Kabelarbeiten – u-he ACE VST Synthesizer Plugin

Virtuelle Klangerzeuger im VST-Format gibt es zuhauf und mit stetig steigender Rechnerleistung steigt auch die Klangqualität. Während viele Hersteller darauf verpicht sind Klassiker wie den Minimoog oder Prophet 5 nachzubauen - oder sie zumindest so aussehen zu lassen - geht u-he's Mastermind Urs Heckmann andere Wege. Urs sucht sich die besten Features unterschiedlicher Synthesizer zusammen und erstellt ganz eigene Kreationen mit vielen Möglichkeiten und noch mehr Sound. Ein, auf den ersten Blick simpler, aber soundgewaltiger Synthesizer. Zudem stelle ich einige kostenlose Presets für den ACE zur Verfügung.
Bitte beachte: Dieser Beitrag ist mehr als 3 Jahre alt. Manche Links, Preise, Produkte und Aussagen sind vielleicht nicht mehr aktuell!

Auf seiner Internetseite fragt Urs selbst, ob es denn noch einen simplen Synthesizer bräuchte und in der Menge der VSTi Plugins, scheint diese Frage berechtigt, denn erst einmal ist der u-he ACE „nur“ ein Synthesizer im

Dass Urs Heckmann aber nicht Massenware liefert, hat er u. A. schon mit dem mächtigen „Zebra“ gezeigt. Kein geringerer als Filmkomponist und Oscar-Gewinner Hans Zimmer hatte den modularen Zebra als hauptsächlichen Klangerzeuger für die Filmmusik von „Batman – The Dark Knight“ auserwählt. Howard Scarr, der auch viele Presets für den Zebra erstellt hat, war bei mehreren Hans Zimmer Produktionen Synth-Programmierer. Der Zebra ist ein unendlich flexibles Biest, das nahezu alle Bereiche synthetischer Klangerzeugung abdecken kann – er erfordert aber auch einiges an Einarbeitung.

u-he ACE VST Synthesizer - Hauptansicht

U-he Synthesizer kommen zwar immer mit jeder Menge Presets und Patches, aber es wäre mehr als schade, wenn man sie als reine Presetschleuder eingesetzt würde. Ganz nebenbei: Hier sehe ich den eigentlichen Vorteil von Hardware-Synths: Man hatte sich ein solches Ungetüm für viel Geld gekauft und sich dann wirklich damit auseinander gesetzt. Heute läd man sich ein x-beliebiges Plugin, klickt mal die Presets durch und vergisst es schnell wieder, weil das nächste Plugin schon installiert ist. Einige Soundschraubereien sind offenbar etwas in Vergessenheit geraden, weil man sich dazu mit der Materie auseinandersetzen muss.

All Cables Anywhere

Das ist der Leitspruch unseres ACE, durch den er auch zu seinem Namen gekommen ist, denn ACE bedeutet nichts anderes als „All Cables Anywhere“. Das erste Missverständnis tut sich aber schon hier auf: Auch ohne jegliches Patchkabel kann man dem ACE jede Menge Sounds entlocken, denn alle Module sind intern schon verschaltet.

Ausstattung

  • 2 x LFO (1 sine, 1 Sinus/Dreieck/Sägezahn/Rechteck) 0Hz – 20kHz, LFO1 ist mit Sample&Hold Funktion ausgestattet und kann als Waveshaper verwendet werden. Beide LFO’s können auch als Oszillatoren „missbraucht“ werden
  • 2 x ADSR
  • 2 x VCO (Sägezahn/PWM) 0Hz – 20kHz, VCO1 zusätzlich mit SubOsc
  • 2 x VCF (mit jeweils zwei einstellbaren Ausgängen: LP1/LP2/LP3/LP4, HP/BP/BR)
  • 2 x VCA/Pan
  • 2 x Multiples
  • 1 x Mixer (Osc Mix, Sub, Rauschen, Aux)
  • 1 x Ramp Generator (up->hold->down->rest, loops if rest < 100)
  • 1 x Mapping Generator
  • 1 x Rauschen (Weißes und Rosa Rauschen)
  • 1 x gemeinsame Funktionen wie Glide/Glide2
  • 1 x Stereo Chorus (global)
  • 1 x Ping Pong Delay (global)
  • 1 x Bass/Treble Booster (global)

Man muss also keine Strippen ziehen, nur ergeben sich durch die manuelle Verkabelung ungeahnte Möglichkeiten.

Dabei muss man drei Dinge verstanden haben:

  • Dunkelgraue Buchsen sind Ausgänge, während die hellgrauen Buchsen Eingänge sind.
  • Ein Ausgang kann auf mehrere Eingänge geroutet werden. Ein Eingang kann aber nur ein Eingangssignal oder Kabel erhalten.
  • Wird ein Eingang mit einem Kabel verbunden, wird die Funktion des bezugehörigen Reglers durch eine Level-Funktion ersetzt.
Eingänge (hellgrau) und Ausgänge (dunkelgrau) des u-he ACE

Hat man das einmal verinnerlicht wird schnell klar, was man mit den virtuellen Kabeln beim ACE alles treiben kann. So können LFO1 und LFO2 auch als zusätzliche Oszillatoren eingesetzt werden, wobei LFO1 selbst als FM-Oszillator dienen kann. Aber auch umgekehrt gehts: Die eigentlichen Oszillatoren können auch LFO’s sein.

Virtuelle Patchkabel und das Kontextmenü der Eingänge

Mit welchem Signal ein Eingang verbunden werden kann erfährt man, wenn man einen Eingang mit der rechten Maustaste anklickt. Hier erscheint ein Kontextmenü mit den möglichen Quellen, die man dann auch gleich auswählen kann, worauf der ACE eine entsprechende Strippe zieht.

Bedienung und Spezialitäten

Der ACE ist sehr übersichtlich gestaltet. Die Patchkabel sind zwar nicht beweglich wie man es z. B. bei Propellerheads Reason kennt, aber sie lassen sich mit verschiedenen Kabeldurchmessern anzeigen und halbtransparent einstellen. Die Farben der Patchkabel können beliebig ausgewählt werden. Wie beim Zebra auch, kann man die Darstellung des Synthesizers auch vergrößern.

Ich bin immer sehr dankbar, wenn ein Plugin-Hersteller seinen Kreationen auch ein Blockschaltbild mitliefert, denn das macht den Signalfluss und die damit verbundenen Möglichkeiten sehr viel greifbarer. Dieses Blockschaltbild findet man in der 30 seitigen PDF-Anleitung zum ACE.

Blockschaltbild des u-he ACE

Für das Sounddesign muss man die Hauptdarstellung nicht verlassen. Bei der Einschätzung der Sound hilft ein eingebautest Oszilloskop, bei dem man die Zeitkonstante und Amplitude einstellen kann. Überhaupt gibt es nur 3 unterschiedliche Ansichten beim ACE:

  • Synth: Die Haupansicht mit allen relevanten Parametern und Modulen
  • Tweak: Hier findet man den Mapping Generator, das Stack Voicing und div. Feintuning-Möglichkeiten
  • Patch: Die Sound- und Presetverwaltung des ACE, wobei man seine Favoriten und „Müll“ markieren kann

Besonders nützlich finde ich das Default-Preset, welches den Synth in der Grundeinstellung startet. Dies ist für mich der ideale Ausgangspunkt für eigene Klangexperimente. Hat man sich mal verzettelt, kann gibt es Undo- und Redo mit unbegrenzten Zurück- und Wiederherstellungsschritten.

Besonders interessant ist der Mapping Generator. Damit lassen sich z. B. ein Oszillator je nach gespielter Note anders stimmen oder die Frequenz eines LFO’s je nach Anschlagstärke variieren, wobei die Frequenz dann gehalten wird. Allein mit dem Mapping Generator kann man sich Tage lang beschäftigen: Unregelmäßige Modulationen, komplexe Hüllkurven, andere Modulationseinstellungen bei jedem Anschlag … … … Damit ermöglicht er auch sehr viel komplexere und lebendigere Sound, als die Ausstattung des ACE beim ersten Blick suggeriert.

Multiples als Mixer, Ringmodulator, Balancer

Aus der Welt echter Modularsynthesizer entliehen, scheinen die Multiples-Module. Diese lassen sich als Signalmischer, aber auch als Ringmodulator oder zur Amplitudenmodulation nutzen.

Der Mapping Generator des ACE (Mitte unten)

Bis zu acht Instanzen eines Sounds lassen sich per „Stacked Voice Tuning“ übereinander schichten und einzeln (ver-)stimmen. Das ergibt superfette und volle Sounds, zieht aber auch kräftig an der CPU. Apropos CPU …

Die Performance

Urs hat bei der Programmierung des ACE aus den Vollen geschöpft. Die extrem gute Soundqualität ergibt sich durch eine nicht zimperliche CPU-Auslastung. Diese lässt sich aber unter „Tweak“ verringern, indem man die Qualität der Klangerzeugung zwischen „accurate“ (höchste Qualität und CPU Last) und „draft“ (geringere Qualität und CPU Last) in 4 Stufen variiert. Die Qualitätsunterschiede sind hörbar, aber nicht dramatisch. Ebenso kann man sich entscheiden, wieviele Stimmen der u-he ACE erzeugen kann (few, medium, many).

Beim Einsatz in der DAW kann man ja die entsprechende Spur bei höchster Qualität „freezen“ und hat dann wieder Ressourcen frei.

Sound, Sound, Sound !

Alleine die Grundkonfiguration ermöglich jede Menge Sounds. Richtig Spaß macht es aber dann, wenn die „Strippen“ ins Spiel kommen, denn dann wird aus dem, im besten Sinn „klassischen“ Synthesizer, ein Soundmonster, das auch modulierende Soundscapes beherrscht.

ACE Sounddemo:

Auch wenn der ACE nur mit einigen Modulationseffekten sowie einem Delay und einem 2-fach EQ ausgestattet ist, sind die möglichen Sound sehr voll. Hier hört man nicht üblichen, mit Effektkleister zugeschmierten „Ich-klick-mal-die-Presets-durch-Sounds“. Seine Stärke sind handfeste Klänge, die sich gut durchsetzen und in den Mix einfügen. Gezielte Equalizer-Bearbeitung ist ohnehin eher im Mix und damit der DAW sinnvoll und Reverb etc. lässt sich ja auch mit anderen Mitteln hinzufügen, zumal u-he mit den UHBIK Plugins eine sehr schönes Set an Effekten anbietet. Die UHBIK Effekte sind meiner Ansicht nach die ideale Ergänzung zum ACE.

Was mich am ACE begeistert ist, dass man viele klassische Sounds sehr schnell nachbauen kann und diese auch noch sehr druckvoll und authentisch klingen. In den höheren Qualitätseinstellungen erkenne ich keine VA-typischen Artefakte oder das typische „schwurbeln“ im oberen Frequenzbereich. Die Filter klingen sehr gut und die Hüllkurven machen nicht „schwupp“, sondern „knack“, will sagen: Sie sind sehr schnell.

Einige kostenlose Presets für den u-he ACE, die ich beim Test erstellt habe und die auch im Sounddemo zu hören sind, kannst Du dir hier herunterladen: Free u-he ACE Patches (ZIP, 35kb)

Das gefällt mir gut

  • Sound, Sound, Sound – fett, flexibel, breit oder brachial
  • hochwertige Filter und schnelle Hüllkurven
  • Flexibler, als die Daten und der erste Blick suggerieren
  • Sehr interessante Modulations- und Routingmöglichkeiten
  • übersichtliche Oberfläche
  • Gute Preset-Verwaltung mit Favoriten
  • Preis (69,00 €)

Das gefällt mir nicht so

  • kein Nachteil, aber die Bedienung und das Routing erfordern natürlich eine gewisse Einarbeitung
  • CPU Last kann bei bester Qualität und vielen Stimmen sehr hoch werden.
  • ein einfacher Arpeggiator wäre ganz nett

Fazit

Der u-he ACE braucht seine Daseinsberechtigung nicht anzweifeln lassen. Wenn man sich mit dem Synth etwas ausführlicher beschäftigt merkt man vielleicht, dass einem genau dieser noch gefehlt hat. Einfache Brot und Butter Sound sind ebenso möglich wie wabernde Soundflächen. Die halbmodulare Architektur ermöglicht ungewöhnliche Kombinationen der verschiedenen Module und Funktionen wie den Mapping Generator oder die Multiples findet man nicht bei jedem Synth. Die Filter sind u-he typisch auf höchstem Niveau und die Hüllkurven wirklich schnell.

Die CPU-Last kann höher werden, lässt sich aber mit der Qualitätseinstellung bremsen und ist auch für halbwegs aktuelle Systeme kein Problem.

Wer auf die nachgeahmte Optik eine Synthi-Klassikers verzichten kann und lieber einen flexiblen „Analog“ -Synthesizer möchte, der auch klassische Sounds drauf hat, ist mit dem u-he ACE mehr als gut beraten. Der aufgerufene Preis von 69,00 € ist schon fast lächerlich günstig.

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Ein Kommentar

  1. sehr geilo denn bekommt ma sinnvoll was erklärt …ober geile nr …der ace wird immer mehr mein persönliches liblings synth 😉

Kommentare sind geschlossen.