15 Jahre Adobe Lightroom Classic – warum ich nicht darauf verzichten kann

Adobe Lightroom Classic ist nun schon รผber 15 Jahre auf dem Markt und noch immer gibt es fรผr mich kaum Alternativen. Das sind die Grรผnde.

15 Jahre Adobe Lightroom Classic – warum ich nicht darauf verzichten kann

Es ist unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht. Ich kann mich noch gut an meine ersten Gehversuche mit Adobe Lightroom erinnern. Damals hatte ich zur Verwaltung meiner Fotos ACDSee im Einsatz und Nikon NX zur RAW-Entwicklung. Spรคter stieg ich auf Adobe Bridge zur Verwaltung und Adobe ACR fรผr die Entwicklung um. Schon damals hatte ich den Wunsch nach einer integrierten Lรถsung, die komfortable Bildverwaltung und RAW-Entwicklung bietet.

Meine ersten Lightroom Experimente 2006

Vor fast genau 15 Jahren, im Juli 2006, schrieb ich dann den ersten Beitrag zur Lightroom Beta fรผr Windows und schlussfolgerte, dass Lightroom DAS Werkzeug fรผr RAW-Fotografen werden kรถnnte.

Seitdem nutze ich Lightroom privat und beruflich beinahe tรคglich und die Bedienung ging in Fleisch und Blut รผber. Viele Versionen gingen ins Land und es kamen jede Menge Funktionen hinzu. Der Umstieg von der Bezahl-Version zum Abo schmeckte vielen nicht. Auf der anderen Seite erhรคlt man Photoshop (was fรผr mich ebenfalls unverzichtbar ist) und regelmรครŸige Updates fรผr einen sehr รผberschaubaren monatlichen Beitrag. Ich habe hunderte von Beitrรคgen zu Lightroom geschrieben, viele kostenlose Presets verรถffentlicht, aber auch immer den Markt beobachtet.

Lightroom Alternativen?

Ich habe immer wieder andere Lรถsungen getestet. Das bedeutet bei mir, dass ich nicht nur ein paar Mal etwas damit ausprobiere, sondern die alternativen Lรถsungen fรผr einige Wochen exklusiv nutze, wenn ich neue Fotos bearbeitet und archiviere. Ich zwinge mich praktisch dazu damit zu Arbeiten, als ob es Lightroom nicht (mehr) geben wรผrde.

Im Bereich der RAW-Entwicklung gibt es sehr viele Alternativen zu Lightroom, die in diesem Bereich oft auch mehr kรถnnen. Dazu zรคhle ich DxO Photolab 4 und natรผrlich Capture One. Wenn ich mir einen Frankenstein aus allen Lรถsungen zusammenstellen kรถnnte, wรผrde ich das RAW-Modul von DxO Photolab 4 (und das ausgezeichnete DxO PureRAW), zusammen mit der Bildverwaltung von Lightroom Classic und der Entwicklungsqualitรคt von Capture One wรคhlen.

Genau das ist fรผr mich auch der Knackpunkt: Lightroom ist viel mehr als nur RAW-Entwicklung. Die Bildverwaltung und der (oft gehasste, weil nicht verstandene) Katalog, sind fรผr mich nach wie vor das Alleinstellungsmerkmal von Adobe Lightroom Classic. Ich nehme den Import meine Fotos vor der Bearbeitung sehr gerne in Kauf, denn er erinnert mich nicht nur daran, gleich passende Stichwรถrter und vielleicht eine Sammlung zu vergeben, sondern sorgt auch dafรผr, dass ich auch nach Jahren noch den รœberblick behalte.

Die Backup-Funktion von Lightroom erstellt nur eine Sicherheitskopie des Katalogs – nicht eurer Fotos!

Natรผrlich hat Lightroom noch immer Schwรคchen was die Geschwindigkeit angeht. Jede Einstellung wird in eine SQLite-Datenbank geschrieben und daraus wieder hervorgeholt. Auch dass sich der Lightroom-Katalog nur mit unkomfortablen Tricks auf mehreren Rechnern nutzen lรคsst, hรคngt damit zusammen. Aber ich habe fรผr mich noch keine andere Lรถsung gefunden, mit der ich Fotos so schnell und effizient bearbeiten kann. Die Anwendung von Presets beim Import, spart mir sehr viel Zeit bei Studioaufnahmen, die ohnehin immer unter gleichen Bedingungen erfolgen. Die Synchronisierung von Entwicklungseinstellungen ist einfach und effizient gelรถst. Virtuelle Kopien erleichtern die Erstellung von alternativen Entwicklungseinstellungen und Zielformaten, ohne dass dabei zusรคtzlicher Speicherplatz benรถtigt wird (von ein paar Kilobyte in der Lightroom-Datenbank abgesehen). Wรคhrend der Auswahl schnell die B-Taste gedrรผckt, um Fotos zur Schnellsammlung hinzuzufรผgen, die man zuerst bearbeiten will oder muss. All das bietet in dieser Form derzeit keine andere Lรถsung mit gleichem Funktionsumfang.

Das Wort, das mir bei Lightroom am Ersten einfรคllt, ist auch „Effizienz„. Wenn ich 200 Produktfotos mache, will ich die Auswahl, Sortierung, Bewertung und erste Entwicklung so schnell wie mรถglich erledigen. Ausgewรคhlte Bilder markieren und รผber Keywords und Metadaten gleich einer Smart-Sammlung zufรผhren. Einen Export in niedriger JPEG-Qualitรคt fรผr die Kollegen zur Auswahl und fรผr die Grafiker als DNG mit meinen Voreinstellungen. Das ist der Workflow, der sich in den vielen Jahren so bei mir manifestiert hat, dass ein Wechsel auf eine andere Software fast unmรถglich wird – sofern sie das nicht mindestens genauso einfach und effizient ermรถglicht.

Adobe Lightroom Classic 10.3 Update

Meine „Problemfotos“ kann ich aus Lightroom heraus noch immer an DxO senden und die viel besseren Mรถglichkeiten dieser Software zu nutzen, wenn es um Bildrauschen geht. Nach der Bearbeitung werden die geรคnderten Fotos automatisch wieder in den Lightroom-Katalog importiert. Viele Hersteller haben erkannt, dass sie um eine Anbindung an Lightroom nicht herumkommen. Es ist der De facto-Standard in der Entwicklung und Verwaltung von Fotos fรผr Fotografen.

Lightroom ist auch nach 15 Jahren nicht perfekt und es gibt einiges an Verbesserungspotenzial. Lightroom ist aber nach 15 Jahren noch immer so gut, dass es bislang kein anderer Hersteller geschafft hat, eine ebenbรผrtige Alternative zu schaffen, die Bildverwaltung und Bildbearbeitung so effizient verbindet. Auf weitere 15 Jahre!

7 Antworten zu „15 Jahre Adobe Lightroom Classic – warum ich nicht darauf verzichten kann“

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  1. AB

    Der kleinste gemeinsame Nenner lautet fรผr mich, „alles hat zwei Seiten“.. Ich kann den Artikel auch voll unterschreiben. Der Support, hier bei Adobe gerade, ist dann leider ungenรผgend. Ich habe mir angewรถhnt, mit Bridge die Fotodaten auf den PC zu รผbertragen. Das geht sehr schnell. Bei vielen Fotos nutzt ich das RAW Modul und eigene Presets zum Bearbeiten. Je nach Bedarf werden Unterordner angelegt, die ich mit LR bearbeiten will. Die Daten fรผr LR werden dann auch in LR importiert. Leider hat es sich zugetragen, das Fotos die ich mit Bridge sortiert, also Verschieben in einen anderen, neuen Ordner, nach dem รถffnen nicht mehr vorhanden waren. Also gelรถscht wurden. Ausgerechnet natรผrlich Fotos, die ich noch nicht im Backup verschoben habe. Adobe รคuรŸert sich nicht dazu.. Ich dachte das gehรถrt der Vergangenheit an. Da warte ich wohl noch mal 15 Jahre…

    1. Jeder hat so seinen eigenen Workflow. Mir scheint das aber ziemlich unkomfortabel und offenbar unsicher zu sein. Warum importierst du nicht alles gleich in Lightroom und machst dein Ordner-Management nicht dort? Man kann in Lightroom ja auch problemlos „physische“ Ordner verwalten, verschieben etc.

  2. Christian Pape

    …ich kann allen und allem zustimmen……fรผr meinen Teil ist die Dateiverwaltzng, wenn man sie einmal wirklich richtig verstanden hat (das hat bei mir auch lรคnger gedauert in vielen Anlรคufen) ist die Such- und Sortierfunktion unschlagbar !

    Ps
    Danke fรผr diese tolle Seite….immer wieder inspirativ !

    LG

    CP

  3. Markus

    Diese Hassliebe dรผrfte allen LR Benutzern gemein sein. Allerdings habe ich dieses Jahr zu oft mit der Performance und Instabilitรคt zu tun gehabt. Ich kenne kein Programm, welches so unzuverlรคssig ist und so langsam.

    Seit ein paar Wochen habe ich wieder der C1 Test gestartet. Eigentlich wir Du mehr ich mich fรผr einen Zeitraum fรผr eine Alternative fest. Seit fรผnf Jahren steigt mein Frust mit LR, besonders weil mit Affinity und Black Magic nur noch LR von Adobe kommt.

    Zum ersten Mal seit fรผnf Jahren bin ich mit C1 schneller und zufriedener als mit LR. Das liegt am neuen Release mit ihren zahlreichen Verbesserungen fรผr Geschwindigkeit und Workflow.

    Wie es am Ende ausgeht wird sich zeigen, aber erstmals bin ich ganz guter Hoffnung. Der Preis ist bei C1 allerdings mittlerweile sehr happig geworden, womit ich als privater Fotograf wohl nicht wechseln wรผrde.

  4. Maurice Imhof

    Lieber Markus. Genau so ist es mir bis heute auch ergangen. Ich habe auch vieles ausprobiert. Immer wieder getestet in der Hoffnung von Adobe wegzukommen. Aber wie du es schreibst. Bis heute habe ich kein vergleichbares Produkt gefunden. Ich hatte ja gehofft das die Macher von Affinity Foto einmal etwas rausbringen. Aber das war nur wunschdenken. Nun, ich bin auch nach zig Jahren bei Lightroom geblieben. So wird es anscheinend auch die Nรคchsten Jahre bleibenโ€ฆ

    1. Ich habe tatsรคchlich kein Problem mit Adobe. Ich hatte nur die Hoffnung, dass es mal einen Anbieter gibt, der das wirklich toppen kann und noch deutlich mehr bietet.

  5. Bernd A.

    Lightroom und Co.
    Ich kann das oben geschriebene gut nachvollziehen. Mir geht es รคhnlich, aber aus komplett anderen Grรผnden. Lightroom ist fรผr mich hรคlftig ein Hassprodukt. Ich nutze den Adobe Raw Converter zusammen mit Photoshop CC. Was mir bei allen anderen Programmen fehlt:
    1. Die Mรถglichkeit mehrere Bilder auf einmal im ARC zu entwickeln, Einzelbilder dann individuell zu bearbeiten. Die automatische Tonwertkorrektur mit AI habe ich noch bei keinem anderen Programm gesehen, diese spart sehr viel Zeit.
    2. Da ich viel Architektur fotografiere, habe ich noch kein Programm gefunden, dass sowohl automatisch, wie auch hรคndisch Gebรคude so schnell begradigen kann.
    3. Was mir bis heute bei den Adobe Programmen nicht gefรคllt ist, dass man nach Verbesserungen gefragt wird, diese dann aber nicht oder erst nach Jahren eingefรผhrt werden.
    Falls jemand ein Programm kennt, dass meine Ansprรผche erfรผllt, so bin ich ganz Ohr.
    LG
    Bernd