Neues vom nachbelichtet Smart Home – LCN, OpenHAB, LED, IoT, MQTT und zu kleine Verteilerschränke

So langsam geht es weiter mit unserem Traum von Haus. Die Elektroinstallation ist nahezu vollständig, nachdem ich einige Wochen geplant habe. Wo brauche ich welche Steckdosen und welche davon werden schaltbar sein? Wie kann ich die Installation flexibel halten und wie bringe ich die ganze Technik im Verteilerschrank unter? Heute gibt es wieder einige Einblicke in meine Smart Home Planung.
Bitte beachte: Dieser Beitrag ist mehr als 3 Jahre alt. Manche Links, Preise, Produkte und Aussagen sind vielleicht nicht mehr aktuell!

Ein Smart Home ist meiner Ansicht nach auch nur „smart“, wenn es möglichst wenig Eingriff von den Bewohnern bedarf. Zwar kann ich natürlich grundlegende Funktionen wie die Lampen in den jeweiligen Räumen, Jalousien und die Raumtemperatur auch an den LCN-Tastern manuell betätigen, grundsätzlich habe ich jedoch die Anzahl der Schaltstellen sehr überschaubar gehalten. Dafür werden Bewegungsmelder, Lichtsensoren und die Wetterstation LCN-WIH auf dem Dach die Steuerung übernehmen und z. B. je nach Sonnenstand, Wohnraum- und Außentemperatur die Jalousien entsprechend steuern oder darüber entscheiden, ob eine Lampe auch wirklich angehen muss, wenn der Bewegungsmelder anspricht. Weitere Intelligenz wird durch externe Anwendungen hinzukommen. Dazu später mehr.

Damit die Unterputz-Module LCN-UPS auch zusammen mit den Schaltern und deren Netzteilen in der Dose Platz finden, wurden an den dafür vorgesehenen Positionen natürlich Elektronikdosen eingebaut. Diese kosten zwar mehr als tiefe Unterputzdosen, dafür hat man sehr viel mehr Platz für Module und Verdrahtung.

 

Welcher Verteilerschrank für die Hausautomation?

Ein unerwartet großes Problem tat sich bei der Auswahl des Verteilerschranks auf. Derzeit kommen wir auf etwa 120 Teilungseinheiten (TE) für die geplanten LCN-Module. Eine Teilungseinheit entspricht dabei z. B. der Breite eines einpoligen Leitungsschutzschalters („Sicherungsautomat“). Große Feldverteiler (so die fachlich korrekte Bezeichnung für den Verteilerschrank) zur Wandmontage haben 240 TE plus einen zusätzlichen Bereich für Reihenklemmen und damit für die ankommenden und abgehenden Leitungen aus dem gesamten Haus. Jetzt muss man aber davon ausgehen, dass mit allen Leitungsschutzschaltern (LS), RCDs (Fi-Schutzschalter), Reihenklemmen, LED-Netzteilen usw. noch einmal lockere 120 TE belegt werden und damit der Schrank komplett voll wäre.

Mit Excel als Planungshilfe merkt man schnell … dass der Verteiler zu klein ist.

Tatsächlich ist es aber noch etwas komplizierter, denn ein 8-fach Relais Modul von LCN (LCN-R8H) hat z. B. 6,5 TE. Eine Reihe in einem Feld des Feldverteilers nimmt aber nur 12 TE auf – es passen also keine zwei LCN-R8H in eine Reihe. Natürlich kann man den verbleibenden Platz mit anderen Modulen, wie dem 2-fach Dimmer LCN-SH (4 TE) kombinieren, aber dadurch ergibt sich insgesamt ein deutlich größerer Platzbedarf, da man nicht alle Reihen vollständig ausnutzen kann.

Die Lösung kommt in Form eines Zählerschranks, der mit normalen Verteilerfeldern bestückt wird. Meine Wahl fiel auf den Hager ZB55S, der bestückt auf 5 Felder mit jeweils 9 Reihen, à 12 TE kommt. Zieht man die ersten beiden Reihen für Reihen- und Stockklemmen ab, hat man noch immer komfortable 420 TE für die Haussteuerungstechnik inklusive Freiraum für spätere Erweiterungen zur Verfügung. Preislich bewegt sich diese Lösung nur geringfügig über einem ausgebauten Feldverteiler.

Beleuchtungsfragen – COB-LEDs oder Retrofit?

Natürlich wird ein Neubau mit LED-Beleuchtung ausgestattet. Hier steckt der Teufel aber im Detail und LED-Beleuchtung kommt derzeit einer Geheimwissenschaft gleich. Ich habe etliche Überlegungen angestellt: Nur Retrofits? COB-LEDs (Chip On Board) mit externen Treibern? 24 Volt LED-Technik mit DALI-Ansteuerung? Phasenanschnitt oder Phasenabschnitt?

Retrofit und COB-LEDs

Einige Bereiche im Haus sollen dimmbar sein, was eines der größten Probleme der derzeitigen LED Technik ist. Andere sind nur schaltbar und somit unproblematisch. Darum habe ich jede Menge Retrofit-LEDs mit allen möglichen Bauformen und Sockeln ausprobiert und sie auf ihre Dimmbarkeit mit dem LCN-SH bzw. LCN-UPP, Lichtfarbe und Abstrahlwinkel getestet. Letztendlich wird es nun eine Mischung aus Retrofit-LED Leuchtmitteln, die in den Bereichen zum Einsatz kommen, die nur geschaltet werden und COB-LEDs mit externen Treibern, dort wo Dimmbarkeit erforderlich ist. Von jeder Lampe und jeder Leuchte habe ich zunächst ein Testexemplar bestellt und mit einer provisorischen Zuleitung auf deren Brauchbarkeit in der Praxis überprüft.

Da aber gerade die Lichtplanung ein Bereich ist, der gerne vernachlässigt und nach Bauchgefühl „geplant“ wird, habe ich zusätzlich eine Simulation mit der kostenlosen Lichtplanungssoftware DIALux unternommen um sicherzustellen, dass die Ausleuchtung stimmt und die empfohlenen Leuchtstärken (z. B. für die Arbeitsplatte in der Küche) eingehalten werden. Gleichzeitig vermeide ich dadurch aber auch den Einsatz von zu vielen Brennstellen und spare damit Kosten bei der Installation und den Leuchten. Bei vielen Markenherstellern von Lampen und Leuchten erhält man entsprechende Dateien, die alle notwendigen Daten zur Berechnung erhalten.

Welche Ausleuchtung habe ich mit welcher Leuchte? DIALux schafft Klarheit

Meine Planung teilt sich dabei in eine Grundbeleuchtung, die hauptsächlich über Wandleuchten erfolgt, Arbeitsleuchten (Küche, Esstisch, Büro etc.) und ein „Putzlicht“ mit heller flächiger Ausleuchtung auf. Alle Leuchten lassen sich dabei in Licht-Szenen einbinden – ebenfalls eine Grundfunktion einer flexiblen Gebäudeautomation.

Lichtplanung mit DIALux

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10 Kommentare

  1. Hi Markus,
    ich habe gerade ein Déjà-vu, nachdem ich Deinen Smarthome Artikel gelesen habe. Ich habe selbst sehr viel gemacht, incl. einer Schulung bei LCN.
    Deinen Argumenten für den Einsatz von LCN gegenüber anderen Lösungen möchte ich gerne unterstreichen. Vor allem das es keine zentrale Komponente gibt, war für mich ein wesentliches Argument, neben der einfachen Verkabelung.
    Alle Möglichkeiten zur Steuerung von Licht, Raumtemperatur und Rollos sollten über die Taster und LCN-GTx verfügbar sein. Darüber hinaus können einige Dinge wie Rollos bei Starkwind hochfahren oder bei Dämmerung die Rollos herunterfahren innerhalb von LCN gesteuert werden.

    Mit Linhk und openhab lässt sich dann prima die LCN Umgebung mit dem Rest an Technik im Haus verbinden und automatisieren. Da kann man dann auch wieder Abende an der Programmierung versenken. Schön ist es dann, wenn es dann auch so funktioniert wie es soll 😉

    Vielen Dank für den schönen Blog
    Ralf

    • Ich werde wohl auf die offizielle LCN PCHK zur Kopplung setzen. Die Visualisierung wird per OpenaHAB laufen, wobei Domiq auch nicht uninteressant ist.

  2. Hallo Markus,

    danke für Deinen wirklich einen sehr interessanten Blog.
    Die Entscheidung für LCN kann ich sehr gut nachvollziehen – das habe ich nämlich genauso gemacht… 😉 Neben der einfachen Verkabelung war auch bei mir vor allem der dezentrale Ansatz von LCN das entscheidende Argument.

    Ich habe das Ganze damals auch in meinem Baublog dokumentiert, wenn auch nicht so ausführlich wie Du: http://torstenschriewer.de/blog/index.php?catid=6&blogid=1

    Mittlerweile bin ich in meinem Haus weit über die ursprüngliche Grundprogrammierung hinaus (z.B. Warnhinweis aufs Smartphone bei geöffnetem Dachfenster und Regen, automatische Rolladensteuerung nach Aussentemperatur und Lichteinfall, Klingelsignalisierung über blinkende Lampen etc.). Visualisierung und erweiterte Logik betreibe ich derzeit über DOMIQ Base, plane hier mittelfristig aber einen Schwenk zu openHAB oder IP-Symcon.

    Gruß Torsten

    • Sauber! Bei mir ist OpenHAB gleich in der Planung mit drin, allerdings nur für die „Kür“ und nicht die „Pflicht“ 🙂
      Außerdem kommen Sensoren auf Basis von MySensors mit dazu, die ich gerade zusammenlöte.

      Lass uns LCNler mal in Kontakt blieben!

    • Dazu gibt es eigentlich schon jede Menge im Netz. Irgendjemand hat geschrieben, dass es „the glue of the IoT“ wäre. Das stimmt meiner Ansicht nach tatächlich. Mit meinem „Gardenbot“ Projekt habe ich mir ein eigenes Protokoll und Visualisierungen ausgedacht und programmiert. Tatsächlich bieten MQTT und z. B. OpenHAB alles, um etablierte und eigene IoT- und SmartHome-Hardware einzubinden und zu visualisieren.

      Natürlich gibt es weitere Updates zum nachbelichtet Smart Home – und da wird auch MQTT weiterhin ein Thema sein.

  3. Vielen Dank für diesen tiefen Einblick in deine Smart Home Planung. Leider findet man recht wenig zum Thema und die Elektroinstallateure in meine Region haben davon keinerlei Plan. Es wird alles noch immer als Spielerei angesehen und die Verbindung zu anderen Systemen (so wie du sie z. B. zu Philips Hue und Openhab beschreibst), bietet ohnehin niemand an.

    Jetzt ist natürlich auch nicht jeder in der Lage (so wie du), eine solche Konfiguration selbst auf die Beine zu stellen und zu planen, darum freue ich mich auf (hoffentlich) viele neue Einblicke!

    • Hi Günter,

      ja, das ist tatsächlich ein Problem, denn viele Anbieter trauen sich nur „ihr“ System zu integrieren (wenn überhaupt). „Smart Home“ besteht aber nicht nur aus Steckdosen, Licht und Jalousien, sondern auch aus Multimedia, Netzwerk, Umweltdaten, Kameras und der Integration von anderen Systemen wie der beliebten Philips Hue, Amazons Alexa oder IFTTT. Auch das von mir angesprochene Thema „LED“, ist für viele Installateure eine graue Zone. Hier möchte ich mit eigener Erfahrung aufklären und zeigen was derzeit wirklich funktioniert.

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