Jeder braucht mal ein Bildschirmfoto, oder zu neudeutsch: „Screenshot“, sei es um dem Admin einen Softwarefehler unter die Nase zu reiben, dem nicht IT-ler das Konfigurationsmenรผ einer Software zu verdeutlichen oder um Software zu dokumentieren oder prรคsentieren.
In den Anfangszeiten der Heimcomputer war es durchaus รผblich, mit einer (natรผrlich analogen) Fotokamera den Monitor abzufotografieren. Als ich meinen ersten Computer – einen Commodore VC20 – vor mir hatte, waren Computermagazine wie das „64er“ oder Happy Computer voll von solchen Bildschirmfotos, war es doch oft die einzige Mรถglichkeit den Bildschirminhalt weiterzureichen. Sogar komplette Programmlistings wurde so zum Nachtippen angeboten – Drucker konnten nur schwarz und waren teuer …
Einen einfachen Screenshot kann man heute bekanntlich mit der „Druck“-Taste (bzw. ALT-Druck fรผr das aktuell aktive Fenster) erstellen, allerdings wird die so erzeugte Grafik nur in die Zwischenablage geladen und muss dann mit einer Grafiksoftware im gewรผnschten Format gespeichert werden. Im Bรผroalltag ist es sehr verbreitet, die Grafik in ein Word- oder Powerpoint-Dokument zu verfrachten und mit erklรคrendem (meist aber mehr verwirrenden Text) zu verschicken.
Mรถchte man nun doch gezielte Anmerkungen machen z. B. einen Schreibfehler im Softwaremenรผ hervorheben oder Verbesserungsvorschlรคge einfรผgen, dann wird es schon meist etwas komplizierter und aufwรคndiger. Die „Druck-Methode“ hat aber auch ihre Grenzen. So kann eben nur entweder der gesamte, Bildschirminhalt abfotografiert werden oder der sichtbare Teil des aktuellen Fensters. Besondere Inhalte wie Direct-X Grafikdarstellungen wie sie in Spielen รผblich sind oder eine lange Website im Browser lassen sich damit aber gar nicht erfassen.
Abhilfe schaffen spezielle Screenshot-Tools, die in unterschiedlichster Ausfรผhrung als Free- und Shareware aber auch als kommerzielle Produkte angeboten werden.
Spรคtestens aber wenn man im IT-Servicebereich, in der Softwaredokumentation, als Redakteur fรผr IT-Themen oder Autor fรผr E-Learning-Inhalte (wie ich) arbeitet, erwartet man etwas mehr Komfort und Mรถglichkeiten, damit das Erstellen aussagekrรคftiger Screenshots nicht lรคnger dauert, als das eigentliche Thema.
Ein besonderer Spezialist fรผr Screenshots und auch mein favorisiertes Tool ist SnagIt von der Firma Techsmith, dasย in der Version 8.2 zu haben ist und auf eine mittlerweile fast zwei Jahrzehnte lange Tradition verweisen kann. Die ersten Versionen der Software erschienen schon 1990! Daher ist SnagIt wohl das Screenshot-Tool mit dem grรถรten und meiner Ansicht nach auch praktikabelsten Funktionsumfang, allerdings ist es nur fรผr Windows verfรผgbar, Mac-Jรผnger sehen leider in die Rรถhre …
Was kann SnagIt nun? Die Software startet auf Wunsch mit Windows (wobei der Ressourcenbedarf vernachlรคssigbar gering ist) und wartet dann mit dem zuletzt gewรคhlten Capture-Profil im Traybar auf seinen Einsatz. Die Tastenkombinationen fรผr das Auslรถsen des Erfassungsvorgangs kann dabei frei gewรคhlt werden, sinnvoller Weise legt man sich SnagIt aber wieder auf die „Druck“ Taste.
Was hat es nun mit den Capture-Profilen auf sich? SnagIt verfรผgt รผber verschiedene Modi: Es kรถnnen z.B. auswรคhlbare Fenster, Freihandbereiche, nur Programmmenรผs, scrollende Bildschirminhalte u. a. aufgenommen werden. Dabei kann im Profil festgelegt werden, was nach dem eigentlichen Screenshot-Vorgang mit dem Inhalt passieren soll. Diese kรถnnen z. B. in einem bestimmten Grafikformat, mit einem vordefinierten Namen in ein voreingestelltest Verzeichnis gespeichert werden, so dass man viele Screenshots hintereinander machen kann um diese erst spรคter nachzubearbeiten (ideal fรผr Softwaredokumentation). Richtig bequem wird es durch Profile, die einen Screenshot gleich an das E-Mail-Programm, Word, Powerpoint, einen Instant Messenger, einen FTP-Accout, einen Drucker oder ein anderes, frei definierbares Programm sendet. Neben den bekannten Bildformaten wie JPEG, PNG, TIFF, GIF, BMP steht auch die PDF-Ausgabe zur Verfรผgung, was gerade in Firmen die Verteilung erleichtert.
SnagIt versteht sich dabei aber auch auf kleinere Interaktionen, so lassen sich beispielsweise Hotspots im Bild definieren, die beim รผberfahren mit dem Cursor einen Tooltip anzeigen oder zu einer Internetadresse fรผhren. Diese Screenshots werden dann im Flash .swf oder dem hauseigenen .snag Format gespeichert.
Natรผrlich kann man nicht „nur“ Bildschirmfotos machen und diese dann abspeichern oder an eine Anwendung schicken. Seine eigentlichen Stรคrken spielt SnagIt bei der Nachbearbeitung der Screenshots aus. Die Software kommt mit einem leistungsfรคhigen Editor, der speziell fรผr diesen Anwendungsfall ausgelegt ist. Mit ihm lassen sich die erfassten Bilder zuschneiden, in der Grรถรe bearbeiten oder mit Wasserzeichen versehen. Hauptmerkmal sind aber die vielen Funktionen zum Markieren und Herausstellen von Inhalte.
Neben Sprechblasen, beschriftbaren Pfeilen und anderen Symbolen, kรถnnen Bereich wie mit einem Textmarker hervorgehoben werden oder Teilbereiche des Bildschirmfotos vergrรถรert werden. Ebenso sind Bildunterschriften mรถglich und das Stempelwerkzeug fรผgt schnell und einfach Symbole oder Copyrighthinweise ein, die auch selbst definiert und in einer Bibliothek verwaltet werden kรถnnen. Apropos Verwaltung: Auch eine rudimentรคre Bildverwaltung samt Thumbnailvorschau ist im Programmpaket dabei. Ich ertappe mich รผbrigens oft dabei, den SnagIt-Editor auch fรผr Dateien zu nutzen, die nicht per Screenshot entstanden sind – gerade fรผr Blogbeitrรคge.
SnagIt installiert auch einen virtuellen Drucker der es erlaubt, aus jeder Anwendung (die Ausdrucke erlaubt) heraus, aus der Druckausgabe eine Bilddatei zu erzeugen. Zudem ermรถglicht SnagIt die Erstellung einfacher Screenvideos, wobei hier die Screenrecording-Software Camtasia Studio aus dem gleichen Haus ungleich mehr Funktionen bietet.
Nebenbei mรถchte ich erwรคhnen, dass es Techsmith mit dem JING-Projekt eine recht leistungsfรคhige und kostenlose Screenrecordinglรถsung fรผr PC und Mac anbietet.
Spezialfunktionen von SnagIt sind auรerdem das automatische erfassen aller Medieninhalte einer Website, die dann als einzelne Dateien gespeichert werden kรถnnen. Dazu kann ein Filter festlegen, welche Dateitypen- oder grรถรen berรผcksichtigt werden sollen. Oder aber das Texterfassungs-Profil, das den gesamten Text eines Fensters erfasst – auch z. B. den Text in Programm-Menรผs, der sich sonst nicht herauskopieren lieรe – und als ASCII-Text ausgibt.
Es lassen sich beliebige, eigene Profile erstellen, die den persรถnlichen Vorlieben oder Nutzungszweck angepasst sind. So habe ich u. a. ein“Blog-Profil“, das mir Screenshots gleich auf eine maximale Grรถรe herunterrechnet, mit einem Wasserzeichen versieht und in ein Projektverzeichnis schiebt.
Techsmith SnagIt 8.2 ist auf den ersten Blick „nur“ eine weitere Screenshotlรถsung, hat es aber gewaltig in sich. Es gibt wohl kaum eine Lรถsung mit mehr Funktionen und durchdachterer Bedienung, zumal Techsmith fรผr das Programm nur 34,99โฌ haben mรถchte, was mehr als preiswert ist.
Techsmith bietet eine funktionsfรคhige Testversion an, die man 30 Tage nutzen kann und letzte Zweifel beseitigen dรผrfte.
Dies war รผbrigens der erste Beitrag einer Serie zum Thema E-Learning und den dazu notwendigen Tools.
Letzte Aktualisierung am 15.07.2025 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API