Von Facebook habe ich erstmals 2007 von einem Arbeitskollegen kanadischer Herkunft erfahren, der darüber mit Freunden in der Heimat in Verbindung blieb. Damals sah das nicht nur sehr unspektakulär aus – es war es auch. Der Gedanke dahinter gefiel mir aber.

Facebook war anfänglich auch ganz lustig, abgesehen von zig Freundschaftsanfragen von Leuten, mit denen man schon vorher nichts mehr zu tun haben wollte oder die man kaum bis gar nicht kannte.
Tatsächlich habe ich die letzten Jahre die Social-Media-Plattform nur noch wegen der nachbelichtet Facebook-Seite genutzt und dabei auch viele nette Leute kennengelernt. Es ging hier immer sehr angenehm und gesittet zu, was ich vom Rest der Plattform nicht behaupten kann.

Wenn ich mir die Kommentare von irgendwelchen verbitterten Schwachköpfen unter Zeitungsmeldungen ansehe, weiß ich, warum sich die Dinge so entwickeln, wie sie sind und davon möchte ich kein Teil mehr sein. Auch habe ich Facebook nie als Informationsmedium genutzt oder irgendwelche Timelines gelesen. Dazu habe ich meinen RSS-Reader. Mich interessieren schon die täglichen Nachrichten nicht mehr und gleich gar nicht, was irgendwelche Leute dazu meinen. Ranga Yogeshwar hat diese permanente News-Berieselung sehr treffend als „Erregungsbewirtschaftung“ bezeichnet. Schaut man mit einer Zeitverzögerung von nur 2 Wochen über die damaligen Schlagzeilen, bleibt praktisch nie etwas über, das wirklich relevant ist.
Facebook ist für alte Leute – okay, ich wurde vor ein paar Wochen 52 🙂
Die Aktivität auf Facebook nimmt ab, was wohl auch daran liegt, dass Facebook ein Altersproblem hat. Junge Leute nutzen die Plattform schon lange nicht mehr. Hier dominieren TikTok und vielleicht noch Instagram oder das neue BeReal, welche aber auch auf hohem Niveau stagnieren. All diese Plattformen sind vor allem riesige Zeitfresser.
Für mich bedeutet die Facebook-Seite einen zusätzlichen Pflegeaufwand, der nachbelichtet aber nicht wirklich weiterbringt. Der Traffic, der von Facebook auf diese Seite kommt, macht bei knapp 5000 Followern noch nicht einmal 0,3 % (!) meiner gesamten Zugriffe aus. Sogar Pinterest bringt hier mehr Leute auf die Seite. Bei mir gibt es keine Clickbait-Beiträge und da fällt man beim Facebook Algorithmus durch. Dafür lohnt es sich nicht an einer Plattform festzuhalten, welche die Spaltung und Radikalisierung der Gesellschaft vorantreibt, hauptsächlich Dünnsinn verbreitet und nichts dagegen tut.
Sie haben mein schönes Internet kaputt gemacht!
„Sie haben mein schönes Internet kaputt gemacht!“ ist ein Spruch von mir. Seit 28 Jahren nutze ich dieses Medium, den größten Teil davon auch beruflich als Online-Marketing-Manager, Entwickler etc. Darum habe ich über die Jahre auch gerne alle Trends, Dienste und Technologien angenommen oder zumindest getestet und auf Nutzen, Chancen und Gefahren untersucht.
Mit Smartphones und günstigen Datentarifen hatte aber auf einmal jeder Volldepp eine Waffe in der Hand, mit der er seinen Dünnsinn ohne Aufwand in die Welt furzen, Leute schikanieren und beleidigen konnte und dank Facebook musste man noch nicht einmal eine Suchmaschine bedienen können oder sich für ein Forum anmelden.

Dorfdeppen gab es schon immer, aber jeder im Dorf wusste: Ah! Das ist nur der Dorfdepp – lass ihn reden, das wird schon wieder! Mit Facebook konnten sich diese ganzen Dorfdeppen aber finden, organisieren und gegenseitig aufschaukeln, wer der größte Misanthrop und Maulheld ist. Gerade in der Coronapandemie war das besonders gut zu erkennen. Das sehe ich als große Gefahr. Darum schließe ich nun meinen Account, weil ich kein Teil mehr davon sein möchte und erkannt habe, dass man auch nichts daran ändern kann, außer damit aufzuhören – denn mit den Dummen diskutiert man nicht.
Ich danke euch, dass ihr der nachbelichtet-Facebook-Seite gefolgt seid. Als Alternative kann ich meinen Newsletter anbieten. Den RSS-Feed gibt es ja auch und die besten Beiträge findet ihr auch bei Pinterest. Die richtig guten Informationen finde ich heute übrigens bei Reddit, das auch sehr viel bessere Antworten auf konkrete Fragen gibt, als es bei Google der Fall ist. Ein weiterer Vorteil von Reddit ist, dass es sehr ordentlich moderiert wird und dank Down-Voting Trolle keine Chance haben, sichtbar zu werden.
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