Kürzlich fiel mir eine Zeitschrift aus einem Verlag in die Hand, auf der groß „Das Magazin für das digitale Zuhause“ prangte. Es rühmte sich sogar „Die Smart-Home Bibel“ zu sein, denn es verglich 33 Smart-Home-Systeme. Das weckte mein Interesse. Ich wollte zu gerne wissen, was der Verlag, der auch Auto-, Computer- und Frauenzeitschriften im Portfolio hat, so über Smart Homes zu erzählen weiß.
Nach etlichen Seiten, die nur sehr wenig mit einem Smart Home zu tun haben (z. B. einem Akkusauger von Dyson, Fitnessarmbändern oder Motorrollern) und einer Telekom-Anzeige „Welcher Smart-Home Typ sind Sie?“, ging es dann auf Seite 18 auch schon los.
Einseitiger Überblick mit Lücken
33 Systeme wurden in 3 Kategorien eingeteilt: Einfach, flexibel und komplex. Einfach sind danach z. B. Philips Hue, Homematic IP, Fritz Box oder Wemo. Flexibel sind etwa Magenta Smart Home, Devolo Home Control oder Innogy Smart Home und als komplex erachtet man Homematic oder Firbaro.
Am Ende, das schon auf Seite 66 folgte, lässt man den Leser aber mit einer höchst einseitigen Vorstellung eines „Smart Homes“ zurück, denn bei allen vorgestellten Lösungen handelt es sich um irgendwelche Funksteckdosen, Temperaturfühler und Heizkörperthermostate auf Funkbasis und mit einem, vorerst, abgeriegeltem Ökosystem. Das einzige umfangreiche System, Homematic, wird ebenfalls nur angerissen.

Im ganzen Heft fällt kein Wort über Systeme wie KNX, LCN, EnOcean oder Loxone. Man liest nichts über Smart Home Software wie OpenHAB, FHEM, IP Symcon oder Home Assistant. Genau das sind aber die Komponenten, die das Home wirklich smart machen. Sie haben außerdem eine sehr wichtige Aufgabe.
Workarounds für fehlende Standards
Da es keinen gemeinsamen Standard für für IoT (Internet of Things) Geräte und Smart Home Systeme gibt, sind Programme wie FHEM oder OpenHAB Vermittler zwischen den unterschiedlichsten Systemen und damit wird es erst wirklich ein Smart Home, weil sich alles mit allem „unterhalten“ kann.

zeitgesteuert oder per App eine Steckdose oder eine Lampe schalten zu können macht noch lange kein Smart Home aus. Man möchte aber den Eindruck erwecken, dass das Smartphone der Kernbestandteil eines solchen wäre. Tatsächlich ist eine Haussteuerung erst dann wirklich intelligent, wenn sie möglichst wenig Aktion von den Bewohnern erfordert. Wenn ich gegen 20 Uhr das Fernsehgerät anschalte, sollte auch gleich die entsprechende Beleuchtung eingestellt werden, die Jalousien fahren herunter und die Temperatur wird um 1,5 Grad erhöht.

Wenn man das Haus verlässt und kein Smartphone der mehr im heimischen WLAN angemeldet ist, schaltet das intelligente Haus alle unnötigen Verbraucher und das Licht aus und vielleicht die Alarmanlage ein.
Ich höre gerne auch mal etwas lauter Musik. Warum nicht die Deckenbeleuchtung blinken lassen wenn es an der Haustür klingelt? Oder eine Durchsage per Alexa, dass die Waschmaschine fertig ist (weil man den Stromverbrauch an der Steckdose überwacht hat)?
So wird es ein echtes Smart Home
Das geht nur, wenn alle Systeme vernetzt sind und diese Vernetzung ist, mangels eines Standards, derzeit nur über eine systemübergreifende Smart Home Software wie OpenHAB möglich. Damit kann man dann auch seine Philips Hue, den Denon AV-Verstärker, die Türsprechstelle, Netatmo Sensoren oder Homematic als ein großes System arbeiten lassen, ohne dass man für jeden Hersteller eine eigene App aufrufen muss. Denn das ist nicht smart, sondern einfach nur nervig.
Basisfunktionen wie die Raumbeleuchtung, Jalousiensteuerung oder schaltbare Steckdosen für kritische Verbraucher (Bügeleisen anyone?), erfolgen dabei im Neubau oder bei Renovierung über ein solides und fest installiertes System wie LCN, KNX oder Loxone. Will man ohne Kabel verlegen ein Smart Home Nachrüsten, bieten sich die funkgestützten Produkte von Homematic und EnOcean an.
Damit wird es ein Smart Home, das seinem Namen gerecht wird. Alles andere sind technische Spielereien.