Homerecording, also das aufnehmen der eigenen Musik oder Ideen mit dem PC ist so gรผnstig wie nie, wobei die technischen und klanglichen Mรถglichkeiten, die man selbst bei den gรผnstigsten Lรถsungen erhรคlt so umfangreich sind, dass man vor 15 Jahren nur davon getrรคumt hรคtte. Waren es frรผher die 4-Spur Analogrecorder auf Basis von Compact-Kassetten wie der Klassiker Tascam Portastudio oder gar ein 1/4 Zoll System mit 8-Spuren vom Typ Fostex R8 (wenn man einen etwas pralleren Geldbeutel hatte) die den Standard beim Homerecording ausmachten, kann man jetzt aus den Vollen schรถpfen. 8 oder mehr gleichzeitig aufnehmbare Spuren, unendlich viele Audio- und MIDI-Spuren – solange es der PC mitmacht, ein Arsenal virtueller Instrumente, Kompressoren, Limiter, Hall- und Delayplugins und die verfรผhrerische Mรถglichkeit, aus vielen einzelnen Takes einen „perfekten“ Take zusammenzuschneiden. Dazu kommen noch die mittlerweile extrem preiswerten Audiointerfaces, Midi-Keyboards, Kondensatormikrofone und Preamps aus meist chinesischer Fertigung, die teilweise erstaunliche Qualitรคt fรผr wenig Geld liefern.
Der Einstieg in die Recordingwelt mittels DAW (Digital Audio Workstation) beginnt im gรผnstigsten Fall bei gut 100โฌ, wobei ich davon ausgehe, dass man sowohl Instrumente und Gesang sowie MIDI (z.B. Keyboards oder programmierte Drums) aufnehmen mรถchte und man mit 2 gleichzeitig aufnehmbaren Audiospuren auskommt (wobei auch damit schon Drumaufnahmen mรถglich sind, mehr dazu spรคter). Was man haben sollte, ist ein einigermaรen aktueller PC (oder Notebook) mit mind. 512 MB RAM, 1,5 GHz Prozessor sowie einer Festplatte mit einigen GB Platz. Ich gehe davon aus, dass ihr aber z.B. einen Mikrofonstรคnder rumstehen habt und im Besitz von ein paar gรคngigen Kabeln seid. Als Monitorlautsprecher nehmt ihr erst einmal eure vorhandene Stereoanlage oder die PC-Lautsprecher her.
Um es gleich vorweg zu nehmen, die genannten Lรถsungen sind keine „Highend“-Systeme und Diskussionen รผber die Qualitรคt von Audiowandlern erรผbrigen sich hier. Meine Vorschlรคge sind Praktikerlรถsungen um mit wenig Geld, gute Aufnahmen zu realisieren und einen problemlosen Einstieg in die Homerecordingwelt bieten.
Lรถsung 1: Die Taschengeld-DAW ab 120 โฌ
Auch wenn man nur sehr begrenzte Mittel zur Verfรผgung hat, kann man schon ordentliche Aufnahmen machen. Sehen wir uns erst einmal nach einen Aufnahmeinterface um. Da nahezu alle Onboard-Soundkarten die in PCs und Notebooks verbaut sind, gรคnzlich ungeeignet fรผr’s Homerecording sind (von Creative Audigy mal abgesehen), sollte man zu einem speziellen Recordinginterface mit z.B. USB-Anschluss greifen. Diese haben recht brauchbare Audioeigenschaften und kosten nicht viel. Hier unsere erste Kombination:
- Behringer UCA-202 USB-Interface fรผr 37,00โฌ
- Behringer XENYX 802 Mischpult als Preamp mit Phantomspeisung fรผr Kondensatormikrofone (das werdet ihr sogar spรคter immer wieder brauchen kรถnnen, auch wenn eure Ansprรผche steigen) fรผr 47,00 โฌ
- T-Bone SC300 Kondensatormikrofon (erstaunlich guter Klang fรผr wenig Geld) fรผr 29,00โฌ
Wird sind hier 113,00โฌ fรผr eine komplette Recordinglรถsung – aber die Software fehlt ja noch …
… das ist aber heute garkein Problem mehr. Beim Behringer-Interface sind schon Massen an brauchbaren Virtuellen Instrumenten (Synthesizer etc.) und Effekten (z.b. die sehr gute Kjaerhus Classic Serie) enthalten. Einzig mit der Freeware Recordingsoftware „Kristal“ mag ich mich nicht so recht anfreunden, daher mein Tipp, denn ich vor einiger Zeit hier verรถffentlicht habe: Bestellt euch die Ausgabe 11/07 der Zeitschrift c’t nach, darin ist die Software Samplitude 8SE enthalten – eine hervorragende Aufnahmesoftware. Also nochmal 5โฌ fรผr die Heftbestellung und TATAAAAA: knappe 120โฌ und der Spaร beginnt.
Wer jetzt auch noch in die Tasten greifen mรถchte und noch kein passende Keyboard sein Eigen nennt, greift zum ESI Keycontrol 49. Gute Tastatur zum gรผnstigen Preis. Wer schon ein MIDI-Keyboard hat, dem reicht ein gรผnstiges USB-MIDI-Interface wie das Swissonic.
Lรถsung 2: Die Einsteiger DAW fรผr Gitarristen / Bassisten mit Anspruch fรผr gute 300โฌ
Du spielst Gitarre oder Bass, mรถchtest einen guten Gitarrensound/Basssound, nimmst auch mal gerne Gesang und ein Schlagzeug oder ein paar Akustikgitarren auf, mรถchtest aber nicht zu sehr investieren:
- Line6 Toneport UX-2 Audiointerface und Guitar-Modeller (mehr รผber die Wunderkiste kann man hier nachlesen) fรผr 189โฌ
- 2x T.Bone SC400 Groรmembranmikro fรผr zusammen 118โฌ
Wenn es noch ein Keyboard sein soll, gilt auch hier die Empfehlung von oben. Als Software liegt dem Toneport Ableton Live bei. Allerdings wรผrde ich auch hier wieder das oben genannte Samplitude empfehlen.
Lรถsung 3: Die Aufsteigerlรถsung fรผr gut 1000โฌ
Du mรถchtest also richtig einsteigen, sehr gute Aufnahmequalitรคt und auch mal 8 oder mehr Spuren (Drums oder Bandrecording) gleichzeitig aufnehmen? Auch das ist mittlerweile sehr preiswert mรถglich.
- MOTU 828MK II USB-Interface mit 10 gleichzeitigen, analogen Eingรคngen und 2 eingebauten Mikro-Preamps fรผr 499,00 โฌ
- SM Pro PR-8 8-fach Mikropreamp fรผr 149โฌ
- 2x Studio Projects B-1 Groรmembran Mikrofon fรผr zusammen 222 โฌ
- 1 Paar Behringer Truth 2031P Monitore zusammen mit dem Verstรคrker eurer Stereoanlage fรผr 169 โฌ
Damit habt ihr eine solide Grundausstattung fรผr gehobenes Homerecording fรผr gut 1000โฌ. Hier solltet ihr allerdings dann auch in eine Recordingsoftware investieren wobei ich hier Steinberg Cubase Studio 4 empfehlen wรผrde. Ich habe auch mit Cakewalk Sonar schon Sachen aufgenommen, nur komme ich mit dem Workflow nicht so unbedingt klar, es hat noch einige Schwรคchen im Bereich des Midi-Editors und bei grรถรeren Projekten erzeugt es deutlich mehr Last als eben Cubase. Alternativ wรคre da noch Samplitude 9, wobei hier meiner Ansicht nach das Preisleistungsverhรคltnis nicht mehr so stimmig ist.
Jetzt noch ein paar Tipps:
Auch wenn ihr nicht immer mehrere Spuren gleichzeitig aufnehmen mรผsst, ist ein Recordinginterface mit mehreren Eingรคngen durchaus sinnvoll. Man kann hier gleich alles fest anstecken (Bass, Gitarre, Gesangsmikro etc.) und sofort darauf zugreifen, ohne etwas umstรถpseln zu mรผssen. Das hilft der Kreativitรคt und schont die Nerven.
Drumrecording mit nur 2 Mikrofonen? Das geht – und zwar erstaunlich gut! Mit der sog. Recorderman Mikrofonierung kann man mit 2 Mikros einen vernรผnftigen Drumsound hinbekommen, sofern das Drumset ansich schon einen brauchbaren Sound hat. Ein (englisches) Video zu dieser Technik gibt es bei Youtube: http://www.youtube.com/watch?v=IiFOD1EeKhQ
Ich hoffe, dass ich euch mit meinen Empfehlungen weiterhelfen konnte. Bei Fragen kรถnnt ihr gerne posten.
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Letzte Aktualisierung am 15.07.2025 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
Eine Antwort zu „Recordinglösungen für Jedermann“