Und ob das alles nicht genug wรคre, kommen jetzt auch noch die Hersteller und ihre Treiber ins Spiel, die mehr oder weniger effizient und zuverlรคssig arbeiten.
Hach, mir ist heute so latent!
Also, es dreht sich alles um die Latenz. Zu den allermeisten Treibern fรผr Audio-Interfaces gehรถrt eine kleine Anwendung, mit deren Hilfe man die Latenz des Systems einstellen kann. Diese wird oft in Samples eingestellt, manche Hersteller begnรผgen sich mit einem einfachen Regler. Auskunft รผber die tatsรคchliche Latenz in Millisekunden gibt dann eure Recordingsoftware.
Als Beispiel habe ich im Bild mein MOTU 828 Mk II Interface mit Cakewalk Sonar 7. Mit einer Einstellung von 192 Samples ergibt sich hier eine sehr brauchbare Latenz von 4,4 ms. Damit wird mein System nicht รผbermรครig belastet und kann auch noch reichlich virtuelle Instrumente und Spuren wรคhrend der Aufnahme wiedergeben.
Diese Latenz ist aber ja nur wichtig, wenn ihr virtuelle Instrumente einspielt oder Plugin-Effekte wรคhrend der Aufnahme, im aktuellen Kanal nutzen (und verzรถgerungsfrei hรถren) wollt. Wenn es darum geht externe Instrumente wie Bass, Gitarre, externe Synthesizer oder den Gesang einzuspielen, braucht man womรถglich gar keine so niedrigen Einstellungen.
Die meisten Audiointerfaces haben eine Funktion eingebaut, die sich „Directmonitoring“ nennt. Damit wird das Eingangssignal – also z. B. der Gesang vor dem PC abgefangen und kann absolut verzรถgerungsfrei abgehรถrt werden. Damit nun Goldkehlchen – รครครคh der geschรคtzte Sรคnger – sein bisschen Hall bekommt, kann man diesen รผber einen kleinen Mixer und ein externes Effektgerรคt auf seinen Abhรถrweg zumischen. Bei meinem MOTU geht das auch ohne zusรคtzlichen Mixer, da das MOTU รผber Insert-Wege verfรผgt. Neuere Modelle wie das MOTU 828 Mk III haben sogar Effekte fรผr solche Aufgaben an Bord. Aufgenommen wird natรผrlich nur das trockene Signal.
Wenn alle Aufnahmen im Kasten sind und es nur noch um das Editieren und Mischen geht, dreht man die Latenz auf z.B. 1024 Samples oder noch hรถher. Damit belastet man das System nicht unnรถtig und hat wieder Rechenpower fรผr Plugins und Effekte frei.
Wenn es dann doch eng wird, mit der Systemleistung, „friert“ man fertige Spuren einfach ein. Damit wird z. B. die Wiedergabe eines virtuellen Synthesizers nicht mehr bei jedem Abspielen neu berechnet, sondern aus den aktuellen Einstellungen eine Audio-Datei erzeugt und der Synthesizer abgeschaltet. Bei den bekannten Herstellern wie Steinberg Cubase, Magix Samplitude oder Cakewalk Sonar gehรถrt das schon lรคnger zum Standard. Mรถchte man doch einen anderen Synthisound, „taut“ man die Spur einfach wieder auf und macht seine Einstellungen. Ihr glaubt gar nicht, wieviel Spuren man damit in einem Projekt unterbekommt, ohne dass der Rechner in die Knie geht!
The Most Wanted – die hรคufigsten Spielverderber
Fรผr mich hat sich im Laufe der Jahre eine klare Rangliste der grรถรten Spielverderber beim Recording am PC herausgestellt:
- Interruptprobleme mit anderen Gerรคten
- Inkompatible Chipsรคtze sowohl auf Motherboards, Firewirekarten, als auch bei zusรคtzlichen USB-Karten
- Hintergrunddienste und Zusatzanwendungen die immer im Hintergrund laufen wie z. B. Virenscanner, Instant Messenger, Google Desktop etc.
- Zu viele zusรคtzlich angeschlossene Gerรคte wie Scanner, externe Festplatten, Kartenleser
- Madige Treiber – es gibt Hersteller, da klemmt es einfach schon bei den Treibern – besonders bei Windows Vista.
… und was wir gegen sie unternehmen kรถnnen
Die Nummer Eins – interne Gerรคte: fรผhrt meiner Ansicht nach am hรคufigsten zu Problemen, wird aber im seltensten Fall beachtet, sodass sich die Probleme zu einer Never-Ending-Story entwickeln kรถnnen. Manche wechseln sogar das komplette PC-System wodurch es dann auf einmal geht. Warum? Auf dem neuen System sind vielleicht die Gerรคte-Interrupts anders verteilt und damit kommen sich USB/Firewire-Schnittstelle und andere Gerรคte nicht so sehr in die Quere.
In dem Bereich gibt es auch oft einen Hauptverdรคchtigen, den ich oben schon einmal genannt hatte: Das Netzwerkinterface. In modernen PC befindet sich die Netzwerkschnittstelle meist auf dem Motherboard, teilweise sogar zwei davon und in Gigabit-Ausfรผhrung. Damit ein Gigabit-Netzwerk auch bedient werden kann, genieรt die Netzwerkschnittstelle gewisse Prioritรคten und ist ohnehin immer in Aktion. Wir wollen aber nicht im Internet surfen, sondern stรถrungsfrei und nervenschonend Musik machen und brauchen dazu kein Netzwerk, also: abschalten!
Das kann man ganz einfach in der Systemsteuerung machen. Ihr geht nach Systemsteuerung->System->Gerรคte Manager und deaktiviert (nicht deinstallieren!) die Netzwerkkarte. Damit ist sie abgeschaltet und belastet das System nicht mehr. Wenn ihr diese wieder braucht, kรถnnt ihr sie ganz einfach wieder aktivieren. In meinem PC ist auch noch eine DVB-S Fernsehkarte drin, die man auch gleich mit abschaltet. Ebenso kรถnnten das Onboard-Soundkarten, ISDN-Karten oder Modems sein. Nicht abschalten dรผrft ihr natรผrlich Dinge wie Grafikkarte, Maus, Tastatur, Laufwerke usw.
Die Nummer Zwei – Chipsรคtze: Alle Hersteller von Firewire-Audiointerfaces nennen ein Firewire-Chipsatz von Texas Instruments (TI) als Grundvoraussetzung fรผr den stรถrungsfreien Betrieb. Auf vielen Boards und Firewire-Karten sind jedoch NEC-Chips verbaut, die nahezu immer zu Problemen fรผhren. VIA und Lucent-Chips (teilweise im Macbook Pro verbaut)ย funktionieren meistens auch einwandfrei. Sollte es also Probleme geben, kann man sich einmal eine TI-Firewirekarte besorgen und einbauen. Die dann รผberflรผssige Onboard-Firewire-Schnittstelle kann man im Bios abschalten.
Beim Line6 TonePort UX1 und UX2 gab es sogar erhebliche Probleme mit dem Intel 915 Chipset, der recht verbreitet war und zu Aussetzern und sehr starken Knacksern fรผhrte.
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Letzte Aktualisierung am 12.07.2025 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
Alter Artikel immernoch topaktuell (Ausser der Name des OS). Habe nie Problme gehabt bis ich eine neue Graka kaufte. Jetzt bin ich dem Fehler endlich auf der Spur.
Fachlich fundiert und sehr unterhaltsam geschrieben!
Selbst schon Bekanntes liest man ohne Langeweile weiter.
Gibts davon noch mehr?
Fundierte und unterhaltsame Artikel gibt es hier jede Menge ๐
Super Artikel. Super Seite! Allerbesten Dank!
Achso รคhm… will ja nicht klugscheiรen, aber vielleicht willst Du es nach 4 Jahren noch korrigieren.
24bit = 3Byte
Bin beeindruckt von diesem Artikel. Wenn jedes Problem so angenehm im Internet behandelt wรคre, kรถnnte man dieses ganze Gestammel in den Foren ignorieren. Vielen Dank *kniefall :-)*