Wie versprochen: Der zweite Teil meines Microstock Howto’s. Nachdem ich in Teil 1 ausfรผhrlich auf die Grundlagen eingegangen bin, mรถchte ich heute noch ein paar weitere, fortgeschrittene Tipps geben.
Thema Ausrรผstung: In Teil1 hatte ich beschrieben, dass Bilder in einer groรen Auflรถsung grรถรere Umsรคtze erzielen kรถnnen, als solche mit geringerer Auflรถsung. „Kรถnnen“ deshalb, weil die Fotos in unterschiedlichen Auflรถsungen angeboten werden – fรผr das Design eines Internetauftritts braucht man nicht die Auflรถsung, die fรผr ein A2 Plakat erforderlich ist. Daher kaufen viele Kunden kleine Lizenzen (oft als S-Lizenz bezeichnet), da sie fรผr ihre Anwendung ausreichend sind. Aus meiner Praxis heraus kann ich das allerdings nicht ganz nachvollziehen, da ich immer die grรถรte Auflรถsung kaufen wรผrde um spรคter flexibel zu sein.
Als Minimum sind allerdings mittlerweile 6MP Standard, wenn man auch anstรคndige Umsรคtze erzielen mรถchte. Um das Bildrauschen mรถglichst gering zu halten, ist auch eine aktuelle Spiegelreflexkamera mit einem (oder mehreren anstรคndigen Objektiven) sinnvoll, da deren Rauschverhalten wg. der grรถรeren Bildsensoren, dem von Bridge-Kameras meist รผberlegen ist. Das heiรt aber nicht, dass eine SLR unbedingt erforderlich wรคre. Einige, etwas elitรคrere Agenturen geben aber bereits Listen heraus, welches Equipment sie von ihren Fotografen erwarten – allerdings nรผtzt einem bei zwei linken Hรคnden, auch der beste Hammer nichts …
Ein gutes, externes Blitzgerรคt gehรถrt auch zur Grundausstattung und ich wรผrde das Aufhellblitzen (mit Diffusor) bei Personenfotos grundsรคtzlich empfehlen – auch und gerade bei Auรenaufnahmen! Die so belichteten Fotos entsprechen meist mehr den Vorstellungen der Agenturen aber natรผrlich auch der Kunden. Statt dem Aufhellblitzen kann man sich auch einen Faltreflektor besorgen (gibt es mit 2 oder mehr Reflektorfarben, silber/gold) und damit das Model aufhellen. Die goldfarbene Seite gibt ein schรถnes, warmes und softes Licht. Faltreflektoren gibt es gรผnstig bei Foto-Walser.
Meine Ausstattung besteht aus einer Nikon D80 mit Batteriegriff fรผr meine groรen Hรคnde, einem Nikon 18-200 DX VR Objektiv, einer Nikon 50mm 1,8 Festbrennweite, einem Nikon SB-800 sowie einem Sigma EF-DG 500 Super Blitzgerรคt sowie div. Kleinigkeiten.
Die IPTC-Bearbeitung kann dann mit z.B. Adobe Bridge (als Teil von Photoshop), Adobe Lightroom, ACDSee oder einem der vielen anderen Lรถsungen erfolgen. Wer richtig einsteigen mรถchte – oder schon mittendrin ist, sollte sich unbedingt mal den ProStockMaster ansehen. Eine Mac- und Windows Software, speziell fรผr Stockfotografen mit eingebautem Upload zu den wichtigsten Agenturen, Statistikfunktionen fรผr Verkรคufe und Einnahmen, IPTC-Bearbeitung, automatische Keyword-Vorschlรคge etc. und mit 39โฌ absolut erschwinglich – Zeit ist Geld ๐
Wichtig ist auch ein gutes Farbmanagement mit einem kalibrierten Monitor, damit beim Bewerter der Agentur das Foto auch so aussieht, wie zuvor am heimischen Bildschirm. Eine Lรถsung ist der Pantone Huey. Mehr dazu findet ihr auch hier im Blog.
Und nicht zuletzt: Ein flotter DSL-Zugang, um die Daten auch zu den Anbietern zu bekommen.
Thema Motive: Die meisten Einnahmen im Microstockbereich erzielt man ganz einfach mit Menschen und zwar gezielt fotografiert. Wichtig ist natรผrlich, dass diese sympatisch rรผberkommen – sie mรผssen keine Topmodels sein, aber das gewisse Etwas haben, auรer das Thema ist Hรคsslichkeit ๐ – da gibt es aber bestimmt auch Bedarf. Es gibt Personen, da macht man 100 Fotos und 99 sind vom Ausdruck her super (beim 100sten hat das Model gezwinkert).
Nรคchster Punkt: Das Model sollte dem Kontext entsprechend gestylt sein. Businessfotos profitieren von Anzug und Kostรผmchen – Wellness-Themen hingegen von Nacktheit (vorsicht: nicht zu nackt, die Amis sind da irgendwie eigenartig drauf …). Auch ein bisschen Puder oder zumindest ein mattierendes Makeup ist hilfreich und erspart lรคstige Retuschen.
Wenn der Hintergrund nicht dringend fรผr die Bildaussage wichtig ist, sollte er mรถglichst losgelรถst sein – also Model scharf, Hintergrund unscharf. Eine lรคngere Brennweiteb (ab 70mm) sowie eine groรe Blendenรถffnung helfen dabei. Fรผr Nikon- und Canon-Fotografen eignen sich dazu die 50mm Festbrennweiten der Hersteller ungemein, denn durch die Brennweitenverlรคngerung der D-SLRs wird daraus eine 75mm Brennweite und damit ein ideales Portraitobjektiv. Auรerdem sind diese Objektive wirklich knackscharf. Das Nikon 50mm 1.8 gibt es fรผr gรผnstige 140โฌ, das von Canon gar nur um die 100โฌ.
Fรผr die Fotografie von Stills, ist eine angemessene Blitzbeleuchtung unerlรคsslich – bei Food hilft eine Milchglasscheibe als Untergrund fรผr die Aufnahme, die man zusรคtzlich von unten anblitzt. Als Hintergrรผnde und Hohlkehlen fรผr kleinere Objekte, eignen sich DIN-A1-Tonpapierbรถgen (gibt es in Bastelgeschรคften) hervorragend. Die schwarzen Bรถgen sind dabei auch noch schรถn matt und werfen nahezu kein Licht zurรผck (siehe Bild). Allerdings erzรคhle ich da bestimmt nichts Neues, wenn doch: Besser noch etwas warten, bevor man ins Stockgeschรคft einsteigt – das erspart Frust.
Man muss allerdings noch nicht einmal ein Fotograf sein, um mit Stockagenturen Geld zu machen! Sehr gefragt sind auch Vektorgrafiken und 3-D Bilder. Ein schnelles 3D-Rendering mit einfachen Strukturen bringt oft mehr ein, als ein tolles Foto. Neuerdings kann man รผbrigens auch Videofilme anbieten (iStockphoto).
Thema Aufwand: Naja, die Frage nach dem Aufwand lรคsst sich nicht so pauschal beantworten, hรคngt dieser doch von vielen Faktoren ab. Hat man schon einen Workflow bei der Bildverwaltung und eine ausreichende Anzahl guter und bereits bearbeiteter Fotos, ist der Einstieg einfach. Muss man sich das erst schaffen, ist der Aufwand schon mal grรถรer, alleine die Bilder zu finden, die fรผr Stockagenturen geeignet sind.
Bei neuen Bildern kommt es selbstverstรคndlich auch darauf an, wie die Ausgangsqualitรคt der Aufnahmen ist, wieviel Nachbearbeitung das Bild benรถtigt und wie gut und schnell man mit den entsprechenden Tools umgehen kann, ja und natรผrlich die Menge der Bilder …
Einen Abend pro Woche sollte man schon einplanen, wenn man innerhalb eines รผberschaubaren Zeitraums (6 Monate sind realistisch), einen nennenswerten Umsatz erzielen mรถchte – die Fotosessions ausgenommen.
Thema Kohle: Den Stundenlohn sollte man erst einmal nicht ausrechnen – ich gehe davon aus, dass Fotografie entweder das Hobby ist oder man ohnehin beruflich Fotografiert und hier vielleicht geeignete Motive abfallen (das Einverstรคndnis der Auftraggeber etc. vorausgesetzt). Es sollte auf jeden Fall Spaร machen und nicht die Erlรถse aus dem Microstockgeschรคft im Vordergrund stehen „Make money quick“ gibt es auch hier nicht. Wie schon im letzten Artikel erwรคhnt, beginnt es ab gut 100 Fotos bei 3-5 Agenturen bereits regelmรครig zu trรถpfeln (50-100โฌ/Monat), ab ca. 250-400 Bildern bei 7-8 Agenturen rauscht es schon etwas – allerdings auch immer abhรคngig von Motiv und Qualitรคt. Portfolios um die 1000 Bilder bei den gรคngigen Agenturen, erzielen dann u.U. auch schon mal hohe 3-stellige Betrรคge.
Wie komme ich an meine Einnahmen? Alle Agenturen bieten die Auszahlung per Paypal oder Moneybrokers an, daher ist ein entsprechender Account erforderlich. Die Auszahlung erfolgt ab bestimmten Limits (bei iStock z.B. ab vollen 100$ Einnahmen, bei Fotolia ab 50 Credits).
Was sonst noch?
Wenn man mal ein ordentliches Portfolio zusammen hat, muss man auch immer wieder fรผr Nachschub sorgen, denn Bilder die รผber einen gewissen Zeitraum nicht oder nur sehr selten verkauft wurden, werden von den Agenturen aussortiert. Auรerdem รคndern sich die technischen Voraussetzungen (mehr Auflรถsung wird gefordert), der Kundengeschmack, der Bedarf die Themen und auch die Mode – ein Model mit Klamotten von 2004, wird 2009 wohl schon etwas altbacken aussehen.
Wenn ihr mit Models arbeitet, oder einfach Menschen abbildet, benรถtigt ihr ein Modelrelease, in dem die betreffenden Personen ihr Einverstรคndnis geben, dass ihr die Bilder auch verkaufen dรผrft. Bei Kindern und Jugendlichen unter 18 ist die Unterschrift der Erziehungsberechtigten erforderlich. Dieses Modelrelease wird gescannt oder abfotografiert mit zur Agentur hochgeladen – alle Agenturen haben hier andere Vordrucke, also immer einen Schwung davon in den Fotorucksack! Wenn ihr mit Models arbeitet und eine anteilige Beteiligung an den Verkรคufen vereinbart habt ist es sinnvoll, einen extra Account dafรผr aufzumachen, da man so besser nachweisen kann, was tatsรคchlich verkauft wurde. Geld ist bekanntlich einer der beliebtesten Grรผnde fรผr Streitigkeiten.
Wohin geht die Entwicklung bei den Stockfotoangeboten?
Wenn ich das wรผsste, wรคre ich reich – nee, mal ernsthaft: Der Trend geht ganz eindeutig zu qualitativ hochwertigen Aufnahmen, sowohl technisch als auch thematisch. Agenturen wie Panther Media haben wohl den Trend, sich auf europรคische Motive zu spezialisieren, andere greifen bestimmte Themenbereich auf. Um neben den groรen Agenturen bestehen zu kรถnnen, werden wohl spezialisierte Anbieter entstehen, die sich z.B. nur mit technischen Motiven, Mode oder Freizeitthemen beschรคftigen. Ein weiterer Trend ist „Macrostock“. Hier wird es dann nochmal hochwertiger, individueller und exklusiver, darum bewegen sich die Einnahmen pro Bild dann im hรถheren 2-stelligen bis niedrigen 3-stelligen Bereich. Ob das allerdings, angesichts der Masse an guten Microstockfotos durchsetzen wird, ist die Frage. Hier eine kleine Auswahl an Macrostockagenturen – Alamy ist dabei wohl die vielversprechendste:
http://www.alamy.com
http://www.myloupe.com
http://www.photographersdirect.com
http://www.photonewzealand.com
Und wie sieht es mit dem Kauf aus?
Fรผr mich sind die Microstockagenturen absolut genial! Ich arbeitet seit vielen Jahre in Werbeagenturen- und Marketingabteilungen und bin im Bereich Internetprogrammierung und E-Learning tรคtig. Wenn ich an frรผher und die dicken Fotokataloge der wenigen Bildagenturen denke, wo ein Bild gleich mal 1000 Mark kostete und es Tage dauerte, bis es dann auch als Dia im Haus war, ist die jetzige Situation ein Traum.
Wenn ich einen Printprodukt, eine Internetseite o.รค. gestalte, habe ich Zugriff auf eine Unmenge an guten, preiswerten und inspirierenden Fotos und zwar sofort – komfortabler geht es nicht. Auรerdem kann ich dem Kunden einen attraktiven Preis machen, da ich nicht extra ein Fotoshooting einplanen muss. Dass auch groรe Unternehmen auf Microstockfotos zugreifen, konnte einer meiner Freunde Anfang des Jahres feststellen, als eines seiner Fotos auf der SIM-Karte, den Plakaten und Werbeprospekten des Handytarifes von Aldi-Sรผd zu sehen war (die mit dem Hut) …
Mein Spaghettibild vom letzten Artikel ist in 2 Kochbรผchern und in der Kampagne eines Anbieters fรผr Bioprodukte vertreten.
Die andere Seite: Die Berufsfotografen – und jetzt wirds Ugs. – kotzen natรผrlich reihenweise ab – zumindest die, die den Trend noch nicht erkannt haben und ihre Werke nicht dieser Zweitverwertung zufรผhren (wollen), da sie hier das Gefรผhl haben „verramscht“ zu werden.
Fotografie ist einfach eine Massenbeschรคftigung geworden, die viele Talente hervor bringt, die noch vor einigen Jahren keine Chance gehabt hรคtten, dies in irgendeiner Form professionell einsetzen zu kรถnnen – Menschen, die mir viel Herz, Ehrgeiz und Gespรผr bei der Sache sind. Es ist halt nur eines sicher und das ist die Verรคnderung …
Fazit: Wenn man begeisterter Fotograf ist, eine gewisse Qualitรคt an den Tag legt und bereit ist, etwas dafรผr zu tun, ist die Stockfotografie wohl DIE Mรถglichkeit, mit dem Internet und dessen Mรถglichkeiten zusรคtzliches Geld zu verdienen und zwar rund um die Uhr. Mit dem Gedanken im Kopf, vielleicht noch ein bisschen mehr Umsatz zu erzielen, hat man auch den Ehrgeiz, bessere Fotos zu machen. Und auch wenn man nur auf kleiner Flamme kochen mรถchte – das ein oder andere Teil der Fotoausrรผstung oder die nรคchste Kamera lรคsst sich – davon refinanzieren.
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BTW: Jubilรคum, tataaa, bumm krach peng – das ist mein 150. Posting!
Letzte Aktualisierung am 11.07.2025 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
hallo gibst du irgendwo auch kurse?
Bislang nicht – besteht wohl Interesse daran?
Hi,
dass mit dem ProStockMaster war ein guter Tipp.
Fรผr den Einstieg wรผrde ich dir Fotolia und Shutterstock empfehlen. Shutterstock ist dabei ziemlich gnรคdig und lรคsst Einsteiger auch ohne „Aufnahmeprรผfung“ mitmachen – sofern die Bildqualitรคt stimmt. Bei Shutterstock musst du 10 deiner Besten Bilder hochladen und davon mรผssen 7 akzeptiert werden, um aufgenommen zu werden. Sollte das nicht geklappt haben, kannst du es nach einem Monat wieder versuchen. Du meldest dich einfach an und versuchst dein Glรผck!
Kosten tut das nichts – auรer Zeit. Und man kann nicht nur das „kleine Geld“ sondern ganz ordentlich damit verdienen, wenn man ein bisschen Gas gibt. Ich selbst habe so 2003 mit der Geschichte begonnen – damals bei iStockphoto
Im kommenden, zweiten Teil meines Artikels „Microstock-Fotografie: Der Einstieg“ gibt es noch weitere gute Tipps.
Hallo Markus.
super Artikel. Sehr interessant zu lesen und infomrativ. Ich habe zwar schonmal etwas รผber Stockagenturen gehรถrt (รผber deinen Blog ๐ ) Aber bis dato noch nicht gewust was das ist und was die machen. Jetzt weis ich es. Und die Sache mit dem „kleinen Geld“ nebenbei zu verdienen ist schon interesant. Mir ist schon klar das man damit nicht das grosse Geld machen kann, aber fรผr den Anfang und um รผberhaupt rein zu kommen ist es sehr gut. Ausserdem ist das ja auch eine Mรถglichkeit Feedbak zu seinen Bildern zu bekommen. ๐
Was mich noch interesiert und was ich in keinen Artikel gelesen habe: Wie komm ich da rein, wie mach ich den Anfang. Muss ich Geld bezahlen?…
Wie bist du bspw. reingekommen?
Wรคre klasse wenn du diese Fragen noch beantworten kรถnntest.
Grรผsse Marcel
Ja, vielen Dank fรผr diesen ausfรผhrlichen Beitrag zum Thema!
Sehr aufschlussreicher Bericht mit vielen Tipps. Da werde ich jetzt dochauch einmal einsteigen mรผssen.