Neben der Auflรถsung (den „Megapixeln“) hat sich bei modernen Kameras besonders ein Wert verbessert: die Geschwindigkeit der Serienbildfunktion. Waren es bei der Nikon D70 noch magere 3 Bilder pro Sekunde, konnte die D90 schon mit 4,5 Bildern pro Sekunde (oder fps = Frames per Second) aufwarten, und die aktuelle Nikon D7000 schafft 6 Bilder.
Serienbilder nur fรผr Sportfotografie wichtig?
Trotz dieser beachtlichen Leistung ist die Serienbildfunktion wohl eine der am wenigsten eingesetzten Kamerafeatures. Hรคufig hรถre ich die Aussage: „Ich bin kein Sportfotograf, daher habe ich keinen Bedarf fรผr schnelle Serienbilder!“.
Klar! Das Serienbild war vorrangig dazu da, schnelle Ereignisse und Bewegungen – eben solche, wie sie bei z. B. bei Sportereignissen vorkommen -festzuhalten. Zu diesem Zweck gibt es auch Profimodelle wie die Nikon D3s, welche mit 9fps speziell fรผr diesen Einsatzzweck konzipiert wurde.
Die Serienbildfunktion kann Dir helfen bessere, schรคrfere und interessantere Bilder zu gestalten.
Schรคrfere Fotos durch Serienbilder
Das wohl am heiรesten diskutierte Thema wenn es sich um die Qualitรคt von Kamera und Objektiv dreht, ist wohl die Bildschรคrfe. Sicher ist dazu ein entsprechend gutes Objektiv nรถtig. Kurze Verschlusszeiten und Stative helfen ebenso.
Trotzdem kommt es immer vor, dass Fotos nicht ganz so scharf sind, wie man es sich das vorstellt, obwohl die Rahmenbedingungen stimmten. Ein Grund ist, dass man eben genau den Zeitpunkt zum Auslรถsen erwischt hat, indem das komplexe System aus Kamera, Objektiv, Stativ etc. besonders instabil war. Resultat ist ein leicht verwackeltes Bild, welches das letzte Quรคntchen Schรคrfe vermissen lรคsst.
In diesem Fall kann man einfach eine Serie probieren. Wenn man statt einem gleich 6 oder 10 Fotos in Serie schieรt, ist ganz einfach ย die Wahrscheinlichkeit hรถher, dass eines dabei ist, das besonders scharf ist, weil man bei einem der Bilder in der Serie den absoluten Ruhepunkt erwischt hat.
Gerade bei schlechter Lichtsituation kann man damit oft erstaunliche Ergebnisse erzielen. Mit Blitzanlagen oder Systemblitzen kann allerdings schwierig werden, da diese mit den hohen Bildfolgen oft รผberfordert sind.
Serienbilder fรผr bessere Gruppenfotos
Eine groรe Herausforderung sind immer wieder Gruppenfotos. Je mehr Personen die Gruppe umfasst, desto nervenaufreibender wird die Geschichte. Es hat immer einer die Augen zu, schaut irgendwo hin, aber nicht in die Kamera. Der nรคchste reibt sich schnell nochmal die Nase, eine Dame zupft das Kleid zurecht und einer ist immer dabei, der noch schnell den Alleinunterhalter spielen muss. Beim Gruppenfoto wird oft sogar aus der ruhigen Oma ein ADHS-Kind.
Um diesen Flohzirkus in den Griff zu bekommen, kann man entweder eine halbe Stunde vorher eine Runde Valium ausgeben – dann sehen die Leute aber immer so mรผde aus, oder man nutzt die Serienbildfunktion. Sobald die Gruppe sich aufgestellt hat gnadenlos auf Dauerfeuer gehen. Auch hier erhรถht sich die Wahrscheinlichkeit, dass man ein oder zwei Fotos dabei hat, auf denen alle einigermaรen ordentlich abgelichtet sind. Sollten alle Stricke reiรen, hat man immer noch die Mรถglichkeit ein perfektes Gruppenfoto aus der Auswahl der Einzelfotos zu retuschieren. Geschlossene Augen sind in Photoshop schnell ausgetauscht …
HDR Fotos aus der Hand
Manchmal kann ein HDR-Foto sehr interessant sein, auch wenn ich diese รผbertriebenen HDR-Fotografien nicht besonders mag. Ab und zu erfordert aber auch die Lichtsituation ein HDR.
Zur Erinnerung: Beim HDR-Foto werden zwei oder mehr unterschiedlich belichtete Bilder zu einem Foto verschmolzen. Dadurch hat man mehr Tonwerte zur Verfรผgung, als sie eine herkรถmmliche Kamera erfassen kann. Ein typisches Beispiel sind Fotos von Innenrรคumen mit Fenstern. Entweder man belichtet so, dass der Innenraum hell ist, dann sind die Fenster aber nur noch weiรe Rechtecke oder man belichtet auf die Fenster, dann ist aber der Raum zu dunkel. Also macht man zwei Bilder mit der jeweils passenden Belichtung und fรผgt diese dann z.B. mit Photoshop zu einem HDR Bild zusammen, in dem man dann sowohl einen hellen Raum, als auch die Landschaft durchs Fenster sieht.
Da die Einzelbilder, aus denen das HDR-Foto entstehen soll natรผrlich deckungsgleich sein mรผssen, kommt man normalerweise nicht um ein Stativ herum. Mit schnellen Kameras, die 4 oder mehr Bilder pro Sekunde schaffen, kann man das aber auch oft aus der Hand realisieren.
Wie wirds gemacht? An der Kamera stellt man die Serienbildfunktion und „Bracketing“ oder „Belichtungsreihen“ ein. Die meisten Kameras bieten hier Belichtungsreihen mit 3 Bildern an: Eines davon ist normal belichtet, eines รผberbelichtet und eines unterbelichtet – ideal fรผr unser HDR-Foto. Normalerweise wรผrde man nun 3 mal auf den Auslรถser drรผcken, um die entsprechenden Bilder zu erhalten. Mit dem schnellen Serienbild stellt man sich nun ruhig in, hรคlt die Kamera mรถglichst stabil und bleibt mit dem Finger auf dem Auslรถser. Die so gemachten Fotos eigenen sich aus meiner Erfahrung heraus meist sehr gut fรผr die Umwandlung zum HDR-Foto.
Serienbilder und Belichtungsreihen
Wie schon im vorigen Tipp beschrieben, kann man die Serienbildfunktion auch fรผr schnelle Belichtungsreihen nutzen. Wenn man sich bei einem Motiv nicht ganz sicher ist, wie man es richtig belichtet, weil es vielleicht sehr hohe Kontraste hat, kann man ebenfalls das Bracketing in Verbindung mit dem Serienbild nutzen.
Ich neige dabei dazu, hรถhere Blendenwertunterschiede z. B. +2 und -2 Blenden fรผr die Belichtungsreihe einzustellen. Wenn man RAW fotografiert hat man dann noch mehr als genug Spielraum fรผr prรคzise Anpassungen.
Den besonderen Moment einfangen
Es muss ja nicht das schnelle Basketballspiel sein, um die Serienbildfunktion einzusetzen. Auch wenn man Menschen oder Tiere fotografiert, tut sich das Besondere oft im Bruchteil einer Sekunde. Ein besonderer Gesichtsausdruck, ein dynamische Bewegung oder einfach der Moment, in dem man nicht nur die Person sieht, sondern ihr in die Seele schauen kann.
Mit dem Serienbild lรคsst sich dieser besondere Moment sehr viel wahrscheinlicher einfangen, als mit einzelnen Aufnahmen. Ich stelle immer wieder fest, dass viele regelrecht auf das Auslรถsegerรคusch der Kamera warten und kurz danach ihren Ausdruck verรคndern – oft zum Besseren.
Schnelle Kameras haben auch dazu gefรผhrt, dass Promis oft mit sehr ungewรถhnlichen Gesichtsausdrรผcken abgelichtet werden, die dann – aus dem Zusammenhang gerissen – fรผr eine entsprechende Pressemeldung genutzt werden.
รbriges: In der VOX-Serie „Lie to me“ – die ich sehr empfehlen kann – erfรคhrt man, wie viele „Mikroausdrรผcke“ es in jedem Gesicht geben kann und was sie bedeuten.
Was muss man bei Serienbildern beachten?
Damit man wirklich grรถรere Folgen von Serienbildern machen kann braucht man Speicherkarten, die dem Datenaufkommen gewachsen sind. Fรผr 6 Serienbilder pro Sekunde im RAW-Format fallen bei einer Nikon D7000 gut 100MB an Daten pro Sekunde an. Zwar puffert der interne Speicher die Datenflut ab, aber Du solltest Wert auf schnelle Speicherkarten, wie die SanDisk Extreme Pro legen.
Bei Belichtungsreihen passiert es auch mir ab und zu wieder, dass ich vergesse, das Bracketing auszuschalten und mich dann wundere, warum die nรคchsten Fotos รผber- oder unterbelichtet sind.
Das Serienbild ist eine Lรถsung, die nicht immer gut ankommt. Gerade in ruhigen Umgebungen kann das schnelle Klacken des Spiegels einer DSRL stรถrend sein und man sollte diese Funktion nur einsetzen, wenn sie wirklich erforderlich ist.
Noch ein Tipp fรผr Besitzer einer Nikon D300: Mit diesem Trick, kann man die D300 auch ohne Batteriegriff auf 8fps pushen.
Mit ein paar Handgriffen lassen sich auch interressante Bewegungsablรคufe darstellen: http://lensshifter.de/2012/03/bodymovement/
Cooler Tipp – danke!
AI Servo sollte man meiner Meinung nach immer bei bewegten Bildern nehmen. One Shot bei Motiven die absolut fest sind und AI Focus ist so ein Zwischending. Also scheinbar mache ich alles richtig und es liegt wirklich nur daran, dass der Autofokus nicht hinterher kommt (400d, 60d).
„eine halbe Stunde vorher eine Runde Valium ausgeben รขโฌโ dann sehen die Leute aber immer so mรผde aus“
Sehr gut!
Den kenn ich gar nicht, aber ich verwende auch gar kein Sportprogramm sondern in Hallen den Modus M und im Freien AV.
Also bei Canon nennt der Modus sich AI Servo und ist unabhรคngig vom Programm zuschaltbar. Zumindest bei der 7D packt der zu und bleibt wirklich dran hรคngen.
Solltest du mal versuchen.
Die Serienbildfunktion nutze ich recht hรคufig. Meist nur die halbe geschwindigkeit also in meinem Fall 4 Bilder/s aber das reciht meist aus um den richtigen Treffer zu bekommen.
HDR aus der Hand macht auch Laune
Ich nutze die Serienbildfunktion gar nicht, da ich vor allem beim Sport die Erfahrung gemacht habe, dass nur das erste Bild scharf und alle weiteren unscharf sind. Dann lieber mehrmals einzeln den Auslรถser betรคtigen und der Fokus kann sich auf die neue Situation einstellen. Vielleicht mache ich auch nur etwas falsch.
Da wรคre wohl der continuous autofocus angesagt gewesen. Das ist bei den meisten DSLRs im „Sportprogramm“ auch voreingestellt – damit wird der Fokus stรคndig nachgezogen.