Arturia Pigments 3 Software Synthesizer

An Soft-Synths herrscht 2022 kein Mangel. Trotzdem gibt es immer wieder Ausnahmeprodukte, die aus der Masse herausstechen. Arturia's Pigments 3 gehört zweifellos dazu.

Arturia gehört seit vielen Jahren zu den Größen, nicht nur wenn es um virtuelle Instrumente geht. Seit einigen Jahren bietet der französische Hersteller auch Audio-Interfaces, Keyboard-Controller und Hardware-Synthesizer an. Ich bin ein ganz großer Fan des Microfreak, denn was Arturia in den Zwerg gepackt hat, ist wirklich bemerkenswert. Nicht nur am Microfreak erkennt man eine weitere, sehr sympathische Seite des großen Herstellers: Seit ich den Microfreak im Einsatz habe, gab es mehrere kostenlose Updates, die jedes Mal neue Funktionen mitbrachten.

So verfährt Arturia auch bei Pigments, denn die Updates z. B. von der Version 2 auf 3 ist kostenlos und auch die aktuelle Version 3.5 können Besitzer ohne zusätzliche Kosten installieren. In der dritten Version von Pigments erhielt der vielseitige Softsynth die Harmonic-Engine mit additiver Synthese. Auch der JUN-6 Chorus, ein Multibandkompressor, der BL-20 Flanger, ein Pitch Delay, Jupiter 8 Filter und 300 neue Presets waren bei dieser Version neu.

Arturia 3.5 Update

Mit der Version 3.5 gibt es nicht nur die native Unterstützung für Apple M1 (Apple Silicon), sondern auch jede Menge neuer Funktionen und auch über 150 neue Presets.

  • Distortion Modul – 16 unterschiedliche Distortion-Effekte mit Filtermöglichkeit
  • CrossMod – erlaubt die Modulation zwischen den beiden Engines, wobei jede davon als Modulationsquelle dienen kann, was zu sehr komplexen und ungewöhnlichen Ergebnissen führen kann
  • Neue Wavetable – Die Wavetable-Enginge ist eine der wohl mächtigsten Funktionen in Pigments, welche nun um viele weitere Wavetables erweitert wurde.
  • Verbesserungen im Browser der Sample Engine, die nun Unterordner und das einfache Vorhören von Samples ermöglicht
  • Überarbeitete Benutzeroberfläche – Pigments UI ist ohnehin schon eine der übersichtlichesten, die man sich bei einem so komplexen Instrument vorstellen kann. Trotzdem findet Arturia nach wie vor Raum für Verbesserungen.

Warum Pigments so gut ist

Pigments ist ein absolutes Powerhouse, da man von klassischer subtraktiver Synthese, über additive Synthese, FM, Sampler, Wavetable-Engine, Granularsynthese, die Utility-Engine, zwei Noise-Quellen und einen Sub-Oszillator in einer sehr übersichtlichen Oberfläche erhält, bei der praktisch alle Parameter auf einen Blick zu sehen sind.

Pigments weitere Stärke ist sein Modulations-System, bei dem nahezu alles mit allem moduliert werden kann. Farbcodierung, animierte Signalformen und einfache Zuweisung, machen dieses mächtige Feature aber selbst für Einsteiger übersichtlich und verständlich. Selbst die Zuweisung mehrerer Modulationsquellen, was bei vielen anderen Synths rasch überaus komplex werden kann, ist sehr einfach möglich.

Auch wenn Pigments sich nicht als vollwertiger Sampler versteht, kann man viele typische Sampling-Aufgaben damit erledigen. Es können bis zu 6 Samples gelayert und zufällig, anschlagdynamisch, per Modulation oder nach dem Round-Robin-Prinzip abgespielt werden. Jedes kann individuell gestimmt, geloopt oder rückwärts abgespielt werden. Zusammen mit einer weiteren Engine, sind damit sehr komplexe, ungewöhnliche und grenzenlose Sounds einfach umsetzbar.

Auch bei der Wavetable-Engine lässt man dem Anwender alle Freiheiten, denn Pigments erlaubt den Import eigener Wavetables. Während das bei anderen Instrumenten oft mit sehr vielen Vorgaben, hinsichtlich Format, Länge usw. erschwert wird, macht es Arturia für den User einfach. Ein Wavetable für Pigments sollte idealerweise 2048 Samples lang sein und im WAV-Format vorliegen. Ist die WAV-Datei jedoch länger, verteilt Pigments die ersten 2048 Samples auf die erste Position, die nächsten 2048 Samples auf die zweite usw. Insgesamt 524.288 Samples können für Wavetables verteilt werden, denn Pigments erlaubt hier 256 Positionen mit je 2048 Samples. Allein die Wavetable-Engine wäre bei anderen Herstellern ein eigenes Produkt.

Sehr eigenständig ist auch die Utility-Engine. Sie kombiniert einen virtuell-analogen Oszillator mit zwei Noise-Quellen, die auf Samples basieren. Dabei geht es nicht um schnöde Rauschgeneratoren. Hier stehen Natur- und Maschinengeräusche, Vinyl-Knacken und andere atmosphärische Geräusche zur Verfügung. Der einzige Kritikpunkt hier ist (derzeit), dass man keine eigenen Samples als neue Noise-Quellen importieren kann.

Gerade die Harmonic Engine, macht aus Pigments 3 dieses immense Sound-Werkzeug, da hiermit Timbres erzeugt werden können, die den Sounds noch einmal zusätzliche Tiefe geben und ihn interessanter machen. Auch wenn es um wuchtige Sub-Bass-Orgien oder dramatische Soundscapes, ist die Harmonic Engine das i-Tüpfelchen.

Auch der Sequenzer und Arpeggiator des Pigment ist einfach zu durchschauen und trotzdem leistungsfähig. Man kann Skalen wie Moll, Dur, Lydisch und die Tonart vorgeben. Wie beim Microfreak gibt es den Dice-Modus, der zufällige Muster erstellen kann. Gerade Sequenzer und Arpeggiator sind eine Quelle für Inspiration. Beide können übrigens auch als MIDI ausgegeben werden und damit andere Plugins oder externe Klangerzeuger steuern.

Tipps für den Einstieg

So übersichtlich und strukturiert wie Pigments auch ist, so umfangreich sind auch dessen Möglichkeiten. Gerade Einsteiger in der Welt der Klangsynthese sind hier oft schnell überfordert. Aber auch daran hat man bei Arturia gedacht. Oben rechts gibt es ein kleines Glühlampen-Icon, das die Erleuchtung bringt. Klickt man es an, werden die Parameter gelb hervorgehoben, die für den Sound maßgeblich verantwortlich sind und an denen es zuerst lohnt zu schrauben. Auch findet man eine Beschreibung des Sounds und etwas Hintergrundinfos zum Sound-Designer.

Natürlich schadet es nicht, einen oder zwei Blicke in das 241-seitige Handbuch zu werfen, das nicht nur vorbildlich strukturiert, sondern auch richtig gut geschrieben ist. Und ja, es steht auch auf Deutsch zur Verfügung.

Meine Tipps für die Erkundung von Pigments sind: Schaut ich die Presets an. Deaktiviert und aktiviert die verschiedenen Engines, Filter und Modulatoren und hört genau hin, was dabei passiert. Gerade bei den Engines ist es sehr hilfreich, nur eine klingen zu lassen und erst einmal mit jeder Engine herumzuprobieren. Probiert unbedingt auch eigene Wavetables und Samples in Kombination mit unterschiedlichen Modulatoren und Filtern aus.

Überhaupt: Dreht einfach mal an jedem Regler, und zwar nicht nur ein wenig Hin und Her, sondern ganz nach links, ganz nach rechts und hört, was passiert. Ich wundere mich oft, wie zaghaft viele hier sind. So tolle Instrumente wie Pigments dürfen nicht zu einfachen Preset-Schleudern verkommen, sie schreien danach, dass man damit eigene Sounds kreiert. Versucht einfach einen Sound, den ihr im Kopf habt, von Anfang an zu erstellen. Damit lernt man, wie das jeweilige Plugin funktioniert und nutzt es wirklich aus.

Fazit

Den Funktionsumfang von Pigments auch nur annähernd vollständig zu beschreiben, würde jeden Blogbeitrag sprengen. Zum Glück gibt es das gute Handbuch sowie eine Videotutorial mit 11 Teilen auf Youtube.

Pigments ist extrem mächtig. Durch die sehr durchdachte Benutzeroberfläche, die immer weiter verbessert wird, finden sich selbst als Anfänger zurecht und es macht einfach Spaß damit zu experimentieren. Die kostenlosen Updates sind nicht nur irgendwelche Bugfixes, sondern bringen umfangreiche neue Funktionen. Ich habe einige komplexe virtuelle Instrumente im Einsatz: Native Instruments Massive, u-he Zebra oder UVI Falcon. In diesem Bereich spielt auch Pigments zweifellos mit, ist aber deutlich einfacher und übersichtlicher in der Handhabung.

Pigments 3 gibt es für 199 Euro, wobei Arturia auch immer wieder Aktionen hat, bei denen man oft weniger als die Hälfte dafür zahlt. Aber auch für 199 Euro ist Pigments 3 jeden Cent wert.

Mehr Infos: https://www.arturia.com/products/analog-classics/pigments/overview

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