In Zeiten vermeintlicher „Kรคlte“ in digitalen Produktionen, gelten klassische Equalizer, wie die passiven Modelle von Pultec, als der Heilige Gral des guten Sounds. Tatsรคchlich sind diese Equalizer eher als Klangveredler, denn als chirurgisches Korrekturwerkzeug zu sehen. Mit einem solchen Klassiker malt man eher mit dem breiten Pinsel und die typischen Nebeneffekte der passiven EQs, wie starker Phasengang und die Beeinflussung der Nebenbรคnder, machen gerade den Reiz und den besonderen Klang aus.

PSP NobleQ – Klassiker neu interpretiert
Auch wenn sich der PSP NobleQ optisch die bekannten Klangboliden anlehnt, ist der NobleQ nicht einfach eine weitere Pultec-Kopie, die grรถรten Wert auf mรถglichst detailgetreue Nachbildung legt. Das ist auch gut so, denn mit dem NobleQ erhรคlt man mehr Eingriffs- und Angriffsmรถglichkeiten. So gibt es einen Hochpassfilter und der Hรถhenpeak- und Shelving-Filter kann sowohl zum anheben als auch absenken eingesetzt werden.
Wenn ich „mit dem NobleQ“ schreibe, meine ich eigentlich „mit den NobleQs“, denn man bekommt zwei Versionen des Plugins geliefert, die es fรผr PC und Mac als VST, AU und RTAS-Plugin gibt. Die Installation lรคuft dabei absolut reibungslos. Autorisiert wird das Plugin durch ein einfaches Lizenz-File, ganz ohne nervige Dongle oder Challenge-Response Verfahren.
Ein Equalizer gekauft, zwei bekommen
Der NobleQ ist das kleinere „klassischere“ Modell mit Hochpassfilter, Bass- und Hochton-EQ sowie einem Shelving-Filter fรผr die Hรถhen.Der NobleQex glรคnzt zudem noch mit einem Mittenband mit Glockencharakteristik.
Die ungewรถhnlich gute Nachahmung von seidigen Verzerrungen des PSP, findet sich auch in den NobelQs wieder. Diese Plugins machen schon etwas mit dem Signal, wenn sie nur im Signalweg hรคngen und der Modus-Schalter auf „Valve“ steht. Hier wird schon ganz subtil angedickt und es kommen ein paar Obertรถne hinzu. Mit dem dazugehรถrigen Regler lassen sich noch mehr Obertรถne hinzufรผgen, was klanglich schon fast einem leichten Exciter-Effekt รคhnelt.

Aber auch, wenn noch keinerlei weitere Einstellungen vorgenommen wurden, macht der NobleQ bereits „Klang“, denn er rundet den Hรถhenbereich ganz sanft ab. Wie auch bei den klassischen Vorbildern, bleibt die Filtergรผte nicht konstant. Senkt man ab, wird das Band schmรคler (hoher Q-Faktor), hebt man hingegen an, wird das Filterband breiter (niedriger Q-Faktor). Beide Bรคnder sowie Hochpass und der Shelving-Filter der Hรถhenregelung beeinflussen sich dabei (angenehm) hรถrbar und machen damit den EQ flexibler, als man es von einem solchen Prinzip glauben mag.
Die Benutzeroberflรคche ist รผbrigens angenehm groร und gut ablesbar – das ist auch nicht bei jedem Plugin der Fall.
Wie klingts denn nun? Sound & Performance
Ich bin kein Anhรคnger von vermeintlich absolut detailgetreu modellierten Plugins, denn aus technischer Sicht ist das ohnehin nie ganz mรถglich. Ich mag Plugins, die fรผr eine gewisse Charakteristik stehen, diese aber nicht verkrampft zu imitieren versuchen.
Fรผr viele ist das Pultec Plugin der UAD-Karten die Referenz fรผr diese EQ-Gattung und ich hatte diesen auch lange Zeit im Einsatz, bis ich mich dazu entschieden habe, nur noch auf native Plugins zu setzen und das bislang auch nie bereute.
Der PSP NobleQ klingt meiner Meinung nach deutlich besser als das UAD-Pendant. Die Hรถhenbรคnder sind sowas von seidig und weich, dass man auch mal richtig anheben kann, ohne dass etwas harsch oder unangenehm klingt und dann kommt noch dieser Obertonschmelz oben drauf … ganz ohne Artefakte.
Bรคsse lรคsst der NobleQ richtig voll und breit klingen, ohne dass diese groร an Definition verlieren wรผrden. Das Mittenband des NobleQex ist nicht nur eine bloรe Erweiterung. Ich frage mich, wie man bislang darauf verzichten mochte.
Der PSP NobleQ in der Praxis
Bei einer 44,1kHz/24bit Aufnahme benรถtigt das Plugin 1,1ms oder 47 Samples fรผr die Berechnung, was auch gleich im Plugin mit angezeigt wird. Dank automatischen Latenzausgleichs der meisten DAWs ein sehr guter Wert, wenn man die Soundqualitรคt betrachtet und damit eignet sich der NobleQ auch fรผrs Tracking.
Erstaunlich ist auch die sehr niedrige CPU-Belastung des NobleQ. Ich habe in einem Demoprojekt in Reaper 24 Spuren und dabei 14 Instanzen vom NobleQ und NobleQex eingesetzt. Mein INTEL i7 950 fรผhlte sich zusammen mit der MOTU 828 MK II bei 192 Samples Treibereinstellung, mit nur 6% Belastung gekitzelt. Das bedeutet, dass man den NobleQ getrost hรคufig einsetzen kann.

Anstatt nun irgendwelche Drums als Beispiel zu nehmen, wie es gerne gemacht wird, habe ich etwas herausgesucht, auf das unser Gehรถr ganz besonders sensibel reagiert: Gesang. Diese Aufnahme meines Freundes Rainer, wurde mit einem billigen Bรคndchenmikro ohne Popfilter gemacht und klingt in der unbearbeiteten Fassung sehr belegt. Die selbe Aufnahme habe ich dann durch den NobleQex geschickt und plรถtzlich ging der Vorhang auf (ab 0:25 Minuten).
Ich hab das Plugin mal mit meiner UAD vergleichen und bin einigermaรen angetan. Im Bassbereich klingt der PSP irgendwie „schรถner“ und auch die Hรถhen bleiben sogar bei extremeren Einstellungen recht geschmeidig.
Ich hab PSP eigentlich nur vom Vintage WArmer her gekannt.
Klingt echt fett. Was soll denn des nach dem 31.8. kosten?????????