IK Multimedia MODO Drum – Physical Modelling trifft Sampling

1980 brachte Roger Linn seine legendäre LM-1 Drum-Machine auf den Markt. Damals befürchteten alle Schlagzeuger, dass sie ab sofort überflüssig werden würden. Knapp 40 Jahre später haben wir Software mit dutzenden von Gigabyte an Drumsamples auf der SSD, die kaum mehr Unterschiede zu echten Drums ausmachen lassen. IK Multimedia setzt mit MODO Drum nun noch eine Realitätsstufe und mehr Flexibilität obendrauf, indem sie die Trommeln mit physical Modelling ergänzen.

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Ich bin ja in der Rockmusik daheim. Genauer gesagt, dem Progressive Rock. Allerdings entdecke ich gerade wieder meine Liebe zum AOR der 70er und 80er Jahre. Ein realistischer Drum Sound ohne Drummer ist daher für mich sehr wichtig, spiele ich doch alle Instrumente selbst (und programmiere die Drums). Mit dem Verfall der Speicher- und Festplattenpreise pro Gigabyte, sind auch die Sample-Bibliotheken für Schlagzeug-Sounds auf zig Gigabyte angewachsen. Multi-Layer-Samples sollen für absolut realistische Sounds sorgen und den Machine-Gun-Sound bei wiederholenden Samples vermeiden.

10 Drumkits stehen zur Verfügung

IK Multimedia hat nach 11 Jahren Arbeit mit MODO Drum ein neues Kapitel an Realismus bei Drum Sounds aufgeschlagen.

Physical Modelling und Sampling vereint

MODO Drum setzt dabei auf eine Mischung aus qualitativ hochwertigen Samples und synthetischer Klangerzeugung. Damit erhält man als Anwender eine sehr viel größere Bandbreite an Sounds und viel mehr Freiheiten bei der Konfiguration der eigenen Sound-Vorstellungen.

So lassen sich nicht nur Kesseldurchmesser und Tiefen frei definieren, sondern auch die Art der Felle, Sticks oder auch Drumtechniken wie Zehe oder aufgesetzte Ferse bei der Kick Drum.

Mir ist es z. B. auf Anhieb gelungen, meinen Lieblings-Snare-Sound einzustellen. Er besteht aus einer 14“ Holz-Snare mit 4” Tiefe, Pinstripe-Fell und Rim-Hit (“Kantenschlag”). Das ist die Technik, die ich von meinem Schlagzeuger “Bauch” seit knapp 30 Jahren im Ohr habe und ein Sound, der sehr definiert und “knallig” klingt. Bisher konnte ich das mit keiner anderen Drum-Software umsetzen. Strike 1.

Zwar halte ich nichts von der “magischen Theorie”, dass die Drums immer auf die Tonart des Songs gestimmt sein sollten. Tatsächlich suchte ich aber auch schon immer nach einem Tuning, das den Song zumindest unterstützt. Nicht jeder Song funktioniert auch mit dem gleichen Tuning der Snare oder Bassdrum.

Genau das sind die neuen Möglichkeiten von MODO Drum. Man kann eine Trommel stimmen, ohne dabei nur ein Sample zu verstimmen. Vielmehr wird der Sound neu berechnet. So kann auch die Aufschlagposition- und Fläche jeder Trommel und deren Raumanteil festgelegt werden. Strike 2.

Jedes der 10 Drumsets kann beliebig kombiniert werden. So kann ich die Toms des Jazz-Kits mit der Metal-Bassdrum kombinieren. Strike 3

Die Benutzeroberfläche von IK Multimedia MODO Drum ist dabei sehr übersichtlich und lässt sich frei skalieren.

Das Studio Kit – einer meiner Favoriten

IK hat einen 16-Kanal-Mixer mit Stereo-Kanälen integriert. Dazu kommen die hochwertigen Effekte aus der T-Racks Serie, die als Insert-Effekte für eine umfangreiche Klangbearbeitung sorgen.

Der Mixer von MODO Drum

Wer möchte, kann aber natürlich auch die Einzelausgänge an sein DAW übergeben und mit den Plugin- oder Outboard-Effekten der Wahl verfeinern. IK liefert außerdem 9 Räume mit – vom Drum-Booth bis zur Kathedrale.

On-Board Effekte in T-Racks Qualität

Die Groove-Bibliothek

Eine Groove-Bibliothek mit 1400 Pattern bringt MODO Drum mit, man muss aber auf einen integrierten Editor für Rhythmen ebenso verzichten, wie auf eine Möglichkeit zum Mapping von MIDI-Noten zu Drum-Sounds. Für Drummer mit MIDI-Drumset und Trigger-Modul kann das eventuell zu Problemen führen. Dafür kann man bei den mitgelieferten MIDI-Pattern auch die führende Hand auswählen und die Auswahl überzeugt durch hohe Praxistauglichkeit. Strike 4

Die Groove Bibliothek mit 1400 Pattern

MODO Drum in der Praxis

Genug geschwafelt. Wie klingen die MODO Drum denn nun? Wie oben schon erwähnt, habe ich sofort “meinen” Snare-Sound gefunden. Die MODO Drum klingen voll, sehr definiert und ungemein realistisch. Während ich die Slate Drums immer sehr gehypted empfinde, habe ich hier den Eindruck, ein gut mikrofoniertes Drumkit vor mir zu haben. Strike 5

MODO Drum für die Metal-Freunde

Natürlich kann man nun den Sound bis ins kleinste Detail zerpflücken, sofern man die Drums alleine hört. Viel wichtige ist aber, wie sie im Song/Band-Kontext klingen. Den Hörer ist das ohnehin wumpe, so lange der Song geil ist. Das sollten wir bei aller Detailverliebtheit nicht vergessen. Etliche Songs wie Hero von Bonnie Tyler, Radio Gaga von Queen, Take on me von A-ha, The Boys of Summer von Don Henley oder Relax von Frankie Goes to Hollywood wurden mit der Linn Drum zu Top-10 Hits. Im Vergleich zu heutigen Digital-Drums, klang das wie ein Sack Klammern. Ein guter Song, ist aber ein guter Song. Darum sollten wir nicht so viel Gedanken über Wandler-Qualitäten oder den Klang von DAW’s machen.

Umso besser ist es, dass mich die MODO Drum von Anfang an überzeugt haben. Jeder Schlag klingt einfach etwas anders. Ob tatsächlich jeder Schlag anders ist, mag ich nicht definitiv zu beurteilen. Manche haben einen Hit mit gleicher Velocity zig-fach abgespielt, die Spur dupliziert und in der Phase gedreht um herauszufinden, ob es gleiche Samples/Sounds gibt. Diese würden sich dann vollständig auslöschen und das Ergebnis wäre an dieser Stelle Stille.

MODO Drum Soundbeispiele

Ich habe euch einfach mal mit meinem Keith McMillen Bop Pad einen Snare-Roll mit den Fingern geklopft, Becken anschwellen, Toms in verschiedenen Velocity-Stufen angeschlagen und dann das Kit ein paar Pattern spielen lassen. Die Effekte waren dabei ausgeschaltet. Hört einfach selbst:

Das Studio Kit
Djentleman Kit
Jazzy Kit


Auch finde ich die Becken sehr gelungen. Das Anschwellen von Becken gefällt mir sehr gut. Aus meiner Sicht waren Cymbal-Sounds schon immer die Nagelprobe für Drum-Plugins. MODO Drum Cymbals sind hier im gleichen Bereich anzusiedeln, wie die großen bekannten Drum-Libraries und ich halte es eher für eine Geschmacksfrage, was einem da besser gefällt.

Was mir aber eben sehr entgegen kommt ist, dass ich “mein” Drumset so konfigurieren und stimmen kann, wie ich mir das vorstelle und tatsächlich habe ich auch immer eine individuelle Vorstellung eines Drum-Sounds. Durch das physical Modelling klingt es bei den MODO Drum immer sehr natürlich und glaubwürdig, wohingegen gänge Drum-Plugins immer sehr “verbogen” klingen, sobald man sie verstimmt.

Konfiguration der Fußmaschine

Die Aufnahmeräume, die Dämpfung der Drums, die unterschiedlichen Tiefe, Durchmesser und Felle klingen sehr realistisch und organischer, als meine anderen Drum-Plugins. Strike 6

Snare Sound à la carte

Herausragend ist auch der schnelle Wechsel zwischen Drumkits und dass Trommel-Parameter in Echtzeit, ohne Artefakte verändert werden können. Strike 7

Vergleicht man IK Multimedia MODO Drum mit BFD3 von FXpansion, wird manchem der integrierte Drum-Editor fehlen, zumal man bei BFD3 Artikulationen wie Flams oder Rolls sehr einfach programmieren kann. Für mich ist das kein Problem, da meine Technik aus einer Mischung von manueller Programmierung der MIDI-Noten und Finger-getrommelten Teilen von meinem McMillen Bop Pad oder Ableton Push 2 besteht.

Fazit

IK Multimedia MODO Drum liefert sehr authentische Schlagzeugsounds. Durch das physical Modelling der Drums, erreicht man eine bislang unbekannte Flexibilität was den Klang und die Stimmung der Trommeln angeht. Es hilft auch dabei, dass jeder Schlag etwas anders klingt, was sonst nur mit einem immensen Aufwand an Samples möglich wäre.

Durch die realistischen Räume und nicht zuletzt die bekannt guten Effekte von T-Racks, kann man sich praktisch jeden Natur-Drum-Sound basteln, den man möchte. Die Bedienung und Struktur des Software ist sehr übersichtlich und gibt, trotz der vielen Parameter, wenig Fragen auf.

Mit 399,99 Euro ist es kein Superschnäppchen. Für die gebotene Soundqualität geht das aber vollkommen in Ordnung, zumal man von IK Multimedia auch lange mit Updates und Erweiterungen versorgt wird.

IK Multimedia MODO Drum

Für wen geeignet?

Für alle, die sehr authentische und natürlich klingende Drums erstellen wollen. MODO Drum bietet viele Freiheiten bei der individuellen Klanggestaltung und hat trotzdem eine übersichtliche Benutzeroberfläche. Die Sounds sind erstklassig, was sich aber im Preis niederschlägt.

Auch E-Drum-Kit Besitzer werden sich über den extrem natürlichen Klang freuen.

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