Es ist unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht. Ich kann mich noch gut an meine ersten Gehversuche mit Adobe Lightroom erinnern. Damals hatte ich zur Verwaltung meiner Fotos ACDSee im Einsatz und Nikon NX zur RAW-Entwicklung. Spรคter stieg ich auf Adobe Bridge zur Verwaltung und Adobe ACR fรผr die Entwicklung um. Schon damals hatte ich den Wunsch nach einer integrierten Lรถsung, die komfortable Bildverwaltung und RAW-Entwicklung bietet.

Vor fast genau 15 Jahren, im Juli 2006, schrieb ich dann den ersten Beitrag zur Lightroom Beta fรผr Windows und schlussfolgerte, dass Lightroom DAS Werkzeug fรผr RAW-Fotografen werden kรถnnte.
Seitdem nutze ich Lightroom privat und beruflich beinahe tรคglich und die Bedienung ging in Fleisch und Blut รผber. Viele Versionen gingen ins Land und es kamen jede Menge Funktionen hinzu. Der Umstieg von der Bezahl-Version zum Abo schmeckte vielen nicht. Auf der anderen Seite erhรคlt man Photoshop (was fรผr mich ebenfalls unverzichtbar ist) und regelmรครige Updates fรผr einen sehr รผberschaubaren monatlichen Beitrag. Ich habe hunderte von Beitrรคgen zu Lightroom geschrieben, viele kostenlose Presets verรถffentlicht, aber auch immer den Markt beobachtet.
Lightroom Alternativen?
Ich habe immer wieder andere Lรถsungen getestet. Das bedeutet bei mir, dass ich nicht nur ein paar Mal etwas damit ausprobiere, sondern die alternativen Lรถsungen fรผr einige Wochen exklusiv nutze, wenn ich neue Fotos bearbeitet und archiviere. Ich zwinge mich praktisch dazu damit zu Arbeiten, als ob es Lightroom nicht (mehr) geben wรผrde.
Im Bereich der RAW-Entwicklung gibt es sehr viele Alternativen zu Lightroom, die in diesem Bereich oft auch mehr kรถnnen. Dazu zรคhle ich DxO Photolab 4 und natรผrlich Capture One. Wenn ich mir einen Frankenstein aus allen Lรถsungen zusammenstellen kรถnnte, wรผrde ich das RAW-Modul von DxO Photolab 4 (und das ausgezeichnete DxO PureRAW), zusammen mit der Bildverwaltung von Lightroom Classic und der Entwicklungsqualitรคt von Capture One wรคhlen.
Genau das ist fรผr mich auch der Knackpunkt: Lightroom ist viel mehr als nur RAW-Entwicklung. Die Bildverwaltung und der (oft gehasste, weil nicht verstandene) Katalog, sind fรผr mich nach wie vor das Alleinstellungsmerkmal von Adobe Lightroom Classic. Ich nehme den Import meine Fotos vor der Bearbeitung sehr gerne in Kauf, denn er erinnert mich nicht nur daran, gleich passende Stichwรถrter und vielleicht eine Sammlung zu vergeben, sondern sorgt auch dafรผr, dass ich auch nach Jahren noch den รberblick behalte.

Natรผrlich hat Lightroom noch immer Schwรคchen was die Geschwindigkeit angeht. Jede Einstellung wird in eine SQLite-Datenbank geschrieben und daraus wieder hervorgeholt. Auch dass sich der Lightroom-Katalog nur mit unkomfortablen Tricks auf mehreren Rechnern nutzen lรคsst, hรคngt damit zusammen. Aber ich habe fรผr mich noch keine andere Lรถsung gefunden, mit der ich Fotos so schnell und effizient bearbeiten kann. Die Anwendung von Presets beim Import, spart mir sehr viel Zeit bei Studioaufnahmen, die ohnehin immer unter gleichen Bedingungen erfolgen. Die Synchronisierung von Entwicklungseinstellungen ist einfach und effizient gelรถst. Virtuelle Kopien erleichtern die Erstellung von alternativen Entwicklungseinstellungen und Zielformaten, ohne dass dabei zusรคtzlicher Speicherplatz benรถtigt wird (von ein paar Kilobyte in der Lightroom-Datenbank abgesehen). Wรคhrend der Auswahl schnell die B-Taste gedrรผckt, um Fotos zur Schnellsammlung hinzuzufรผgen, die man zuerst bearbeiten will oder muss. All das bietet in dieser Form derzeit keine andere Lรถsung mit gleichem Funktionsumfang.
Das Wort, das mir bei Lightroom am Ersten einfรคllt, ist auch „Effizienz„. Wenn ich 200 Produktfotos mache, will ich die Auswahl, Sortierung, Bewertung und erste Entwicklung so schnell wie mรถglich erledigen. Ausgewรคhlte Bilder markieren und รผber Keywords und Metadaten gleich einer Smart-Sammlung zufรผhren. Einen Export in niedriger JPEG-Qualitรคt fรผr die Kollegen zur Auswahl und fรผr die Grafiker als DNG mit meinen Voreinstellungen. Das ist der Workflow, der sich in den vielen Jahren so bei mir manifestiert hat, dass ein Wechsel auf eine andere Software fast unmรถglich wird – sofern sie das nicht mindestens genauso einfach und effizient ermรถglicht.

Meine „Problemfotos“ kann ich aus Lightroom heraus noch immer an DxO senden und die viel besseren Mรถglichkeiten dieser Software zu nutzen, wenn es um Bildrauschen geht. Nach der Bearbeitung werden die geรคnderten Fotos automatisch wieder in den Lightroom-Katalog importiert. Viele Hersteller haben erkannt, dass sie um eine Anbindung an Lightroom nicht herumkommen. Es ist der De facto-Standard in der Entwicklung und Verwaltung von Fotos fรผr Fotografen.
Lightroom ist auch nach 15 Jahren nicht perfekt und es gibt einiges an Verbesserungspotenzial. Lightroom ist aber nach 15 Jahren noch immer so gut, dass es bislang kein anderer Hersteller geschafft hat, eine ebenbรผrtige Alternative zu schaffen, die Bildverwaltung und Bildbearbeitung so effizient verbindet. Auf weitere 15 Jahre!
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