Neues Werkzeug: Binokulares Stereo-Mikroskop von Swift

Meine Werkstatt hat Zuwachs bekommen. Für diverse Elektronikarbeiten mit SMDs, aber auch zur Platinenkontrolle und zur Identifikation von Bezeichnungen auf Bauteilen, musste ein Mikroskop her. Nun wurde es ein rein optisches Stereo-Mikroskop von Swift.

Bitte beachte: Dieser Beitrag ist mehr als 3 Jahre alt. Manche Links, Preise, Produkte und Aussagen sind vielleicht nicht mehr aktuell!

Elektronische Bauteile werde immer kleiner und mit bloßem Auge ist es fast unmöglich geworden, mit SMD usw. zu arbeiten. Bei einer Reparatur wurde es auch zu einer großen Herausforderung, die Bauteilbezeichnung zu erkennen.

Nun gibt es jede Menge günstiger USB-Mikroskope im Preisbereich zwischen 30 und 80 Euro. Damit kann man zwar recht gute Fotos und Videos von Bauteilen und Platinen machen, zum richtigen Arbeiten sind sie aber aus  drei Gründen ziemlich ungeeignet:

  • Der Arbeitsabstand zwischen Objektiv und Grundplatte ist zu gering, um gleichzeitig löten (oder entlöten) zu können. Außerdem schlägt sich ohne Absaugung Lötdampf am Objektiv nieder.
  • Das digitale Bild auf einem angeschlossenen Rechner oder auf den mitgelieferten Bildschirmen hat eine gewisse Latenz. Das bedeutet, dass das Bild verzögert erscheint.
  • Der letzte und wichtigste Kritikpunkt ist aber, dass man mit diesen Mikroskopen keinen räumlichen Bildeindruck erhält, was gerade bei sehr präzisen Arbeiten wichtig ist.

Also habe ich mich auf die Suche nach einem binokularen Stereo-Mikroskop für Lötarbeiten gemacht, das frei über der Tischplatte positionierbar ist, eine praxisgerechte Vergrößerung bietet, eine Beleuchtung mitbringt und bezahlbar ist.

Das Swift Stereo-Mikroskop wird baugleich von ganz unterschiedlichen Herstellern angeboten. Darunter befindet sich auch die Firma Bresser, die seit Jahrzehnten für preiswerte Mikroskope und Teleskope bekannt ist. Allerdings muss man bei Bresser für die gleiche Leistung gut 60 Euro mehr bezahlen.

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Ausstattung und Aufbau

Das Mikroskop wird zerlegt und in zwei Styropor-Halbschalen verpackt geliefert, sodass hier Beschädigungen unwahrscheinlich sind. Der Aufbau ist in weniger als 10 Minuten erledigt und wirft keinerlei Fragen auf. Die spärliche Bedienungsanleitung würde hier aber auch keine Hilfe bieten. 

Das Swift Binokular Mikroskop in seiner Styroporverpackung

Der schwere Standfuß und der lange Ausleger ermöglichen einen sehr flexiblen Einsatz und viele Einstellmöglichkeiten für optimale Ergonomie. Der Arbeitsabstand beträgt über 20 cm, sodass man hier sehr komfortabel löten, aber auch größere Bauteile und Komponenten platzieren kann.

Die beiden Okulare lassen sich im Abstand verstellen. Das linke Okular verfügt über eine Dioptrienverstellung von +/- 5 Dioptrien. So können auch Brillenträger ohne Sehhilfe mit dem Mikroskop arbeiten.

Am Standfuß befinden sich zwei LED-Lampen mit Schwanenhälsen. Erfreulicherweise befindet sich die Stromversorgung der Lampen direkt im Lampenfuß, an dem man ein herkömmliches Eurokabel anschließt, also keine lästigen externen Netzteile vom Typ „Wandwarze“.

Es werden zwei Okulare mit 10- und 20-facher Vergrößerung sowie zwei Augenmuscheln aus Gummi mitgeliefert. Damit das gute Stück auch nicht verstaubt, gibt es eine transparente Schutzhülle. Ein Behältnis für die nicht benutzten Okulare wäre schön gewesen, da findet sich aber auch so eine Lösung.

In der Praxis

Für Lötarbeiten sind 10x Okulare die beste Wahl. Die Vergrößerung ist optimal für SMDs und für die Suche nach kalten Lötstellen und Rissen geeignet. Die 20-fach Okulare sind da schon etwas zu viel. Was aber noch viel wichtiger ist: Das Bild ist extrem scharf bis an die Ränder und schön hell. 

Die LED-Leuchten kann man immer passend einstellen, ohne dass diese blenden oder überstrahlen. Da man die Höhe und Neigung des Mikroskops einstellen kann, findet man immer eine gute und bequeme Einstellung. Die Konstruktion ist auch so massiv, dass hier nichts wackelt und vibriert.

Kamerafragen

Für Blogbeiträge wollte ich eigentlich eine Kamera für das Mikroskop haben, mit der ich auch mal ein Video machen kann.

Die 5MP Mikroskopkamera von Swift

Es gibt passende Kameras mit 1.3 – 5 Megapixeln, die speziell für den Einsatz an Mikroskopen und Teleskopen gedacht sind. Ich habe die SWIFT Optical Digitale 5,0-Megapixel-Mikroskopkamera für 79,95 Euro getestet. Abgesehen davon, dass die mitgelieferte Kamerasoftware ziemlicher Schrott ist, war ich von der Leistung ziemlich enttäuscht. Das Blickfeld ist extrem verkleinert und die Schärfentiefe extrem klein. 

Beispielfoto der Swift 5MP Mikroskopkamera

Noch problematischer ist aber, dass diese Kameras bei voller Auflösung nur 1-3 Bilder pro Sekunde machen. Damit ist schon die Einstellung des passenden Bildausschnitts eine Geduldsprobe. Videos kann man damit natürlich komplett vergessen, da die kleinste Bewegung in verwischten Bildern endet. Also zurück mit dem Teil. Mikroskopkameras mit höherer Bildrate und HDMI-Ausgang beginnen bei 250 Euro und das wollte ich hierfür nicht anlegen.

Beispielvideo der Swift Mikroskopkamera – 3 fps sind halt doch sehr wenig …

Der zweite Versuch war ein Mikroskop-Adapter für Smartphones. Auch das kann man sich sparen. 

Die dritte Überlegung war: Warum nicht einfach eine vorhandene Kamera nutzen? Meine kleine Sony NEX-6 ist nicht zu schwer, macht gute Bilder und ordentliche HD-Videos. Also habe ich eine C-Mount Adapter mit 30,5 Millimeter Tubus samt C-Mount zu E-Mount Adapter bestellt. Kostenpunkt: 25 Euro. 

Beispielfoto mit der NEX-6 und C-Mount Adapter

Auch hier war die Ernüchterung schnell da, denn erstens hat sich der Tubus nicht vernünftig befestigen lassen und zweitens war die Schärfentiefe noch geringer, als bei der Swift-Kamera. 

Da man mit angeflanschter Kamera – egal nach welchem System – ohnehin nicht mehr arbeiten kann, habe ich mich dazu entschieden, eine einfache USB-Mikroskopkamera mit Display zu bestellen. Das ist kostengünstiger und einfacher.

Binokulares Stereo-Mikroskop von Swift

Fazit

Ein Stereo-Mikroskop sollte in keiner gut ausgestatteten Elektronikwerkstatt fehlen – zumindest dann nicht, wenn man sich auch mit Elektronik der letzten zwei Jahrzehnte beschäftigt. 

Das binokulares Stereo-Mikroskop von Swift ist für etwa 200 Euro eine sehr gute Wahl und lässt wenig wünsche offen. Über die LEDs könnte man noch einen Polfilter machen, um Reflexionen zu minimieren und evtl. finde ich noch ein 5x Weitfeld Okular mit 30,5 mm Durchmesser. Ansonsten bin ich mit dem Stereo-Mikroskop sehr zufrieden.

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2 Kommentare

  1. Danke für den gelungenen Bericht. Ich habe das gleiche Mikroskop, ebenfalls hauptsächlich fürs Elektronik-Hobby, und bin sehr zufrieden damit. Auch die Kamera-Erfahrungen teile ich — die Okularkamera habe ich genau so enttäuscht zurückgeschickt.

    Gern hätte ich gewusst, welche „USB-Kamera mit Display“ sich als empfehlenswert erwiesen hat. Der Amazon-Link geht aber zur Bresser-Version des Stereomikroskops — da ist anscheinend etwas durcheinander geraten?

  2. Hallo,

    wie gross wäre denn der sichtbare Ausschnitt in etwa bei einer Verwendung des 10x Okulars und 20-23 cm Abstand vom betrachteten Objekt?

    danke schön!

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