Olympus LS10 Digitalrecorder im Test

Wenn ein Produkt in der Musikerszene immer hรถhere Verkaufszahlen verbuchen kann, dann sind es die kompakte Digitalrecorder, auch Field- oder Linear-PCM Recorder genannt, die mittlerweile in groรŸer Auswahl und unterschiedlichen Qualitรคts- und Ausstattungsvarianten zu haben sind. Vor einiger Zeit habe ich breits ein paar Tipps zur Auswahl von Fieldrecordern gegeben. Heute mรถchte ich Euch den…

Olympus LS10 Digitalrecorder im Test

Wenn ein Produkt in der Musikerszene immer hรถhere Verkaufszahlen verbuchen kann, dann sind es die kompakte Digitalrecorder, auch Field- oder Linear-PCM Recorder genannt, die mittlerweile in groรŸer Auswahl und unterschiedlichen Qualitรคts- und Ausstattungsvarianten zu haben sind. Vor einiger Zeit habe ich breits ein paar Tipps zur Auswahl von Fieldrecordern gegeben. Heute mรถchte ich Euch den Olympus LS-10 vorstellen.

[image title=“Olympus LS-10 im Proberaum“ size=“full“ id=“1935″ align=“center“ ]

Bedienelemente und Handling

Die Firma Olympus kann auf eine lange Tradition bei handlichen Aufnahmegerรคten verweisen, war die Marke bei klassischen Diktiergerรคten doch omniprรคsent. Mit dem Olympus LS-10 wagte man sich in die professionelle Audiowelt vor und lieferte ein Produkt ab, was den Namen zur Ehre gereicht. Wenn man den LS-10 in die Hand nimmt, fรคllt einem zuerst das handliche Diktiergerรคtformat auf und sofort darauf die exquisite Verarbeitung. Das Gehรคuse besteht im Gegensatz zu den Plastikvertretern alร  Zoom H2 aus Metall und vermittelt eine vertrauenserweckende und hochwertige Haptik, die auch im Reporteralltag bestehen wird.

[image title=“Regler und Buchsen rechts“ size=“medium“ id=“1928″ align=“left“ linkto=“viewer“]Angenehm fallen auch die analogen Regler fรผr Wiedergabelautstรคrke und Aufnahmepegel auf, die eine sehr viel intuitivere Bedienung zulassen, als die Auf/Abtaster anderer Gerรคte. Die Erfahrung aus dem Diktiergerรคtesektor hat sich auch auf die Anordnung der Bedienelement niedergeschlagen, denn die wichtigsten Funktionen sind immer direkt erreichbar und das zentrale Navigationskreuz bietet schnellen Zugriff auf alle Funktionen. Die Einstellungen fรผr Low-Cut, Eingangsempfindlichkeit sind als eigene Schalter ausgefรผhrt und eine individuell belegbare Fn (Funktions-)Taste bietet schnellen Zugriff auf bestimmte Einstellungen. Ich habe diese Taste mit der Auswahl des Aufnahmeformats belegt, das von PCM (WAV-) mit 44.1kHz und 16Bit bis 96kHz mit 24Bit reicht und auch MP3 bis 320kBit oder WMA von 64 bis 160kBit/s sind mรถglich.

[image title=“Das Menรผ“ size=“medium“ id=“1933″ align=“left“ linkto=“viewer“ ]Das aufgerรคumte und klar strukturierte Menรผ wirft keinerlei Fragen auf und die Bedienungsanleitung dรผrfte recht selten notwendig werden. Ein Druck auf die „List“ Taste zeigt sofort alle Aufnahmen mit Dateinamen oder eine Liste mit 5 Aufnahmeordnern an, in die man seine Recordings sortieren kann. Ein Ordern „Music“ ermรถglicht darรผber hinaus die Nutzung des LS-10 als MP3-Player, der sogar mit Playlisten umgehen kann. Ein A-B Repeat Taster ermรถglicht die Wiederholung von Titeln oder Bereichen und Erase wird zum schnellen Lรถschen von Aufnahmen eingesetzt.

[image title=“Olympus LS-10 – die Rรผckseite“ size=“medium“ id=“1930″ align=“left“ linkto=“viewer“ ]Die REC-Taste ist von einem roten Leuchtkranz eingefasst, der Aufnahmebereitschaft durch blinken bzw. Aufnahme durch permanentes Leuchten signalisiert. Eine Peak-LED zeigt Signalspitzen an, die aber durch einen zuschaltbaren analogen Limiter abgefangen werden kรถnnen. Sehr erfreulich und praxisgerecht ist das Stativgewinde an der Unterseite, das zudem aus Metall gefertig ist und damit lange Lebensdauer verspricht. Zum schnellen Abhรถren sind sogar zwei Lautsprecher eingebaut, die eine erstaunlich gute Bewertung รผber das Aufgenommene zulassen.

Betrieben wird der Olympus LS-10 mit zwei AA-Batterien oder Akkus.

Anschlรผsse

[image title=“Die Anschlรผsse und Regler links“ size=“medium“ id=“1927″ align=“left“ linkto=“viewer“ ]Der Olympus LS-10 verfรผgt รผber einen Kopfhรถreranschluss, einem Line-Input, Mikrofoneingang im 3,5mm Format. Zusรคtzlich findet man einen Anschluss fรผr ein externes Netzteil sowie eine optional erhรคltliche Fernbedienung bzw. deren Empfรคnger. รœber einen Mini-USB Anschluss verstรคndigt sich der LS-10 mit dem Rechner, der ihn auch prompt als Wechsellaufwerk erkennt.

Besonderheiten

Der LS-10 verfรผgt รผber 2GB internen Speicher, sodass sich eine zusรคtzliche Speicherkarte oft erรผbrigt. Dies ist besonders wertvoll, wenn man die Karte mal wieder herausgenommen und dann vergessen hat, selbige wieder einzusetzen. Zusรคtzlich kann man SD-Karten bis 8GB Kapazitรคt verwenden und wahlweise auf den internen Speicher oder die SD-Karte zugreifen.

Bei der Aufnahme kann man auf einen besonderen Mikrofonmodus zurรผckgreifen, der mit „Zoom Mic“ beschrieben wird und eine bessere Aufnahme von entfernten Schallquellen erlauben soll – praktisch eine Art Richtmikrofonie. Dieser funktioniert nur im Format 44.1/16Bit und kann von ausgeschaltet รผber weit, standard, nah und zoom eingestellt werden. Tatsรคchlich sind damit entferntere Signale besser ortbar und Nebengerรคusche auรŸerhalb der Signalrichtung werden besser unterdrรผckt. Dies kรถnnte fรผr Freunde von Naturgerรคuschen interessant sein.

Um die Wiedergabe รผber Kopfhรถrer natรผrlicher zu gestalten, wurde auch ein Technik mit dem Name „Euphony“ implementiert, die sich mit Natural, Wide und Power dosieren lรคsst. Ebenso lassen sich die Aufnahmen mit verschiedenen Reverb-Einstellungen abhรถren, die sich aber nicht permanent auf das aufgenommene Signal anwenden lassen.

Zur Bearbeitung der Aufnhamen liegt zudem Steinbergs Cubase LE bei.

In der Praxis

Innerhalb von drei Sekunden nach Betรคtigung des Einschalters ist der LS-10 Betriebsbereit. Eine das รผbersichtliche und scharfe Display mit flotten Aussteuerungsanzeigen samt Peakhold gibt Auskunft รผber alle wichtigen Einstellungen, Aufnahmezeit, Restkapazitรคt, Aufnahmeformat, Batteriestatus und besondere Einstellungen. Auch hier erkennt man wieder die jahrelange Erfahrung aus dem Diktiergerรคtebereich. Schnell ist der Aufnahmepegel dank Empfindlichkeitswahlschalter und gerรคndeltem Stellrad gefunden und die Aufnahme kann beginnen. Gegen versehentliches Ausschalten oder Verstellen verfรผgt der Powerschalter auch รผber eine Hold-Funktion.

[image title=“Mikrofonanordnung und Oberseite“ size=“medium“ id=“1929″ align=“left“ linkto=“viewer“ ]Die Mikrofone sind fest im 90ยฐ Winkel angeordnet und haben Nierencharakteristik. Sie fangen die Signale sehr sauber ein und verfรผgen รผber einen erstaunlich voluminรถsen Klang. Die Mikrofonverstรคrker รผberzeugen dabei durch sehr geringes Rauschen. Fรผr spezielle Anwendungen bietet Olympus mehrere externe Mikrofone an und per Line-Input lassen sich auch Aufnahmen eines externen Mischpults oder Preamps mit angedockten Mikros qualitativ hochwertig einfangen. Zum Schutz gegen Windgerรคusche liegen zwei Schaumstoffkappen bei, die bei Bedarf auf die Mikrofone aufgesteckt werden. Dies verleiht dem LS-10 ein lustiges Outfit, das ein bisschen an Mickey Mouse erinnert … fรผr noch stรผrmischere Einsรคtze gibt es einen optionalen Fellpuschel vom Stil „Deadcat“.

Ebenso erfreulich ist die sehr gute Akkulaufzeit, die bis zu 12 Stunden betrรคgt und mit einem vollen Satz Sanyo Eneloop Akkus konnte ich bereits mehr als 6 Stunden aufnehmen und bestimmt 2 Stunden abhรถren und testen. Die Akkuanzeige signalisiert noch immer 2 von 3 Balken. Sehr nett ist auch, dass Zeit, Datum und verbleibende Aufnahmekapazitรคt eingeblendet werden, solange man die Stop-Taste hรคlt. Das Display wird auรŸerdem dezent bernsteinfarbig hinterleuchtet.

Wir haben eine improvisierte 3-Mann Session in unserem Proberaum mitgeschnitten, bei der unser Sรคnger Rainer auch als Drummer agierte. Die Drums dominieren den Gesamteindruck, Gesang geht dagegen selbst bei verhaltenen Bands leicht unter und bei akustisch nicht optimierten Rรคumen, findet man jeden Zentimeter einen anderen Sound vor. Zusรคtzlich eine Gesangsaufnahme aus etwa 50cm Abstand zum LS-10. Beide Aufnahmen sind unbearbeitet und wurden mit 44.1kHz/24Bit aufgenommen.

Gesangssample mit Rainer
[audio:/uploads//2009/02/olympus_ls10_vox.mp3]

Proberaumaufnahme
[audio:/uploads//2009/02/olympus_ls10_band.mp3]

Proberaumaufnahme mit Kompression, Limiter und etwas EQ
[audio:/uploads//2009/02/olympus_ls10_band_wet.mp3]

Akustikgitarre in etwa 50cm Abstand, direkt aus dem LS-10
[audio:/uploads//2009/02/olympus_ls10_gitarre.mp3]

Und hier noch eine AuรŸenaufnahme von Vogelgezwitscher (Abstand etwa 50 Meter) bei hรถchster Verstรคrkung und Zoom-Funktion bei 44.1kHz/16Bit.
[audio:/uploads//2009/02/olympus_ls10_birds.mp3]

Fazit

[image title=“olympus_ls10-9″ size=“medium“ id=“1941″ align=“left“ linkto=“viewer“ ]Der Olympus LS-10 ist ein sehr gut ausgestatteter Linear-PCM Recorder, der durch hervorragende Verarbeitung und sehr einfaches Handling glรคnzt. Die Klangqualitรคt ist als sehr gut zu bezeichnen. Ebenso wieder kรผrzlich vorgestellte Edirol R09HR verfรผgt er nicht รผber Schickimicki-Funktionen wie Stimmgerรคt, Mehrspuraufnahme oder Verstรคrkersimulationen welche – tief versteckt in unรผbersichtlichen Menรผs – ohnehin nie zum Einsatz kommen. Hier hat man sich Gedanken รผber den tatsรคchlichen Einsatzzweck gemacht und wichtige Eckpunkte wie schnelle Bedienung, lange Akkulaufzeit und hochwertige Aufnahmequalitรคt optimiert. Die eingebauten Lautsprecher, das Stativgewinde, analoge Bedienung des Aufnahmepegels sowie der eingebaute 2GB Speicher unterstreichen diesen Anspruch.

Fรผr mich ist der Olympus LS-10 der bisher beste Fieldrecorder den ich testen durfte. Mit 399โ‚ฌ StraรŸenpreis allerdings auch der teuerste Recorder, was sich aber angesichts der gebotenen Qualitรคt schnell relativiert. Wer einen stรคndigen Begleiter in Sachen Audiomitschnitt, egal ob als Reporter, fรผr Konferenzen, als Musiker oder Ambientsound-Tรผftler sucht, wird am LS-10 lange Freude haben.

Letzte Aktualisierung am 11.07.2025 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

12 Antworten zu „Olympus LS10 Digitalrecorder im Test“

  1. Daniel

    Auch von mir einen Dank fรผr den ausfรผhrlichen Bericht.
    Ich mรถchte neben Natur auch Konzerte aufnehmen. Dazu habe ich InEarMikrophone von Soundman.
    Gibt es da Erfahrungen wegen eventuellem Rauschen?
    Aber vielmehr die Frage:
    Wenn ich den Rekorder dann in der Jackentasche habe, verstellt sich dann der Pegel am aus Versehen Rรคndelrad oder gibt es dafรผr auch eine Hold-Funktion?
    Kann man zusรคtzlich auf AutoLevel stellen, weil ich beim Konzert ja nicht stรคndig den Rekorder aus der Tasche holen kann, um den Pegel zu รผberwachen.?
    Danke

  2. Fliegern

    Toller Bericht wow, gratuliere.
    Ich hรคtte ein paar Fragen

    Ich vesuche gerade mit dem LS10 eine LernAudioCD zu kreieren.

    Nachem ich im Keller hierzu den keller umgebaut habe, und es der einzige Raum ist in dem ich vor meinen Kindern Ruhe habe, muss ich ich hier nur mmit dem Summen , zwar leisem aber doch vorhanden Summen, meines PC kรคmpfen, sowie der USV (Stromversorgerung)

    Ich habe hier nun einige Bereiche ausgetestet wie externe Mikrophone, und auch mit dem internen Mikrophon, selbst Olympus war รผberrascht, als ich um ein externes Mikro bat, aber das interne Mikro so gut abgestimmt ist, dass es mir bislang nicht gelang ein vernรผnftiges externes Mikro zu finden.

    Vielleicht hast Du einen Tipp dazu?

    Weiters:
    Ich habe mir nun eine Box gebastelt, ca 70 x 70 CM und 90 CM tief, diese mit Schaumstoff ausgelegt, und in diese das LS-10 hieningestellt, auf einen Stรคnder.

    Ergebnis: Die Box schluckt nun sehr gut die Nebengerรคusche, wenn ich LOW CUT ON habe. ABER……..

    Die Lautstรคrke ist mir zu gering.

    Die kann ich mit dem Magix Musicmaker (meine Software von Steinberg habe ich leider verloren), lauter gestaltet, dann habe ich aber wieder ein Rauschen in der Aufzeichnung.

    Hier wรคre ich fรผr Tipps und Anregungen sehr dankbar.
    lg, und Danke fรผr Deine Anmerkungen schon im vorhinein, mfg fliegern

    1. Warum mรผssen denn PC und USV laufen – den brauchst du zum Aufnehmen doch nicht!? Allerdings wundert mich das auch ein bisschen, denn die Aufnahmen die ich hier fรผr meine Videos etc. mache, haben auch einen laufenden PC, 4 externe Festplatten etc. im Hintergrund und auf den Sprachaufnahmen hรถrt man davon รผberhaupt nichts. Wenn du nah genug am LS-10 bist und richtig aussteuerst (max. -10 bis -6db), werden leichte Umgebungsgerรคusche maskiert. Die Pausen schaltest du spรคter mit einem Noisegate automatisch stumm oder schneidest sie sauber.
      Deine Bastelbox dรผrfte eigentlich mehr Schwierigkeiten bringen, als dass sie nรผtzt.

      Du kannst mir ja mal ein Beispiel schicken, dann kann ich dir vielleicht mehr sagen.

  3. Die Line-Ins aller bislang getesteten Recorder sind unproblematisch und fรผr die genannten Anwendungen sehr gut geeignet. Man darf allerdings keine High-End Wandler erwarten.
    Den LS-10 gibt es nun รผbrigens fรผr unter 300รขโ€šยฌ, da der Nachfolger LS-11 vor der Tรผr steht, jedoch nur รผber mehr internen Speicher (8GB) und ein silberfarbiges Gehรคuse verfรผgt.

  4. Ulli

    Sehr schรถner, hilfreicher Bericht. Kannst Du etwas zur Aufnahmequalitรคt รผber
    Lin-in sagen, um z.b. Musik vom Radio bzw. zur Plattendigitalisierung
    aufzunehemen. ?

    Ulli

  5. Trasher

    scheint ein cooles Teil zu sein. hast du einmal externe miks ausprobiert oder mal den line-in benutzt. wรคre ja auch eine sache dirket aus dem mixer raus reinzugehen.

  6. Freut mich, dass dir das weiterhilft. Der H2 ist zwar ein interessant augestatteter Digitalrecorder, aber er ist wirklich schon etwas lau in der Verarbeitung. AuรŸerdem sind die Mikropreamps nicht gerade still, was man besonders bei externen Mikrofonen merkt.

    Ich hatte beruflich auch einen Zoom H4, der furchtbar zu bedienen war und beim Batteriebetrieb eine stรคndiges hochfrequentes Zirpen produzierte, was auch auf der Aufnahme war. Ein verbreitetes Problem, das auch schon in div. Foren diskutiert wurde.

  7. Daniel Becker

    Superklasse Bericht! Besonders die Proberaumaufnahmen haben mich interessiert, weil ich den Rekorder fรผr Mitschnitte unserer Sessions haben mรถchte. Ich hab zwar an den Zoom H2 gedacht, aber der ist mir irgendwie zu „plastik“. Danke fรผr die Mรผhe!

    Daniel