UPDATE: Hier findest du mein 2024er Update zu diesem Beitrag
Je mehr man sich mit Home Assistant beschäftigt, desto sicherer ist man, dass man damit eine richtige Wahl als Smarthome-Zentrale gewählt hat. Sind erst einmal die grundlegenden Konzepte und Begrifflichkeiten klar, können auch Automationen und eigene Ideen schnell umgesetzt werden. Am Beispiel unserer Kaffeemaschine, habe ich in diesem Beitrag versucht, einige grundlegenden Konzepte von Home Assistant zu erklären und auch, wie man ESP-Mikrocontroller mit ESPHome in Home Assistant einbindet.
Bevor man jedoch überhaupt mit Home Assistant starten kann, muss Home Assistant auf irgendeiner Plattform installiert werden. Hier gibt es ziemlich viele Möglichkeiten mit Vor- und Nachteilen. Zudem muss man verstanden haben, was HA-Core, HassOS, Hassio, Hassbian, Supervisor usw. bedeuten und welche Aufgabe sie erfüllen.
Was sind eigentlich Home Assistant Core, Supervisor und HassOS („Hassio“)?
Kern von Home Assistant ist ein Programm auf Basis der Programmiersprache Python und wird als Home Assistant Core bezeichnet. Der Home Assistant Core kümmert die sich um die Integration von Geräten und Protokollen, um die Automation, Überwachung, kurz: um die Funktionen einer Smarthome-Zentrale. Dazu enthält der Core auch einen Webserver, über den man die Benutzeroberfläche (GUI) von Home Assistant erreichen kann. Üblicherweise über http://meine-ipadresse:8123.
Diesen Home Assistant Core könnte man auf allen Plattformen betreiben, auf denen Python läuft und entsprechende Abhängigkeiten erfüllt sind. Den Home Assistant Core gibt es auch als Docker-Container, sodass man damit Home Assistant sehr schnell installieren und für erste Tests und Eindrücke nutzen kann.
Wer also schon eine Umgebung mit Docker hat, etwa UnRaid, Open Media Vault oder auch größere NAS-Systeme wie QNAP oder Synology bieten das, ist mit dem HA-Core Container ganz schnell bei einer Testinstallation. Wenn ihr nicht wisst, was Docker und Docker-Container sind, macht das nichts, denn:
Ich schreibe hier bewusst „Testinstallation“, denn der Home Assistant Core ist noch lange nicht Home Assistant!
Mit HomeAssistant (früher Hass.IO) gibt es eine eigene Docker-Version, in der der HomeAssistant Core als Docker-Container läuft. Hier wird es wichtig: Nur damit kann man auch Add-Ons mit HomeAssistant nutzen! Und dann gibt es noch HassOS, oder Home Assistant OS. Das ist ein angepasstes (Ubuntu-Linux-)Betriebssystem, das gerade so viel Funktionen beinhaltet, dass alle HA-Funktionen darauf schnell und sicher laufen.

Mit HomeAssistant Supervised bzw. einfach HA-Supervisor, gibt es dann noch eine Erweiterung, mit der man andere Dienste wie z. B. Node-Red, Phoscon/DeConz (siehe HIER), Ad-Guard und vieles andere direkt mit HomeAssistant installieren und verwalten kann.
Home Assistant Supervised ist prinzipiell aber auch nur eine Docker-Umgebung, in der dann Erweiterungen wie Node-Red etc. als Container laufen. Wenn man Home Assistant Core ohnehin schon in einer Docker-Umgebung installiert hat, bringt es wenig, wenn man dann auch noch HA Supervised als Docker Container installieren würde, denn dann würde eine Docker-Umgebung in einer Docker-Umgebung laufen. Wenn man auf die Docker-Schiene geht, installiert man zusätzliche Dienste wie Node-Red, DeConz etc. ebenfalls als eigene Docker-Container. Die Integration ist dabei ebenso gegeben wie bei HA Supervised.
Auch eine CCU für Homematic kann man so innerhalb von Home Assistant realisieren. Diese Programme werden damit praktisch nahtlos in Home Assistant eingebunden und darin verwaltet. Man muss sich damit auch nicht um die Konfiguration und die Anbindung an HA kümmern und alle Updates etc. werden ebenfalls automatisch erledigt. Mit dem Supervisor kommt auch Microsofts Visual Studio Code direkt als Editor in Home Assistant, was bei der Erstellung von Automationen und Konfigurationen extrem hilfreich ist.

Der Supervisor kümmert sich um die Überwachung der Dienste (Watchdog). Technisch gesehen ist der Supervisor auch nur eine zusätzliche Docker-Umgebung.
Alles in Allem klingt das erst einmal relativ komplex und verwirrend. Als Home Assistant wird heute die Kombination aus dem Home Assistant Core, der Docker-Umgebung, die dummerweise auch einfach HomeAssistant heißt und dem HomeAssistant Supervisor bezeichnet. In Kombination erlaubt das den einfachen Betrieb auf unterschiedlichen Plattformen, wie z. B. einem Raspberry Pi. Man erhält es als fertiges Image für einen Raspberry oder auch als Appliance, wenn man es als virtuelle Maschine auf einem entsprechenden Server betreiben möchte (so läuft Home Assistant auch bei mir: als virtuelle Maschine auf einem UnRaid-Server).
Welche Plattform oder Hardware für Home Assistant wählen?
Wer es ganz einfach haben möchte, installiert Home Assistant auf einem eigenen Rechner. Das kann ein Raspberry Pi, ein Odroid-Rechner, ein Mini-PC wie z. B. ein Intel NUC oder auch ein ausrangiertes Notebook oder ein PC sein.
Der Raspberry Pi klingt hier logisch und ist sehr preiswert. Allerdings muss es für den Echt-Betrieb ein Raspberry Pi 3, 3+ oder noch besser ein Raspi 4 sein. Ein Raspberry Pi Zero oder Pi2 ist nur zu Testzwecken geeignet und für den Betrieb als Smarthome–Server zu schwach.
Mit dem Raspberry Pi ergibt sich aber noch ein weiteres Problem: Die SD-Karte. Üblicherweise läuft ein Raspi mit einer Micro-SD-Karte. Da Home Assistant (und viele andere Anwendungen) aber häufig auf die Karte schreiben, um Logs, Zustände etc. festzuhalten, wird diese früher oder später ausfallen. Ich hatte schon 2 Raspis, die nach einem Jahr – trotz qualitativ hochwertiger A2 SD-Karte ausgefallen sind.
Man kann an einem Raspi auch eine SSD– oder M.2 SSD mit mittels Adapter betreiben und neuerdings sogar direkt von der SSD booten. Die Mehrkosten von etwa 30 Euro für eine 240 GB SSD und 10 Euro für einen SATA-USB3-Adapter sind dabei überschaubar. Man erhält damit aber eine sehr viel stabilere Plattform, die auch noch schneller ist.

Hinzu kommt noch ein Gehäuse, das passende Netzteil mit mindestens 2,5 Ampere und idealerweise eine Kühlung. Bei einem Raspberry 4 mit 4 GB liegt man dann in Summe bei etwa 150 Euro. Damit kann man kleinere Home Assistant Konfigurationen betreiben. Steigen die Ansprüche, wird aber auch ein Raspberry Pi 4 vielleicht bald zu knapp.
Früher gab es noch das Hassbian-Image für den Raspberry, das aber zugunsten von HassOS abgeschafft wurde.

Für gut 100 Euro mehr bekommt man schon einen Intel NUC mit N3700 CPU. Die Variante mit einem Intel NUC ist auch bei den meisten HA-Nutzern die bevorzugte Lösung für Home Assistant und viele, die mit einem Raspi begonnen haben, steigen früher oder später auf einen NUC um. Allerdings sollte man auch hier nicht die kleinste Variante wählen, sondern ein Modell mit i3 oder besser Intel i5 CPU. Damit habt ihr eine Smarthome-Plattform, die auch zukünftig viele Aufgaben meistern wird, denn die Anzahl der Integrationen, Geräte und Automationen wird immer größer, je mehr ihr euch mit Home Assistant beschäftigt.
Will man außerdem noch leistungshungrige Funktionen wie ZoneMinder oder MotionEye – beides System zur Aufzeichnung von Überwachungskameras (teilweise mit Personenerkennung) unter Home Assistant betreiben – muss man auf noch stärkere Systeme setzen.
Für den Intel NUC gibt es ein fertiges Image, das ihr einfach nur installieren müssten und sofort ein lauffähiges System habt.
Oder ihr schaut euch bei Gebraucht-PC-Anbietern wie Harlander nach einem kompakten PC um. Hier gibt es potente Mini-PCs, teilweise mit i7 CPU, bereits ab knapp über 200 Euro.
Wenn ihr alte PC-Hardware nutzen möchtet, muss zunächst ein Ubuntu Server installiert werden, dann Docker (und evtl. Portainer) und darauf Home Assistant. Diese Methode setzt entsprechende Kenntnisse in diesem Bereich voraus und ist aufwendiger, als die Variante mit dem Raspi oder NUC. Zudem müsst ihr euch bei der Linux-Variante selbst um das Update des Betriebssystems kümmern. Die anderen Methoden setzen auf HassOS und die Updates erfolgen direkt aus Home Assistant heraus. Zudem ist HassOS ideal an die Anforderungen von Home Assistant angepasst.
Eine gute Anleitung, wie man Home Assistant auf PC-Hardware mit Ubuntu Server installiert, findet ihr HIER.
Home Assistant Blue und der Odroid
Seit kurzem gibt es mit dem Home Assistant Blue auch einen eigenen Rechner, der komplett vorinstalliert und sofort betriebsbereit ist. Er basiert auf einem Odroid-N2+, hat eine eMMC mit 128 GB eingebaut und kommt mit einem schicken Gehäuse samt HA-Logo daher. Leider ist er in Europa noch nicht so einfach zu bekommen und schlägt mit 300 Euro zu Buche. Man kann sich den Blue aber auch selbst bauen.

Ein Odroid N2 mit 128 GB eMMC, Gehäuse und Netzteil kostet etwa 180 Euro und ist z. B. bei Pollin erhältlich. Wer möchte, kann sich ein ähnlich schickes Gehäuse auch selbst 3D-drucken: Home Assistant Blue Gehäuse bei Thingiverse
Home Assistant als virtuelle Maschine
Bleibt noch die Variante, Home Assistant als virtuelle Maschine zu betreiben. So mache es ich, da ich bereits einen relativ leistungsfähigen Heimserver im Technikraum stehen habe. Der besteht aus einem HP Proliant Microserver Gen8 mit SSD und 4 Festplatten, 16 GB RAM und einer Intel Xeon E3-1230 CPU. Die Server-Software ist bei mir UnRaid und das bringt gleich eine Virtualisierungslösung mit, sodass man hier sofort virtuelle Maschinen betreiben kann.

Als Plattformen kommen aber auch Proxmox oder natürlich ein VMware ESX infrage. Für die verschiedenen Virtualisierungs-Plattformen stehen fix und fertige Appliances zur Verfügung. Mein Home Assistant Server war als virtuelle Maschine innerhalb von 15 Minuten einsatzbereit.

Apropos Backup: Es bringt bei Home Assistant relativ wenig, die ganze virtuelle Maschine zu sichern. Mit den eingebauten Backup-Funktionen lassen sich alle Einstellungen und Daten sehr schnell und sicher wiederherstellen. Eine virtuelle Maschine mit Home Assistant ist sehr schnell wieder aufgesetzt und die Rücksicherung der Backups läuft nach meinen Tests problemlos.
Überlegungen und Empfehlungen für einen Home Assistant Server
Wenn ihr erst einmal sehen wollt, ob ihr mit Home Assistant zurechtkommt und ob es für euch geeignet ist, würde ich zunächst einen Raspberry 3 oder besser 4 empfehlen. Mit Letzterem könnt ihr auch so lange in den Live-Betrieb gehen, wie ihr das Gefühl habt, dass er für auch ausreichend ist. Das geht auch erst einmal mit einer SD-Karte. Damit sind die Investitionskosten überschaubar und die Installation ist sehr einfach. Vielleicht liegt ja auch noch ein Raspi ungenutzt in der Bastelkiste? Später kann man dann auch noch auf eine SSD umsteigen.
Zur Installation benötigt ihr lediglich eine SD-Karten mit 32 GB oder mehr und das passende Image für eure Hardware. Eine Übersicht und Downloads findet ihr HIER und die Installationsanleitung HIER.
Die nächst günstigere Variante auf eigener Hardware nur für Home Assistant, ist der Odroid. Sollte der Home Assistant Blue auch bald in Europa besser verfügbar sein, wäre das natürlich die allereinfachste Möglichkeit, denn damit bekommt man Hardware samt vorinstalliertem HA zum sofortigen Einsatz. Da die Home Assistant Macher genau diese Plattform als Hardware anbieten kann man davon ausgehen, dass sie entsprechend leistungsfähig ist und HA darauf auch noch stärker optimiert wird.
Teurer, aber besser erhältlich ist der Intel NUC. Hier hat man schon einen fertigen PC, braucht sich nicht um Gehäuse, Kühlung oder Netzteil kümmern und kann ebenfalls innerhalb kürzester Zeit mit Home Assistant an den Start gehen, weil fertige Images angeboten werden.
Alle drei Varianten sind auch die, mit dem geringsten Stromverbrauch.
Wer Linux-Erfahrung hat, kann auch alte PC-Hardware nutzen. Allerdings hat man damit nicht den Komfort von HassOS und der einfachen Updates direkt aus der Home Assistant Oberfläche für das gesamte System inkl. Betriebssystem.

Bleiben Docker- und Virtualisierung: Mit Homeassistant Core und Supervisor in Docker unter UnRaid (mit den dort angebotenen Docker-Containern) habe ich (und andere) keine guten Erfahrungen gemacht. Es ist aufwendig zu konfigurieren und läuft nicht besonders stabil. Siehe auch HIER.

Durch die Backup- und Snapshot-Funktionen in HA, kann man seine Konfiguration und Einstellungen problemlos von einer Plattform auf eine andere migrieren, sollte man irgendwann die Meinung ändern.
Es stehen als jede Menge Hardware-Optionen für Home Assistant als Smarthome-Hub zur Verfügung. Welche davon für euch passt, könnt ihr hoffentlich anhand dieses Beitrags besser entscheiden.
Letzte Aktualisierung am 10.07.2025 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
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