Die Einspeisung von PV-Strom ist in den letzten Jahren immer unattraktiver geworden. Hat man im Jahr 2012 noch fast 20 ct./KWh vergütet bekommen, sind es heute nur noch knapp 10 ct./kWh für Anlagen unter 10 kWp, netto. Daher ist es sinnvoll, den erzeugen Solarstrom selbst zu verbrauchen. Da aber tagsüber die meisten von uns in der Arbeit sind und sich der Hauptverbrauch auf die Abendstunden verlegt, kann man den überschüssigen Strom nur mit einem Solar-Speicher nutzen. Letztere sind aber noch immer recht teuer und bieten nur vergleichsweise wenig Kapazität. Daher treibt ein Stromspeicher den Amortisationszeitraum einer Photovoltaikanlage gehörig nach oben.
Laut dem Blog electrek haben Techniker beim Zerlegen eines Tesla Model 3 (und vermutlich auch das kommende Model Y) nun wohl herausgefunden, dass die Ladeelektronik und das Akkumanagement vollständig bidirektional ausgelegt sind. Die „Vehicle-to-grid“ (V2G) Technologie ermöglicht es, dass man nicht nur mit Wechselstrom laden kann, welcher natürlich in Gleichstrom für den Akku umgewandelt werden muss, sondern auch umgekehrt Strom aus dem Auto entnehmen kann. Damit ließe sich die 75 kWh große Batterie eines Tesla Model 3 AWD als riesiger Akkuspeicher für Solaranlagen nutzen.
Sogar einen sehr plausiblen Schaltplan der V2G-Elektronik hat man durch Reverse-Engineering erstellt.
Dabei ist die Elektronik nicht nur 3-phasig ausgelegt, sondern auch redundant und somit gegen Ausfälle gesichert.
Teslas als fahrende PV-Speicher
Von Elon Musk kam bislang noch keine Aussage zum Thema. 2019 sprach er aber etwas nebulös, dass Tesla ein riesiger dezentraler Energieversorger werden möchte. Sollte sich dies bewahrheiten, wäre das eine absolute Sensation. Mit einem so großen Akku könnte man sogar ein ganzes Haus während eines Stromausfalls autark betreiben. Zudem könnten Batteriespeicher auf Rädern zur Entlastung der Stromnetze bei Spitzenlast beitragen und warum nicht Solarstrom-Überschuss, der tagsüber z. B. beim Arbeitgeber abfällt im Tesla mit nach Hause nehmen und am Abend dort wieder einspeisen?
Theoretisch wäre es sogar möglich, einen Tesla durch einen anderen direkt zu laden und so „Starthilfe“ zu geben, falls der Akku wirklich mal leer sein sollte.
Oder doch nicht?
Marco Gaxiola, der die Aussage zur V2G-Funktion der Tesla Model 3 Modelle gemacht hat, hat nun seine Meinung revidiert. Demnach ist das Model 3 doch nicht in der Lage, als Stromspeicher zu agieren.
In einem Video zeigt der Kanal Ingineerix, warum die Elektronik nicht dazu ausgelegt ist. Dabei gehen die Meinungen auch wieder auseinander. Manche meinen, dass es sich in diesem Video um eine bereits 2 Jahre alte Platine handeln würde und neuere Modelle eventuell doch V2G-fähig wären
Das Thema ist sehr spannend und würde Tesla (noch mehr) in ganz andere Sphären befördern. Mobile, dezentrale Energiespeicher auf Rädern – praktisch als Abfallprodukt eines E-Autos. Bei diesem Gedanken dürfte den Lenkern deutscher Autokonzernen heiß und kalt werden. Leider ist es aber derzeit noch immer unklar, ob Tesla bereits V2G-Funktionen an Bord hat.
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