Es ist schon irgendwie eigenartig – man fotografiert seit vielen Jahren, erst analog dann digital. Man hat einige Kameras hinter sich gebracht, Stunden und Tage in der Dunkelkammer verbracht und per Versuch und Irrtum Filme und Fotos entwickelt und vergrรถรert. Die Dunkelkammer รผbte auf mich immer einen besonderen Reiz aus, da man hier, im Gegensatz zur Entwicklung im Groรlabor, immer noch einen gewissen Einfluss auf das Endergebnis hatte.
Mit der Digitalen Fotografie war RAW, mangels ausreichend groรer und erschwinglicher Speicherkarten und bedienbaren RAW-Werkzeuge, erst kein Thema und wenn dann nur fรผr ein paar Experimente gut. Das Standardformat war JPEG, denn es ist einfach zu handeln, braucht wenig Speicherplatz und ist sofort so verfรผgbar, wie die Kamera es eben aufgenommen hat.
Eben: So wie es die Kamera aufgenommen hat. Fehler im Weiรabgleich oder eine halbe Blendenstufe unterbelichtet und man hat schon ein Problem. Wenn ich mir das Menรผ meiner Nikon D80 oder anderer Kameras ansehe, dreht sich ein Groรteil der Parameter um die (JPEG-)Bildqualitรคt. So hat man Einfluss auf die generelle Sรคttigung, Scharfzeichnung, Tonwertkurven,ย Farbton, Rauschunterdrรผckung usw.. Grabenkรคmpfe entzรผnden sich gar an der Frage sRGB I oder III oder doch noch besser: Adobe RGB, da es doch einen grรถรeren Farbraum hat Eine kleine Anmerkung dazu: sRGB oder Adobe RGB – der Unterschied ist was fรผr Haarspalter, Fotodienste wandeln ohnehin wieder nach sRGB, da die Belichter grundsรคtzlich damit arbeiten …
Als RAW-Fotograf kann man diese Diskussionen gleich mal hinter sich lassen, denn: RAW-Photographer do it later ๐ย (das Copyright zu diesem Spruch liegt bei mir!). Bei der D80 ist ein Foto im JPEG-Fine Modus etwa 3,5MB und ein RAW-Bild (da verlustlos komprimiert) etwa 6 MB groร. Eine SanDisk Extreme II 4GB SD-Karte (die genรผgen in diesem Modell voll und ganz), kostet heute inkl. einem schicken kleinen USB-Kartenleser etwa 43โฌ und darauf passen etwa 340 RAW-Fotos im Vergleich zu ca. 450 Jpeg’s – so what!?
Wo ist aber nur die „Revolution“? Diese hat fรผr mich mit Adobe Lightroom begonnen, denn damit ist es nur mรถglich, sehr schnell, viele RAW-Fotos zu bearbeiten und zu „entwickeln“. Im Gegensatz zu meinen ersten RAW-Attitรผden im Jahr 2004 (hier habe ich ungefรคhr 300 RAW-Bilder (und 800 Jpegs) aus dem Urlaub mitgebracht und bin bei der Konvertierung fast verzweifelt), ist es mit dem integrierten Workflow von Lightroom einfach eine Freude, die Fotos vom Datentrรคger zu holen, dabei gleich ein paar allgemeine Keywords und „sprechende“ Dateinamen zu vergeben und dann den Wรผnschen gemรคร anzupassen. Da viele Bilder oft die gleiche Beleuchtungs- und Belichtungssituation aufweisen, ist da Kopieren bzw. Synchronisieren der Entwicklungseinstellungen eine groรe Hilfe. Im Endeffekt bin ich nun mit RAW-Dateien und Lightroom deutlich schneller, als frรผher mit JPEG, einer Bilddatenbank (in meinem Fall war es immer ACDSee) und Photoshop. Was aber noch wichtiger ist: Die Ergebnisse sind deutlich besser und flexibler!
Warum sollte man dann auf den Komfort und das Mehr an Sicherheit verzichten, welches das RAW-Format bietet? JPEG fรผhlt sich fรผr mich mittlerweile an wie ein Polaroid oder der im Groรlabor entwickelte Kleinbildfilm. Mit RAW ist man wieder in der virtuellen Dunkelkammer, in der man sich austoben kann, aber nicht muss. In der RAW-Datei sind oft echte 1,5 bis 2 Blendenstufen nach oben und unten mรถglich – ist beim JPEG die Zeichnung in den Lichtern oder Schatten erst einmal weg, kommt sie auch mit der besten Tonwertkorrektur nicht zurรผck.
Adobes Geniestreich ist aber die einmalige Kombination aus Bildverwaltung, Bearbeitung und Konvertierung. Varianten eines Bildes, wie z.B. eine S/W Version, verschiedene Zuschnitte oder Tรถnungen erstellen zu kรถnnen, ohne dabei nennenswerten, zusรคtzlichen Speicherplatz zu verbrauchen oder gar das Originalbild antasten zu mรผssen, ist einfach eine ganz neue Perspektive, welche die Kreativitรคt anheizt. Auch die Beschrรคnkung auf relativ wenige, aber wichtige Bildparameter (im Vergleich zu der ausufernden Vielfalt von Photoshop) , lรคsst einen erstaunliche Ergebnisse erzielen – ich habe jedenfalls noch nie so gerne mit Farbbalancen und Tonwerten experimentiert, wie in Lightroom.
Ich denke jedenfalls, dass dem RAW-Workflow auch im Amateur- und Semiprofibereich die Zukunft gehรถrt. Mir hat er auf jeden Fall neue Perspektiven und Mรถglichkeiten erรถffnet. Wie ist eure Meinung?
Letzte Aktualisierung am 15.07.2025 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
Hi,
ich fotografiere auch nur noch in RAW, hier kann ich wenigstens ‚mal eben schnell‘ ein paar
Sachen richten, die mit JPG futsch sind.
Ich kann es nur bestaetigen, Lightroom ist jeden einzelnen Cent wert!
(Es verlangt aber auch Disziplin, man bekommt mehr, wenn man z.B. sofort die neuen Bilder
mit aussagekraeftigen Keywords belegt. Dadurch findet man dann schneller seine Bilder wieder ๐
Ein schoenes Wochenende,
Marc
Hallo Markus,
ich habe deinen Bericht gelesen und bin wieder einmal begeistert von deinen Wissen was die digitale Fotografie anbelangt. Nach deinen Flitterwochen werde ich eine Einfรผhrungsrunde zum Thema Adobe Lightroom / RAW bei Dir buchen …
Viele Grรผรe
Karl Kanal
danke fรผr die info
@rajue…ich kann beide gebrauchen sd und cf.
ich weiss bloร das es viele fรคlschungen dieser karten gibt, nicht รผberall wo sandisk draufsteht ist sandisk drin.
deswegen bin ich bei billigangeboten vorsichtig
gruร horst
Ich glaube, dass Horst eher auf CF-Karten steht ๐
@Horst: Die Sandisk Karte gibt es bei Amazon, allerdings nur noch wenige und nur noch รผber andere Hรคndler, nicht mehr von Amazon direkt:
SanDisk Secure Digital (SD) SpeicherkarteHC 4 GB ULTRA II + Micromate Reader (Retailverpackung)
Ich bin reiner Hobbyfotograf und fotografiere 100% RAW. Dann kann ich hinterher alles aus meinen Bildern rausholen und auch mal kreative Entwicklungsschritte ausprobieren.
Die Revolution hat fรผr mich mit Apples Aperture begonnen. Sagenhaft innovativ. Bis dahin habe ich nur Capture NX fรผr meine NEF-Dateien gekannt.
Adobe hat mit Lightroom ziemlich schnell zurรผck geschossen aber beide Beta-Versionen (also Aperture und Lightroom) waren noch ziemlich buggy, leider hat Apple fรผr die Beta (Aperture 1.0) viel Geld verlangt. Deswegen bin ich dann zur lange Zeit kostenlosen Lightroom Variante gewechselt. Also die dann 1.0 wurde habe ich das dann auch investiert und nie bereut.
Kleines Manko: auf einer 4 GB Speicherkarte (die es relativ gรผnstig bei Amazon gibt, Extreme III fรผr ca 55,-) haben gerade mal noch ca. 240 Bilder Platz (Nikon D200).
Fazit: definitiv die Zukunft der digitalen Fotografie. Ein einheitlicher Standard wรคre aber so langsam mal angebracht (z.B. DNG).
ich bitte um die kaufadresse fรผr die sandisk extreme 4 gb karte fรผr 43 euro wen mรถglich.
danke im vorraus
horst
ps…in bezug auf RAW hast du vollkommen recht