Eine zuverlässige Notiz-App ist für mich essenziell wichtig. Ich halte damit Musik-Ideen fest, archiviere Dokumente, schreibe Ideen und Anleitungen auf, verwalte Bedienungsanleitungen und Schaltpläne und noch vieles mehr. Da ich privat zwei unterschiedliche Laptops, zwei PCs (in Studio und Werkstatt), einen Mac Mini, ein iPad und ein Android Smartphone nutze, habe ich damit überall Zugriff auf alle Inhalte und kann nahtlos weiterarbeiten.
Nachdem ich seit 2008 Evernote im Einsatz hatte, einen kurzen Ausflug zu OneNote unternahm, um dann wieder zu Evernote zurückzukehren, schien vor knapp 2 Jahren Nimbus Note eine vielversprechende Alternative zu sein. Es war noch jung, machte aber einen guten Eindruck. Ich vermisste zwar Funktionen wie die Import-Ordner, durch die es in Evernote ganz einfach möglich war, von einem Scanner zu importieren, aber das sollte noch kommen.

Auch die Suchfunktion war nicht auf der Höhe von Evernote und die OCR war auch eher rudimentär. Inhalte in PDFs waren nicht vollständig und zuverlässig durchsuchbar. Aber auch das sollte sich laut der Nimbus Roadmap und den Entwicklern schnell bessern. Leider hat sich dabei bis heute nicht viel getan. Auch kann man nicht nach Notizen suchen, die auch einen Dateianhang haben. In Evernote kann man eine einmal eingestellte Suche speichern und hat damit eine Art „intelligenten Ordner“. Das hatte ich mehrmals bei Nimbus angefragt. Bis heute gibt es dort aber nichts Vergleichbares.
Verlorene Notizen und Inhalte
Viel schlimmer war für mich aber, dass ich viele Notizen einfach nicht mehr finden konnte, weil die Suchfunktion offensichtlich einige Schwierigkeiten hat. Ich nutze den Audiorecorder seit Evernote für spontane Song-Ideen. Nicht selten waren Audionotizen in Nimbus nach der Aufnahme nicht mehr auffindbar oder die Audiodatei fehlte. Gleiches passierte mir mit dem eigentlich sehr schönen Nimbus Clarity, mit dem man Screenshots und Desktop-Videos aufnehmen kann. Praktisch jede zweite Bildschirmaufzeichnung über 10 Minuten Länge ging verloren.
Währenddessen erhielt Nimbus viele Funktionen, die für mich komplett uninteressant waren. Ich benötige keine zig Gestaltungsmöglichkeiten für meine Notizen oder Gruppenfunktionen. Ich teile mir eine Einkaufsliste oder Rezepte mit meiner Partnerin – das war’s! Apropos Einkaufsliste: Die Android-App ist für eine solche Anwendung einfach nur nervig. Dreht man das Handy, benötigt die Nimbus App jedes Mal einige Sekunden, bis die Liste wieder angezeigt wird und eine Checkbox zu treffen, ist wirklich eine Kunst für sich.
OCR und Synchronisierung
Die Synchronisierung ist langsam und auch hier habe ich immer wieder Notizen verloren. Der Webclipper von Evernote ist dem von Nimbus haushoch überlegen. Er ist nicht nur deutlich schneller, sondern auch komfortabler und die erfassten Inhalte sehen – gerade bei kompletten Webseiten – in Evernote deutlich besser aus. Die Erfassungsart „Reiner Artikel“ habe ich in Nimbus immer schmerzlich vermisst.

Die Evernote App fotografiert und scannt Dokumente schneller und besser, zudem gibt es auch eine gut funktionierende Handschrifterkennung – sofern man keine Sauklaue hat …
Weiter geht es mit Verwaltungsfunktionen wie dem Zusammenführen von Notizen, was in Nimbus bis heute nicht funktioniert. Auch das Verschieben von Notizen im Windows-Client ist wahnsinnig langsam.
Richtig heftig wird es aber, wenn die Rechenfunktionen in Tabellen falsche Ergebnisse liefern – und das bei einfachen Summenfunktionen.
Exportfunktion. Welche Exportfunktion?
Wirklich problematisch ist aber die Exportfunktion für die Nimbus Inhalte. Sowohl der PDF- als auch der HTML-Export sind praktisch nützlich. Der PDF-Export liefert z. B. für Audio-Notizen ein leeres PDF, Bilder und Scans sind korrupt und verschwunden. Der HTML-Export besteht aus zig ZIP-Dateien, welche die Inhalte nur unvollständig enthalten und sich nirgends importieren lassen. Audionotizen werden ohne Erweiterung exportiert – Spoiler: Man muss ihnen die Erweiterung .aac geben. Auf der Roadmap steht ein JSON-Export, aber auch der ist bislang nicht verfügbar. Daher ist es mir zu riskant, mit Nimbus weiterzumachen. Vielleicht ist es Absicht, um einen gewissen Lock-In-Effekt zu erzeugen. Für den Anwender ist es einfach ein Ausschlusskriterium.
Zum Glück hatte ich meinen Evernote-Import zu Nimbus damals entsprechend gekennzeichnet, sodass ich die neuen Nimbus Notizen separieren konnte. Es war jedoch viel Handarbeit notwendig, damit ich alles einigermaßen von Nimbus nach Evernote bekommen habe. In den letzten Monaten habe ich Nimbus aber auch kaum mehr eingesetzt, da ich einfach kein gutes Gefühl mehr hatte. Ich hatte eher die Sammlungen von Microsofts Edge Browser, Google Notizen und Pocket im Einsatz.
Nimbus konnte meine Anforderungen letztlich nicht erfüllen und die sind:
- Notizen schnell und sicher erfassen – egal ob Text, Bild, Link oder Ton
- Inhalte in PDFs und Bildern erkennen
- Inhalte schnell und zuverlässig durchsuch- und auffindbar machen
- Inhalte schnell und zuverlässig synchronisieren
Zurück zu Evernote
Stattdessen kamen ständig neue Features hinzu, die für viele Anwender irrelevant sein dürften, wenn stattdessen schwerwiegende Bugs ignoriert werden. Für eine Note-Taking-App ist die Zuverlässigkeit das wichtigste Feature, gefolgt von der Auffindbarkeit der Inhalte. Auch Dinge wie Import-Ordner und OCR sind für viele Anwender wichtiger, als irgendwelche Gruppenfunktionen oder öffentliche Notizen. Ebenso ist es bei der Sicherheit: Evernote bietet Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und Notizen mit Passwort-Sicherung.
Erschwerend kommt hinzu, dass die mangelhafte Leistung nun sogar teurer ist, als die des Marktführers Evenote. Der Nimbus Pro-Account kostet bei jährlicher Zahlweise 6 €, Evernote Personal hingegen 5 €, wobei man bei Evernote den Personal-Plan häufig für 29,99 € bekommt (2,50 € pro Monat).
Die neue Startansicht „Home“ von Evernote – eine Art Dashboard – ist sehr praktisch und die Apps funktionieren sowohl unter iOS als auch Android tadellos. Evernote kann ich mit Google Drive und Calendar verbinden, ich kann Visitenkarten digitalisieren usw.
Alles funktioniert schnell und zuverlässig und darauf kommt es schließlich an. Gerade beim unbrauchbaren Export hat Nimbus seinen Newcomer-Bonus bei mir leider komplett verspielt.
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