beispiel dafรผr; Der C64 ebenso.

Alte Freunde aus dem YPS-Heft auf der Maker Faire
Alte Freunde aus dem YPS-Heft auf der Maker Faire

Mal wieder was selber machen

Nach vielen Jahren Software und PC hat das Thema „Basteln“ einen ganz neuen und groรŸen Stellenwert in meinem Leben eingenommen. Etwas wieder richtig mit den den Hรคnden zu erschaffen, das man sich selbst ausgedacht, recherchiert und probiert hat, ist eine ganz tolle und befriedigende Erfahrung. Dass dabei gleichzeitig Produkte entstehen, die meine anderen Interessen unterstรผtzen oder gar weiter voran bringen ist umso schรถner.

Um euch etwas mit meiner Begeisterung anzustecken, werde ich nun hรคufiger auch รผber solche Themen schreiben und berichten. Auch werde ich das ein oder andere Projekt verรถffentlichen wenn ich der Meinung bin, dass das auch fรผr euch interessant sein kรถnnte.

Mein Arduino Kit
Mein Arduino Kit

Wenn ihr nicht wisst was ihr zu Weihnachten haben mรถchtet (oder euch selbst beschenken wollt), kann ich Arduino-Kit wรคrmstens empfehlen! Der Einstieg ist wirklich nicht schwer und auch fรผr etwas grรถรŸere Kinder ist das eine tolle Lern- und Spielplattform, die man mit etwas Geschick auch mit Lego oder Fischertechnik kombinieren kann.

Macht was!

3 Antworten zu „Von Makern, Arduinos, 3D-Druckern und meiner neuen alten Leidenschaft am Elektronikbasteln“

  1. Hallo Markus,
    dir und allen Elo-Fans mรถchte ich das nรผtzliche Simulationsprogramm Multisim empfehlen. Damit kannst du praktisch alle Schaltungen entwickeln, testen, messen, variieren usw. Ich habe das in dem Buch „Schaltungen der Elektrotechnik und Elektronik-verstehen und lรถsen mit NI Multisim“ vorgestellt. Es enthรคlt auch die Studentenversion, die allen Ansprรผchen genรผgt.
    Deine Newsletter finde ich immer informativ.
    Lg Jรผrgen

    1. Danke fรผr den Tipp!

  2. Hallo Markus
    Einen stattlichen Teil Deiner Beschreibung kรถnnte ich 1:1 in meinem Blog rein kopieren. Vom VC20 รผber Commodore, TV Rรถhrengerรคte zerlegen, Berufslehre als Radio TV Elektroniker. Mitinhaber einer Wanderdisco, ein bisschen Selbststรคndig erwerbend. Basic, Turbo Pascal und noch ein bisschen Clipper programmiert. Heute begeisterter Arduino ‚Bastler, 3D Drucker Fan und Fotograf mit Fotostudio. Natรผrlich auch blogger. ๐Ÿ™‚ Heut meine selbst gebaute Weihnachtsbeleuchtung aufgebaut mit 4’300 einzeln ansteuerbaren LED Pixeln… ๐Ÿ™‚

    Dein Blog gefรคllt mir sehr gut. Werde Deine Berichte fleissig weiter verfolgen. Weiterhin viel Erfolg.
    LG Heinz