Grell TWS/1 High-End Earbuds – es müssen nicht immer AirPods sein

Grell ist ein neuer Anbieter von Wireless-Earbuds mit aktiver Geräuschunterdrückung, der aber auf jahrelanges Know-how zurückgreifen kann. Sind die Grell TWS/1 eine echte AirPod-Alternative?

Bei Kopfhörern bin ich pingelig. Das liegt daran, dass ich nicht nur viele Jahre mit sehr hochwertigen Studiokopfhörern arbeite, sondern durch meine Arbeit im Video- und Audiobereich sehr genau hinhöre – oder hinhören muss. Earbuds waren für mich bislang immer Kopfhörer für den reinen Musikkonsum und weniger für analytisches Hören – was ich aber zwangsläufig immer mache.

In diesem Bereich wird aber auch nicht unbedingt ein sehr neutrales Verhalten, sondern mitreißender Sound gewünscht. Nun hat sich die Firma Grell daran gemacht, jahrzehntelanges Wissen in die TWS/1 Earbuds einfließen zu lassen, denn hinter dem Firmennamen steht kein geringerer, als Axel Grell. Dieser hat über 30 Jahre lang Kopfhörer entwickelt, darunter auch den legendären Studiostandard Sennheiser HD800.

Axel Grell hat erkannt, dass es auch unter den Earbud-Nutzern eine große Gemeinde von Hörern gibt, die ein Klangbild wünschen, das audiophilen Ansprüchen genügt. Dass Alex Grell weiß, was ein High-End-Kopfhörer leisten muss, sieht man am teuersten Kopfhörer der Welt, dem Sennheiser Orpheus 2, den man für schlappe 60.000 Euro erwerben kann.

Ausstattung und Verarbeitung

Der erste Eindruck, nachdem mal die schlichte Pappschachtel geöffnet hat, ist sogleich positiv: Ladebox und Earbuds wirken sehr hochwertig und fühlen sich auch so an. Die Touch-Sensoren sind aus Glas und die Kopfhörer selbst aus einer sehr hochwertigen Kunststoff/Metall-Kombination. Im Karton findet man außerdem ein kurzes USB-C-Ladekabel, eine Kurzanleitung sowie 3 Sätze unterschiedlicher Gummieinsätze, die wohl für jeden Gehörgang passen sollten.

Im Gegensatz zu vielen anderen Gummieinsätzen bestehen die von Grell aus einem sehr flexiblen und weichen Kunststoff, der sich im Ohr etwas ausdehnt. Damit halten die TWS/1 nicht nur sicher im Ohr, sondern dichten auch schon passiv ausgezeichnet gegen Umgebungsgeräusche ab.

Die Treiber der Grell Earbuds haben 10,1 mm Durchmesser und werden mit einer Toleranz von nur +/- 1 dB Lautstärkenabweichung gefertigt. Der Frequenzgang wird mit 6 Hz – 22 kHz angegeben. Außerdem sind natürlich Mikrofone fürs Freisprechen und den Transparent-Modus integriert. Mit 7,3 g sind die TWS/1 leicht und angenehm zu tragen.

Grell gibt die Laufzeit mit 6 Stunden bei aktiviertem ANC und 6 Stunden bei ausgeschaltetem ANC an. Die Ladebox ist aktiv und erlaubt bis zu 4 weitere Ladevorgänge während der Aufbewahrung. Damit sollen die Earbuds auf 34 (ANC aktiv) bzw. 45 Stunden (ANC aus) Laufzeit kommen.

Sie arbeiten mit Bluetooth 5.2 (Qualcomm 5141 Chipset) und bieten folgende Audio Codecs: SBC, AAC, Qualcomm® aptX™, Qualcomm® aptX™ adaptive, LHDC.

Über die integrierte Sprachsteuerung können Sprachassistenten wie Alexa genutzt werden. Die Kopfhörer sind nach dem IPX4-Standard gegen Regen und Schweiß geschützt.

Besonders interessant – und mir bereits aus meiner Studioarbeit bekannt – ist die SoundID App, die in Zusammenarbeit mit den Audiospezialisten von Sonarworks entstanden ist und den Frequenzgang der Kopfhörer nicht nur dem individuellen Hörgeschmack, sondern auch der Hörfähigkeit anpasst. Sonarworks bietet schon seit einigen Jahren Tools zur Frequenzkorrektur von Räumen und Kopfhörern an, die in professionellen Studios zum Einsatz kommen. Außerdem kann man Studiokopfhörer bei Sonarworks kalibrieren lassen.

In der Praxis

Machen wir gleich bei der SoundID App weiter. Nachdem man den TWS/1 gekoppelt und die App heruntergeladen hat, wird man zunächst nach den eigenen Sound-Vorlieben anhand von Beispielen gefragt. Danach folgt ein Hörtest, den man in leiser Umgebung machen sollte. Dabei wird gemessen, wie gut man auf jedem Ohr hört. Damit ist eine ideale Anpassung an das eigene Hörempfinden möglich, was zu einem sehr transparenten und knackigen Sound führt. Gerade der wichtige Mitten- und Bassbereich ist sehr straff und transparent. Wer hier noch selbst optimieren möchte, kann auf den Custom EQ zurückgreifen, der sogar einen parametrischen Equalizer bietet. Man kann bis zu 3 Profile als Presets abspeichern.

Wie schon erwähnt, sitzen die TWS/1 sicher und angenehm im Ohr und ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, sie zu verlieren. Die Eingaben auf den Touchflächen werden präzise ausgeführt. Es gibt allerdings jede Menge Gesten, die man erst einmal verinnerlichen muss. Eine wichtige Geste ist ein kurzes Tippen auf den linken Kopfhörer, denn damit wird der Transparenz-Modus aktiviert. Dabei werden die Mikrofone zugeschaltet und man kann sich problemlos mit der Umgebung verständigen. Eine vertikale Wischbewegung auf dem rechten Earbud nach oben und unten, regelt die Lautstärke.

Ein 3-sekündiges Tippen aktiviert den ANC-Modus, 5-Sekunden den Grell-eigenen NAR (Noise Annoyance Technik) Modus. Beim NAR-Modus soll die Geräuschunterdrückung angenehmer sein und es werden nur noch hochfrequente Störgeräusche eliminiert. Dabei kann sich NAR automatisch an die Störgeräusche der Umgebung anpassen. Der Effekt ist nicht immer hörbar, denn auch die ANC-Implementierung von Grell ist für mein Empfinden deutlich besser, als bei vielen Mitbewerbern. Es geht mit kaum wahrnehmbarem Rauschen einher und erzeugt nicht das oft leicht klaustrophobisch wirkende Verhalten anderer aktiven Systeme. Insgesamt funktioniert die aktive Geräuschunterdrückung der Grell TWS/1 sehr gut und angenehm.

Kommen wir zum Klang: Auch ohne individuelle Anpassung mit der SoundID-App, klingen die Grell sehr natürlich und ausgewogen. Dabei muss man auch die Lautstärke nicht aufdrehen, um knackige Bässe zu erhalten. Auch die Mitten werden ausgezeichnet wiedergegeben und klingen linear und neutral. Einer meiner ersten Tests ist immer „King of Sorrow“ von Sade, „Sunrise“ von Norah Jones, „Tricyle“ von Flim & the BBs und „Jet City Woman (Remastered)“ von Queensryche.

„King of Sorrow“ hat einen extrem ausgeprägten Bass, der auf schlechten Systemen sofort mulmig wird. Gleichzeitig sind finde Konzertgitarren dabei und all das meistern die Grell hervorragend. Bei „Jet City Woman“ gibt es viele Details im Hintergrund und wenn die Becken klar und ohne Artefakte wiedergegeben werden, ohne auf den Senkel zu gehen, bin ich überzeugt. Bei „Tricycle“ geht es um die Dynamik. Das war übrigens das erste Album überhaupt, das komplett digital aufgenommen wurde. Bei Norah Jones ist der Mittenbereich und die Staffelung der recht kargen Stereobühne gefragt.

Die Laufzeit sehe ich bei aktiviertem ANC nur knapp über 5 Stunden. Das ist kein hervorragender Wert, für meine Nutzungsgewohnheiten aber mehr als ausreichend.

Grell TWS/1 Earbuds Fazit

Klang
Tragekomfort
ANC
Laufzeit
Funktionsumfang
Preisleistung

Zusammenfassung

Die Gell TWS/1 sind ein gelungener Einstand. Besonders schön ist, dass sich Axel Grell darauf konzentriert hat, Earbuds zu konstruieren, die auch anspruchsvolle Nutzer überzeugen, die keinen gehypten Hip-Hop-Bass möchten. Gleichzeitig gelang es, die Kopfhörer komfortabel hinsichtlich Tragekomfort und Bedienung zu gestalten.

Das i-Tüpfelchen ist die SoundID-App, mit der eine perfekte Anpassung an das eigene Hörempfinden möglich ist.

Wer die weißen Apple-Stöpsel nicht für Lifestyle-Bekundungen benötigt – oder weil sie jeder hat, sollte sich die Grell TWS/1 unbedingt ansehen (und anhören), denn sie spielen auf jeden Fall in der gleichen Klasse und darüber hinaus. Für 199,99 Euro sind sie schon fast ein Schnäppchen.

4.5

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