Plugged-In: Cytomic The Glue, PSP BussPressor

In unserer heutigen kleinen Plugin-Schau geht es um zwei Kompressoren, die einem Klassiker, nรคmlich dem SSL Buskompressor nacheifern. Dieser hat sich ja besonders bei der Komprimierung von Drumgruppen bewรคhrt. Ob sich auch meine zwei Kandidaten mit diesem Klassiker messen kรถnnen, wird mein Kurztest zeigen.

Plugged-In: Cytomic The Glue, PSP BussPressor

Cytomic – The Glue

Cytomic war auch mir bislang kein Begriff, wenn es um Plugins ging und so ganz neu ist „The Glue“ auch nicht mehr, kam das Plugin doch schon Ende 2010 heraus. Beleuchtet man aber einmal den Werdegang der Leute hinter Cytomic wird schnell klar, dass hier echte Profis am Werk sind, denn der CEO Andrew Simper war bei FXpansion in die Entwicklung von Guru und BFD2, um sich dann auch noch um D-CAM Synth Squad kรผmmerte.

New York Compression

Bei dieser Art der Kompression, die hauptsรคchlich auf einen Drum-Submix angewandt wird (weshalb sie gerne auch als New York Drum Trick beschrieben wird), wird das Drum-Signal mit extremen Einstellungen, oft Ratio 10:1, sehr schnellen Attack-Zeiten von 1ms oder weniger, und Releasezeiten von 300-1000ms bearbeitet. Die Pegelreduktion darf hier gerne 20-30db haben. Fรผr sich alleine hรถrt sich das ziemlich kaputt an, regelt man diese extreme Kompression aber zum Originalsignal hinzu, bekommt man einen wuchtigen und vollen Drumsound. Mรถchte man mehr Raumanteil, sind Release-Werte von 50-100ms ein guter Startpunkt.

Der „The Glue“ Kompressor wurde optisch ein bisschen dem Original angeglichen, ohne eine bloรŸe Kopie sein zu wollen. Das erkennt der geneigte Benutzer schon an den zusรคtzlichen Parametern wie Attack und Release sowie einem Sidechain mit Hochpassfilter, einer Compression Range Einstellung und nicht zuletzt an der Mรถglichkeit, das komprimierte und das Originalsignal stufenlos mischen zu kรถnnen, was gemeinhin als Parallelkompression oder New York Compression bekannt ist.

Mit den 3 Ratio-Werten erhรคlt man bei 2:1 eine sehr weiche Kompression, die sich gut zum dezenten verschmelzen einzelner Signale eignet (eben „Glue“, also Kleber). 4:1 geht schon knackiger zur Sache und 10:1 hat dann schon fast Limiter-Qualitรคten. Mit 0,01 Millisekunden bei der kรผrzesten Ansprechzeit, geht The Glue sehr flott ans Werk und kann damit auch Transienten sicher im Zaum halten. Bei der Release-Zeit kann man erfreulicher Weise auch eine automatische Einstellung wรคhlen, wenn man den Regler auf Rechtsanschlag dreht.

Sehr interessant die der Range-Regler, damit kann man nรคmlich einstellen, welche maximale Kompression erfolgen soll, egal was sonst eingestellt ist. In der Praxis ergeben sich damit sehr interessante Mรถglichkeiten, da man hiermit die Dynamik auch bei extremeren Kompressionseinstellungen erhalten kann.

Cytonic The Glue Kompressor

Der Sidechain-Eingang verfรผgt รผber einen Hochpass, der sich von 0 bis 2000 Hz einstellen lรคsst und mit 6db/Okt. arbeitet. Das Sidechain-Signal kann entweder intern abgegriffen, oder extern gespeist werden.

Zudem hat man The Glue auch noch einen schaltbaren Peaklimiter spendiert, der Pegelspitzen recht dezent und unauffรคllig abfangen kann. Ganz nebenbei gefรคllt mir die sehr realistische und aussagekrรคftige Ballistik der Pegelanzeige.

Der Sound des Cytomic „The Glue“

Dieser Kompressor ist keine Effektmaschine, die hier Obertรถne oder groรŸe Verรคnderungen im Mittenbereich machen wรผrde. Er arbeitet im besten Sinne transparent, lรคsst Bรคsse auรŸergewรถhnlich straff und die Mitten transparent. The Glue heiรŸt dieses Plugin zurecht, weil es auf wirklich sehr schรถne Weise ein Drumkit kompakter machen kann, ohne dass dabei Druck und Stereobild leiden wรผrden. Es ist auch ganz klar der knackige Sound bei der Drumbearbeitung hรถrbar, fรผr den viele Schlagzeuger den SSL Buskompressor so lieben. Durch die zusรคtzlichen Einstellungsmรถglichkeiten ist The Glue jedoch dem SSL-Original deutlich รผberlegen und eignet sich auch wunderbar fรผr E-Bass oder Akustikgitarren. Ratio 4:1, schnelle Attackzeit von 1-3 ms und Autorelease, dazu 5-6db Pegelreduktion bei Akustikgitarren oder auch mal 10db beim gezupften E-Bass und das Ding rockt.

Fazit

Fรผr 99$ ist The Glue eine absolut รผberzeugende Alternative zu Plugins von Waves und anderen รคhnlichen Produkten. Cytomic liefert es im VST, AU und RTAS Format fรผr Windows und Mac. รœbrigens hat Cytomic schon ein Filter-Plugin angekรผndigt und man darf wirklich gespannt sein, was man sich hier noch freuen darf.

Mehr Infos und einen 30-Tage Demo-Download gibts hier:ย http://www.cytomic.com/

 

PSP Audioware – BussPressor

Und noch einmal das Thema Bus-Kompressor. Ganz neu ist der BussPressor von PSP Audioware, den es รผbrigens noch bis morgen zum Einfรผhrungspreis von $89 statt spรคter $99 gibt.

Optisch orientiert sich dieser – wie von PSP gewohnt – nicht an irgendwelchen realen Vorbildern, was ich persรถnlich auch immer ganz gut finde, suggeriert doch die Optik man weniger geschultem Ohr oft einen Sound, der tatsรคchlich gar nicht vorhanden ist.

PSP BussPressor

Der BussPressor verfolgt auch das Konzept des aufgebohrten SSL Buskompressors. Auch hier findet man Attack und Release, wobei diese nicht ganz so flott ausgelegt sind. Mit 1:1,5 und diversen Zwischenstufen zeigt sich die Ratio-Einstellung recht flexibel, wobei vor allem die 1:1,5 hervorragend fรผr die Mix-Summe geeignet sind und zu einer sehr angenehmen Verdichtung fรผhren. Natรผrlich muss man auch nicht auf den Sidechain-Eingang mit Hochpass verzichten, der von 20-2000 Hz einstellbar ist und auch die Parallelkompression ist mรถglich.

Wie alle neuen PSP Plugins ist auch der BussPressor neben VST, RTAS und AU, auch als AAX Plugin verfรผgbar.

Der Sound des PSP BussPressor

Da ich die PSP Plugins sehr schรคtze, war es natรผrlich nicht verwunderlich, dass auch dieses Plugin mich nicht enttรคuschen wird. Ausgelegt als klassischer VCA Kompressor arbeitet auch der BussPressor eher neutral und kann ebenso aggressiv zur Sache gehen, wie das SSL Vorbild. Im Vergleich mit zum Cytomic Pendant, jedoch fรผr meinen Geschmack eine Spur softer. Die Mitten treten beim BussPressor etwas deutlicher im Vordergrund, wenn man ihn krรคftiger zur Sache kommen lรคsst und auch der Bassbereich wird eher etwas runder, was aber eher eine Geschmacksfrage und kein Nachteil ist. Insgesamt wรผrde ich ihn als etwas weicher ย als The Glue beschreiben, was aber gerade auf der oben schon erwรคhnten Mix-Summe sehr einladend sein kann. Man kann aber รผber weite Bereiche mit beiden Plugins praktisch identische Ergebnisse erzielen.

Fazit

รœber die Qualitรคt der PSP Plugins braucht man nicht diskutieren, die stimmt ganz einfach. Mit dem BussPressor hat man sich auch bei PSP dem Thema SSL-style Buskompressor angenommen und das Ziel auf jeden Fall erreicht. Insgesamt halte ich den BussPressor fรผr etwas gutmรผtiger, wobei er fรผr meinen Geschmack immer im Master-Insert bleiben kann. Letztendlich entscheidet die eigene Vorliebe, welche man mit dem 30-Tage Demo auf die Probe stellen kann.

Mehr Infos gibts unter:ย http://www.pspaudioware.com/

UPDATE 08.07.2012: Schon kurz nach der Verรถffentlichung des PSP BussPressors gibt es ein kostenloses Update 1.0.3, welches vor allem das Regelverhalten bei den Attack-Zeiten verbessert und die CPU-Belastung verringert.