Was ist ein Smart Home und was nicht?

Das Smart Home ist in aller Munde, wenngleich Hausautomationslรถsungen keine neue Sache und schon fast 3 Jahrzehnte auf dem Markt sind. Smart Home klingt natรผrlich auch viel schicker und tatsรคchlich haben sich in den letzten Jahren, dank gรผnstigerer Hardware, neuer Protokolle und den Mรถglichkeiten des Internets neue Mรถglichkeiten ergeben. Vieles wird aber als Smart Home…

Was ist ein Smart Home und was nicht?

Kรผrzlich fiel mir eine Zeitschrift aus einem Verlag in die Hand, auf der groรŸ โ€žDas Magazin fรผr das digitale Zuhauseโ€œ prangte. Es rรผhmte sich sogar โ€žDie Smart-Home Bibelโ€œ zu sein, denn es verglich 33 Smart-Home-Systeme. Das weckte mein Interesse. Ich wollte zu gerne wissen, was der Verlag, der auch Auto-, Computer– und Frauenzeitschriften im Portfolio hat, so รผber Smart Homes zu erzรคhlen weiรŸ.

Nach etlichen Seiten, die nur sehr wenig mit einem Smart Home zu tun haben (z. B. einem Akkusauger von Dyson, Fitnessarmbรคndern oder Motorrollern) und einer Telekom-Anzeige โ€žWelcher Smart-Home Typ sind Sie?โ€œ, ging es dann auf Seite 18 auch schon los.

Einseitiger รœberblick mit Lรผcken

33 Systeme wurden in 3 Kategorien eingeteilt: Einfach, flexibel und komplex. Einfach sind danach z. B. Philips Hue, Homematic IP, Fritz Box oder Wemo. Flexibel sind etwa Magenta Smart Home, Devolo Home Control oder Innogy Smart Home und als komplex erachtet man Homematic oder Firbaro.

Am Ende, das schon auf Seite 66 folgte, lรคsst man den Leser aber mit einer hรถchst einseitigen Vorstellung eines โ€žSmart Homesโ€œ zurรผck, denn bei allen vorgestellten Lรถsungen handelt es sich um irgendwelche Funksteckdosen, Temperaturfรผhler und Heizkรถrperthermostate auf Funkbasis und mit einem, vorerst, abgeriegeltem ร–kosystem. Das einzige umfangreiche System, Homematic, wird ebenfalls nur angerissen.

Professionelle Smart Home Anbieter wie LCN Issendorff fehlen

Im ganzen Heft fรคllt kein Wort รผber Systeme wie KNX, LCN, EnOcean oder Loxone. Man liest nichts รผber Smart Home Software wie OpenHAB, FHEM, IP Symcon oder Home Assistant. Genau das sind aber die Komponenten, die das Home wirklich smart machen. Sie haben auรŸerdem eine sehr wichtige Aufgabe.

Workarounds fรผr fehlende Standards

Da es keinen gemeinsamen Standard fรผr fรผr IoT (Internet of Things) Gerรคte und Smart Home Systeme gibt, sind Programme wie FHEM oder OpenHAB Vermittler zwischen den unterschiedlichsten Systemen und damit wird es erst wirklich ein Smart Home, weil sich alles mit allem โ€žunterhaltenโ€œ kann.

Display-Taster von LCN zur Haussteuerung

zeitgesteuert oder per App eine Steckdose oder eine Lampe schalten zu kรถnnen macht noch lange kein Smart Home aus. Man mรถchte aber den Eindruck erwecken, dass das Smartphone der Kernbestandteil eines solchen wรคre. Tatsรคchlich ist eine Haussteuerung erst dann wirklich intelligent, wenn sie mรถglichst wenig Aktion von den Bewohnern erfordert. Wenn ich gegen 20 Uhr das Fernsehgerรคt anschalte, sollte auch gleich die entsprechende Beleuchtung eingestellt werden, die Jalousien fahren herunter und die Temperatur wird um 1,5 Grad erhรถht.

OpenHAB verbindet unterschiedlichste Smart Home Systeme, Sensoren und Gerรคte

Wenn man das Haus verlรคsst und kein Smartphone der mehr im heimischen WLAN angemeldet ist, schaltet das intelligente Haus alle unnรถtigen Verbraucher und das Licht aus und vielleicht die Alarmanlage ein.

Ich hรถre gerne auch mal etwas lauter Musik. Warum nicht die Deckenbeleuchtung blinken lassen wenn es an der Haustรผr klingelt? Oder eine Durchsage per Alexa, dass die Waschmaschine fertig ist (weil man den Stromverbrauch an der Steckdose รผberwacht hat)?

So wird es ein echtes Smart Home

Das geht nur, wenn alle Systeme vernetzt sind und diese Vernetzung ist, mangels eines Standards, derzeit nur รผber eine systemรผbergreifende Smart Home Software wie OpenHAB mรถglich. Damit kann man dann auch seine Philips Hue, den Denon AV-Verstรคrker, die Tรผrsprechstelle, Netatmo Sensoren oder Homematic als ein groรŸes System arbeiten lassen, ohne dass man fรผr jeden Hersteller eine eigene App aufrufen muss. Denn das ist nicht smart, sondern einfach nur nervig.

Basisfunktionen wie die Raumbeleuchtung, Jalousiensteuerung oder schaltbare Steckdosen fรผr kritische Verbraucher (Bรผgeleisen anyone?), erfolgen dabei im Neubau oder bei Renovierung รผber ein solides und fest installiertes System wie LCN, KNX oder Loxone. Will man ohne Kabel verlegen ein Smart Home Nachrรผsten, bieten sich die funkgestรผtzten Produkte von Homematic und EnOcean an.

Damit wird es ein Smart Home, das seinem Namen gerecht wird. Alles andere sind technische Spielereien.

5 Antworten zu „Was ist ein Smart Home und was nicht?“

  1. […] lassen. Eine witzige Idee deren Umsetzung zwar nicht schwierig ist, einen aber dem Ziel „SmartHome“ ein wenig nรคher bringt. Einen […]

  2. tzoumaz

    Wenn ich die (Kabel) Bilder von Deinem Neubau so sehe, boah, da mรผssen ja einige Kilo Kupfer drin stecken. Hoffentlich hast Du alles schรถn beschriftet und fotografiert. Mich persรถnlich interessieren die Beitrรคge รผber SmartHome sehr. Was ist der Grund fรผr die Kabellage? Geht das nicht auch alles drahtlos? Oder wรผrde dann ein einziges China-Funkthermometer 433Mhz alles zum Einsturz bringen? Ich bin ziemlich verwirrt รผber die vielen sog. Standards EnOcean, Homematic, ZigBee, Z-Wave, Dect, Knx-RF und und und. Das ist ja ein halber Studiengang. Was wรผrdest Du empfehlen fรผr eine nachtrรคgliche Funksteuerung von Rollรคden, Heizung, Licht? Und kรถnnen sich verschiedene Funksysteme gegenseitig stรถren?

    1. Die Kabel hat der Elektriker verlegt und sie sind natรผrlich richtig beschriftet (muss ja auch sein). Es werden viele Steckdosen schaltbar sein und daher auch die vielen Kabel fรผr die Stern-Verkabelung. Die Grundfunktionalitรคt muss kabelgebunden sein – irgendwo her brauchen die Lampen und Steckdosen ja auch Strom. Und wie heiรŸt es so schรถn: Drahtlos macht ratlos ๐Ÿ™‚

      Fรผr die nachtrรคgliche Steuerung ohne neue Kabel wรผrde ich EnOcean (Eltako) bevorzugen. Homematic ist allerdings gรผnstiger Das Preisleistungsverhรคltnis ist sehr gut und es lรคsst sich auch in OpenHAB, FHEM etc. einbinden und zusammen mit anderen Gerรคten steuern. Es gibt Heizungsregler, Funksteckdosen und sogar Unterputz-Module fรผr vorhandene Schalter/Steckdosen. Homematic, Zigbee etc. bestรคtigen Schaltbefehle zurรผck, daher sind eventuelle Stรถrungen kein groรŸes Thema. Kritisch ist eher die Funkreichweite, die sich aber durch Repeater etc. auch anpassen lรคsst.

      1. tzoumaz

        Danke fรผr die schnelle und ausfรผhrliche Antwort. Ich denke ich werde mich mal mit Homematic also einer ccu2 als Zentrale nรคher befassen und mit irgendwas klein anfangen.

        1. Das ist ein guter Plan!