Tipps zu Problemen mit Audiointerfaces und Latenzen

Um nun aber mit Audiointerface und Rechner solch niedrige Latenzen zu ermรถglichen, muss der PC ganz schรถn rechnen und zwar umso mehr, je niedriger die Latenz sein soll. Ist auch klar: Wenn der Rechner Zeit bekommt, kann er in Ruhe sein Signal berechnen, je schneller das gehen soll, desto mehr Leistung ist gefragt. Aktuelle Rechner…

Um nun aber mit Audiointerface und Rechner solch niedrige Latenzen zu ermรถglichen, muss der PC ganz schรถn rechnen und zwar umso mehr, je niedriger die Latenz sein soll. Ist auch klar: Wenn der Rechner Zeit bekommt, kann er in Ruhe sein Signal berechnen, je schneller das gehen soll, desto mehr Leistung ist gefragt. Aktuelle Rechner – und da zรคhle ich auch noch einen Pentium 4 mit 3,2 GHz dazu – haben damit auch von der Rechenleistung her meist keine Probleme, es muss nur alles richtig flutschen und da liegt der Hase im Pfeffer.

In einem PC-System tummeln sich eine Vielzahl von Komponenten. Grafikkarte, USB-Interfaces, die Controller fรผr die Laufwerke, vielleicht eine TV-Karte etc. etc.

Diese wollen alle bedient werden und erfordern, dass sich der PC und das Betriebssystem regelmรครŸig mit ihnen befasst. Das geschieht รผber die sog. Interrupts – erst kommst du dran, dann du und dann du. Diese Interrupts (oder „Unterbrechungsanforderungen“ – so haben wir das tatsรคchlich noch gelernt), kรถnnen aber auch dazu fรผhren, dass der Signalfluss vom Audiointerface unterbrochen wird und es dann zu Knacksern und Aussetzern kommt. Unter allen Gerรคten mit Interruptanforderung gibt es nรคmlich auch welche, die ganz besonders intensiven Gebrauch davon machen, da sie eine hรถher Prioritรคt genieรŸen, wie z. B. die Grafikkarte und das Netzwerkinterface.

Ebenso kรถnnen aber bestimmte Anwendungen, die auf dem Rechner installiert sind, zu Problemen beim digitalen Recording fรผhren. Besonders hรคufig sind das im Hintergrund laufende Programme wie Virenscanner, Desktopsuche oder Soft-Firewalls.

Bei Firewire-Interfaces gibt es hรคufig noch das Problem, dass viele dieser Gerรคte nicht mit Firewire-Chipsรคtzen von NEC klar kommen und zum Betrieb ein Texas-Instruments Firewire (IEEE1394) Chipsatz erforderlich ist. Mehr dazu spรคter.

Und zum Schluss muss natรผrlich auch die Festplatte schnell genug sein, um auch alles flรผssig abspeichern zu kรถnnen. Bei aktuellen Platten allerdings kein wirkliches Thema mehr, denn 8 gleichzeitige Kanรคle schaufeln bei einer Aufnahme gerade mal etwa 1,6 MB pro Sekunde auf die Festplatte.

Damit die Spekulationen รผber die Geschwindigkeitsunterschiede von Firewire und USB 2.0 (HighSpeed) einmal beseitigt werden, hier kurz der Rechenansatz: 24bit sind 8 Byte, 3 Byte sind also 24 Bit – richtig!?
Wir rechnen also Samplingrate x Bittiefe = 44100 x 3 Byte = 132300 Byte = 132kB oder 0,123 MB pro Sekunde und Mono-Kanal. Hierzu kommt nun noch etwas „Protokolloverhead“ – so nennt man die Daten, die zusรคtzlich zur reinen Audioinformation benรถtigt und mit รผbertragen werden.

Wir rechnen groรŸzรผgig mit 0,2 MB pro Sekunde. Bei 96hKz Samplingrate kรถnnen wir einfach einmal 0,5 MB/s annehmen. Das sind dann gerade mal 1 MBit/s fรผr 44,1 kHz und 24 bit, die รผber die Leitung mรผssen, denn unsere 123kB pro Sekunde Datenstrom von oben x 1024 = 125952 Bytes/s x 8bit = 1007616 Bits/s = 984 kBit/s = 0,98 MBit/s plus ein paar Kilobyte Protokolloverhead – aber das wisst ihr jetzt ja schon.

Unser Firewire 400 Protokoll erlaubt uns 400MBit/s und USB 2.0 480MBit/s. Beide Systeme sind also gleich schnell, da sie bei dieser Anwendung nicht annรคhernd ausgelastet werden – BASTA! Natรผrlich mรผssen nicht nur die Aufnahmekanรคle berechnet werden, sondern auch die aktiven Wiedergabekanรคle – trotzdem gibt es genug Spielraum. Mit 400MBit/s kรถnnen also knappe 50MB pro Sekunde รผbertragen werden. Die tatsรคchlich vorhandenen Unterschiede zwischen USB und Firewire liegen wo anders, dazu aber spรคter. Ansonsten gilt das einzig finale Argument: ISSO (das ist so)!

Vielleicht noch ein Vergleich zur Videobearbeitung: Eine Mini-DV Aufzeichnung vom digitalen Camcorder benรถtigt 25Mbit/s wasย  3,125 MB pro Sekunde an Daten erzeugt. Auch wenn ihr hier Probleme habt, helfen euch diese Tipps bestimmt weiter.

Es ist also ein ganzer Haufen Zeug zu beachten, wenn man entspannt und stรถrungsfrei am PC Musik produzieren mรถchte. Einmal mehr lachen sich die MAC-Freunde ins Fรคustchen, da sie meist weniger dieser Probleme haben, ist die MAC-Plattform doch sehr einheitlich was die Hardware angeht.

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Letzte Aktualisierung am 14.07.2025 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

6 Antworten zu „Tipps zu Problemen mit Audiointerfaces und Latenzen“

  1. Chis

    Alter Artikel immernoch topaktuell (Ausser der Name des OS). Habe nie Problme gehabt bis ich eine neue Graka kaufte. Jetzt bin ich dem Fehler endlich auf der Spur.

  2. Mischl

    Fachlich fundiert und sehr unterhaltsam geschrieben!
    Selbst schon Bekanntes liest man ohne Langeweile weiter.
    Gibts davon noch mehr?

    1. Fundierte und unterhaltsame Artikel gibt es hier jede Menge ๐Ÿ™‚

  3. Peter

    Super Artikel. Super Seite! Allerbesten Dank!

  4. Sill.Vio

    Achso รคhm… will ja nicht klugscheiรŸen, aber vielleicht willst Du es nach 4 Jahren noch korrigieren.
    24bit = 3Byte

  5. Sill.Vio

    Bin beeindruckt von diesem Artikel. Wenn jedes Problem so angenehm im Internet behandelt wรคre, kรถnnte man dieses ganze Gestammel in den Foren ignorieren. Vielen Dank *kniefall :-)*