Unter den unzรคhligen Plugins dort drauรen welche zu finden, die einen wirklich weiterbringen, anders sind oder einfach – und das ist wohl am wichtigsten – gut klingen ist nicht ganz so einfach. Beinahe tรคglich wird der Hunger nach neuen Plugins befriedigt und gleichzeitig wieder geschรผrt.
Ein Plugin erscheint und schon wenige Augenblicke nachher gibt es die ersten Tests und Reviews. Ich frage mich dann, wie man das in so kurzer Zeit รผberhaupt beurteilen kann und ob man sich denn รผberhaupt mit dem Plugin XY wirklich beschรคftigt hat.
Bei mir findest du nur Plugins, die ich wirklich ausfรผhrlich getestet habe und die ich tatsรคchlich auch regelmรครig einsetze und darunter sind heute wieder drei sehr interessante Vertreter.
DDMF 6144 – Rupert Neve lรคsst grรผรen
DDMF ist eine kleine aber sehr feine Softwareschmiede aus Amsterdam, die sich dem Thema Neve-like Equalizer angenommen und sich dabei am Portico 5033 angelehnt hat. Jetzt klingelt es bei manchen vielleicht schon, weil auch ein sehr bekanntest deutsches Softwarehaus Portico-Plugins anbietet.

Der Charm der Portico-EQs liegt in der Art und Weise, wie die verschiedenen Bรคnder miteinander interagieren und wie sie mit den Hรถhen umgehen. Dabei ist die Anzahl der Bedienelemente sehr รผbersichtlich und dรผrfte auch bei Einsteigern wenig Fragen aufwerfen. Ich persรถnlich mag ja diese Art der Equalizer, weil sie mich einfach an die „Analogzeit“ erinnern, wo jeder Mixer einen Band-EQ mit (semi-) parametrischen Mitten und vielleicht noch einen Low-Cut hatte. Heute wird viel zu sehr nach Frequenzkurven und mit dem Auge gemixt und da ist der DDMF 6144 das ideale Gegenmittel. Was gut klingt und funktioniert ist auch gut – egal wie die Kurve aussieht.
Zurรผck zu unserem DDMF 6144. Ich bin echt erstaunt, dass man fรผr 39$ (etwa 30 Euro) einen so guten Charakter-EQ bekommt. Egal wie sehr man die Hรถhen aufdreht – es klingt nie aufdringlich oder spitz. Eine sehr dezente Sรคttigung sorgt fรผr ein paar angenehme Obertรถne und dass es das Plugin als 64-bit Version gibt, ist auch 2012 noch nicht selbstverstรคndlich.
Der DDMF 6144 befindet bei meinem Mix nahezu in jedem Kanal und ist schon zum Standard-EQ geworden. Klingt es wie das fast 17 Mal (!!) so teure Plugin von Steinberg? Keine Ahnung! Aber viel besser kann das nicht mehr klingen …Unbedingt ausprobieren!
Windows und Mac als 32- und 64-Bit VST- und AU-Plugin sowie als RTAS-Version.
Mehr Infos und Demo-Download: DDMF Webiste
PS: Vorbeischauen lohnt sich doppelt, denn der DDMF ColourEQ ist nun Freeware und kann damit kostenlos heruntergeladen werden!
FXpansion BFD Eco – Drummers delight
Meine Gรผte! Was haben Drumsamples bereits fรผr eine Geschichte. Ich erinnere mich noch gut an Sample-Player wie den Dynacord Add One oder den Alesis DM5, der auch in meinem ersten DAW-Setup fรผr „echte“ Drumsounds sorgte.
Heute haben wir die Auswahl an zig Gigabyte groรen Drum-Libraries fรผr nahezu jede Stilrichtung, aufgenommen in berรผhmten Studios und mit siebenhundertfรผnfzigtausend Velocity-Layers pro Instrument. Gerade wenn man aber einen Drumpart programmieren muss, mรถchte man schnell ans Ziel, nรคmlich zu einem griffigen Groove kommen. Die Mรถglichkeiten groรer Drum-Plugins sind da oft eher hinderlich, auch wenn die Mรถglichkeiten faszinierend sind.

FXpansion haben sich dem Dilemma angenommen und eine abgespeckte Version ihres groรen BFD kreiert, die auf den Namen BFD Eco hรถrt.
Wo sind die groรen Unterschiede? BFD Eco kommt im Gegensatz zum groรen Bruder BFD2 „nur“ mit 5 Kickdrums, 6 Snares, 12 Toms, 3 HiHats, 11 Becken und ein paar Percussion-Elementen, braucht dafรผr aber auch nur 4 GB Platz auf der Festplatte. Jedes Instrument hat 24 Velocity-Layer und es werden nur 16-Bit Samples angeboten. Gleich vorweg: Hรถrt man den Unterschied zu den 24-Bit Samples des BFD2? Nein!
Neben den Samples werden noch etwa 1500 Pattern aus allen mรถglichen Musikstilen wie Rock, Pop, Jazz aber auch Hip Hop und Reggae mitgeliefert, die als Grundlage fรผr eigene Ideen dienen kรถnnen.
Damit man nicht jedes Kit selbst zusammenbauen muss, gibt es auch gleich noch 40 Kit-Presets mit entsprechenden Einstellungen fรผr unterschiedliche Musikstile. Egal ob Metal oder Jazzfusion – hier ist auf jeden Fall etwas dabei, was zumindest einen schnellen Start erlaubt. Ein Kit besteht aus maximal 12 Teilen, im Mixer unterhalb des Drumsets findet man auรerdem einen Kanal fรผr Raummikro und Overhead sowie zwei Aux-Kanรคle fรผr Effekte.

Die Sounds lassen sich im oben dargestellten Drumset vorhรถren und per Doppelklick auf ein Instrumenticon im Mixer austauschen und verรคndern. รbrigens gibt es eine Vielzahl von weiteren Drumsets aus ganz unterschiedlichen Bereich zum nachkaufen, die mitgelieferte Auswahl dรผrfte aber fรผr die meisten Anwendungen vollkommen reichen und sie wurde auch sehr gut ausgesucht.
Zu jedem Kanalzug im Mixer gehรถrt ein Solo und Mute-Button, Panorama, FX1 und FX2 und ein Schalter, um das Signalrouting festzulegen.
In der Channel-Ansicht lรคsst sich dann das jeweils ausgewรคhlte Instrument in vielen Eigenschaften an den eigenen Soundgeschmack anpassen. Die Trommeln lassen sich stimmen, dรคmpfen, bei der Snare das Verhรคltnis zwischen Teppich und Trommel einstellen und auch der Anteil des Signals im Raum- und Overheadkanal kann man einstellen. Gerade letztere Funktion ist unheimlich mรคchtig, weil man hier wirklich den Charakter des Sets bestimmen kann.

Es folgt eine Effektsektion mit einem 4-Band EQ und bis zu zwei Effekten, darunter ein sehr gut klingender Bus-Kompressor aus der d.cam Reihe, ein Bitcrusher und ein sehr schรถner Drive-Effekt fรผr etwas Sรคttigung. Fรผr den Hall ist รผbrigens eine spezielle Version des Breverb von Overloud zum Einsatz. Zwar ist nur ein Plattenhall vorgesehen, der klingt aber richtig amtlich. Fรผr die Mixersektion gibt es eine eigene Preset-Auswahl mit typischen Voreinstellungen fรผr Stadium Rock, RnB Ballad oder auch Drum and Bass.
Allein mit dieser Ausstattung kann man ein fix und fertiges Drumkit basteln. BFD Eco erlaubt aber auch, dass alle Signale als Einzelausgรคnge ausgegeben werden, damit man den Sound in seiner DAW, mit allen Effekten und Plugins die einem zur Verfรผgung stehen, gestalten kann. Das ist auch mein Ansatz. Wenn ich den Drumpart fertig habe, rendere ich das Set als trockene Einzelspuren und bearbeite diese dann wie eine „echte“ Drumaufnahme weiter.
Im Groove-Menรผ lassen sich die etwa 1500 mitgelieferten Rhythmuspattern zu einem Song zusammenstellen. Das ist ganz interessant, wenn man die Standalone-Version von BFD Eco ohne DAW nutzt, weil man hier schnell mal einen Groove zum jammen zusammenklickern kann.

Sehr gut gemacht ist der Drummap-Editor. Nicht nur, dass viele Einstellungen bereits mitgeliefert werden, man kann auch ganz schnell seine eigene Drummap – also die Zuweisung einer Midi-Note zu einem Drumsound erstellen. Mein Alesis ControlPad war sogar schon als Preset mit dabei und man findet auch Controller und Drumsets wie das Korg Nanopad, Roland DT6 und DT20, das Yamaha DTxtreme oder das Akai MPD24 und 32.

Die Drums klingen allesamt sehr druckvoll und natรผrlich. Es fรคllt mir auch kein groรer Unterschied zum groรen BFD2 auf, was die Velocity Layer angeht, denn es klingt auch sehr dynamisch. Man hat im Vergleich zu diesem auch nur 12 Instrumente, anstatt der bis zu 32 beim BFD2 verfรผgbar, was aber aus meiner Sicht in der Praxis nicht stรถrt. Sollte man doch ein paar Trommeln mehr benรถtigen, kann man zur Not auch eine zweite Instanz von BFD Eco รถffnen und mit ein bisschen Routing diese sogar von der gleichen MIDI-Spur aus steuern.
Die Auswahl der Samples ist wirklich erstklassig und so klingt es auch. Alleine die Mรถglichkeiten bei Overheads und Raummikros erweitern die Soundpalette unheimlich und das wird nochmal durch die getrennten Bleeding-Einstellungen fรผr jedes Instrument getoppt.
Fehlt mir etwas zum BFD2? Nein eigentlich nicht. Den MIDI-Funktionen und den groรen Groove-Editor benรถtige ist ohnehin nicht, das mache ich in meiner DAW. Die vielen Effekte auch nicht, auch das lรคuft รผber die Einzelausgรคnge in meiner DAW. Noch mehr Slots fรผr Sounds? Meistens nicht! 24-Bit Samples? Oh Gott, nein – die 16-Bit klingen schon hervorragend.
FXpansion BFD Eco gibt es derzeit fรผr gerade mal 39,00 Euro – ein lรคcherlicher Preis fรผr das Gebotene. Jeder der im Bereich Rock, Fusion, Pop, Country, Singer-Songwriter etc. unterwegs ist, hat mit BFD Eco eine einfach zu bedienende aber extrem gut klingende Soundmaschine parat. Wenn man will, kann man viel schrauben, die mitgelieferten Presets sind aber sehr gut ausgesucht und in der Praxis wirklich nutzbar.
Kaufempfehlung!
Windows und Mac als VST-Plugin
Mehr Infos: FXPansion Website
UVI Darklight IIx – die Auferstehung einer Legende
Der Fairlight Synthesizer war ein Instrument, das seiner Zeit damals ziemlich weit voraus war. Nicht nur, dass man damit sampeln konnte (8-Bit natรผrlich), sondern auch die Bedienung รผber den typisch grรผnen Monitor mit Hilfe eines Lichtgriffels war ziemlich abgefahren. In die Hรคnde von Normalsterblichen gelangte das Teil praktisch gar nicht, was an seinem exorbitanten Preis lag, der bei 25.000$ begann – nicht nur fรผr die frรผhen Achziger eine riesige Summe fรผr einen Synthesizer.
Fรผr Musiker wie Peter Gabriel, Kate Bush und Jean Michel Jarre war das aber kein Problem und sie gehรถrten auch zu den ersten Nutzern des Fairlicht CMI (Computer Music Instrument). Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich das erste mal etwas von einem Fairlight in einem Musikstรผck hรถrte. Das war 1984 und der Song war „Owner of a lonely Heart“ von Yes. Ich fand den typischen Orchestra-Hit war einfach genial und der Radiomoderator erzรคhlte damals, dass hier ein teures Keyboard zum Einsatz kรคme.
Die Sample-Spezialisten von UVI haben sich der Legende angenommen und mit dem UVI Darklight IIx die Optik, aber vor allem den typischen Sound auf aktuelle Rechner geholt. Mit ihrer UVI Workstation lassen sich die Klรคnge von damals aber auch mit zeitgemรครen Effekten versehen oder ganz neu verbiegen.
Aufgebaut ist der Darklight auf 3 Ebenen: Page P beherbergt die typischen Werkssounds des originalen Vorbilds. Auf Page B findet man eine Drummachine und auf Page U einen Phrasensequenzer mit 3 Parts, 3 Sounds und 3 Smart Stepsequenzern.
Die grรผnen Screens sehen zwar typisch und nett aus, haben aber recht wenig mit den echten Menรผs des Vorbilds zu tun – was in diesem Fall wohl eher als Vorteil zu sehen ist.
Klickt man sich durch die Sounds, fรคllt einem nahezu bei jedem Sound irgendein Song ein. Es ist erstaunlich, wie hรคufig man in Erinnerungen – besonders natรผrlich an die Achziger ย schwelgt. Das heiรt aber nicht, dass die Sounds langweilige wรคren. Ganz im Gegenteil! Ich liebe diesen besonderen, leicht knochigen LoFi Sound, der sich mit der UVI-Workstation zu etwas wirklich Neuem verarbeiten lรคsst.
Mitgeliefert werden รผber 2 GB Samplematerial und 250 spielbereite Presets. Der Preis von 199,00 Euro ist zwar kein Pappenstiel und auch die Notwendigkeit eines iLok ist nicht jedermanns Sache, aber der Darklight IIx ist auch ein sehr individuelles Instrument … und im Vergleich zur Hardware ist der Preis doch lรคcherlich ๐
Fรผr Windows und Mac
Mehr Infos: UVI Website
Ich benutze auch BFD Eco, hab es aber leider noch nicht geschafft, die einzelnen Instrumente auf verschieden Kanรคle in Reaper zu routen.
Kann mir da jemand helfen….?
Vielen Dank
Gruร
wernerw
Hab auch den 6144 EQ und bin ebenso begeistert. Danke fรผr den Tipp mit Eco, das war ja mal viel teurer.
PS: Prima seite!!!
Naja, Eco kostete mal knapp 80 Euro, aber auch das wรคre es mehr als wert!
PS: Danke! ๐