Für welche Smart Home und Haussteuerung ich mich entschieden habe und warum

Auch beim Umbau und der Renovierung eines Hauses gibt es jede Menge zu planen. Unser neues Zuhause wird derzeit fast auf einen Rohbau zurückgesetzt und ist dabei nicht weit von einem Neubau entfernt. Ein großer und sehr komplexer Teil der Planung betrifft die Elektroinstallation. Natürlich setzen wir dabei auf die modernen Möglichkeiten der Haussteuerung und bauen damit ein Smart Home.
Bitte beachte: Dieser Beitrag ist mehr als 3 Jahre alt. Manche Links, Preise, Produkte und Aussagen sind vielleicht nicht mehr aktuell!

Loxone – grün und schick aus Österreich

Ein Bekannter und ein Arbeitskollege haben ihre neuen Häuser mit Steuerungstechnik von Loxone ausgerüstet, weshalb ich einen Blick auf das System warf.

Loxone kommt aus Österreich und ist seit 2010 auf dem Markt. Die Steuerung übernimmt ein zentraler Miniserver im Schaltschrank. Die Stromverkabelung muss in Stern-Topologie ausgeführt werden, da auch hier die Aktoren und Loxone Komponenten für die Hutschiene sind und auch das zusätzlich notwendige Bus-Kabel musste bis vor Kurzem sternförmig ausgelegt werden. Mittlerweile kann mit der Tree-Komponente der Bus auch eine Stichleitungs- und Baum-Struktur haben.

Loxone Miniserver (Bild: Loxone.com)
Loxone Miniserver (Bild: Loxone.com)

Die Parametrisierung ist recht einfach, durchschaubar und größtenteils sehr visuell gestaltet. Zudem ist die komplette Software kostenlos erhältlich. Zusätzlich setzt man auf Funk-Systeme wie Rauchmelder, Bewegungsmelder und Funksteckdosen. 1-Wire Sensorik kann über ein entsprechende Modul angeschlossen werden und unterstützt 20 Sensoren bei parasitärer Spannungsversorgung (bedeutet: ohne zusätzliches Netzteil aus der Datenleitung des 1-Wire Bus).

Das System macht an sich einen sehr guten Eindruck. Auch die Visualisierung kommt modern und übersichtlich daher. Der zentrale Server ist nicht so schön, aber man könnte sich einen Ersatzserver ins Regal legen, da dieser nur etwa 450 Euro kostet. Außerdem hat der Miniserver bereits eine KNX-Schnittstelle eingebaut um beide Systeme gleichzeitig nutzen zu können, was aber auch mit Einschränkungen verbunden ist.

Wenn man sich so durch div. Foren liest fällt auf, dass es doch immer wieder Probleme mit der Software gibt. Zudem ist die Firma noch vergleichsweise jung.

Meine Wahl: LCN von Issendorff

LCN hatte ich während meiner Recherchen zwar immer wieder einmal auf dem Schirm, aber zunächst nicht wirklich beachtet. LCN stammt von der Firma Issendorff und ist seit 1993 auf dem Markt. Als Referenzen werden u.a. der Main Tower in Frankfurt, das Uptown in München als süddeutschlands größtes Bürogebäude, das Sky Office Düsseldorf und der Euro-Tower in Budapest genannt.

LCN-Modul (Bild: LCN.eu)
LCN-Modul (Bild: LCN.eu)

Angefixt wurde ich durch einen ortsansässigen Haustechnikbetrieb, der Gemeinhardt AG. Der Inhaber, Matthias Gemeinhardt, ist gerade mit seinem Sonnenhaus Plus in der Presse. Er ist auch LCN-Integrator und hat diverse Systeme im Selbstversuch getestet. Bei ihm durfte ich mir seine LCN-Installation in „Maximalausbau“ genauer ansehen.

LCN verfolgt von der Installation eine etwas andere Philosophie, denn es gibt Sensoren als auch Aktoren für die Hutschiene, als auch für die flexible Installation in Hohlraumdosen. So kann entweder eine bereits vorhandene Installation „smart gemacht“ oder eine neue Installation weniger aufwendig gestaltet werden. Auch benötigt man keine zusätzlichen Kabel für den Bus. LCN benötigt nur eine 5 x 1,5 mm² NYM-Installation, bei der eine Ader gleichzeitig als Bus dient. Damit sind PE, N und L sowie eine Ader für den LCN-Bus belegt. Die restliche freie Ader kann als weitere Schaltleitung benutzt werden. Die Unterputz-Komponente LCN-UPP liefert z. B. zwei schalt- und dimmbare Ausgänge, kann gleichzeitig 8 analoge Tasten über den T-Anschluss und mehrere Sensoren wie Bewegungsmelder, intelligente Tastenfelder etc. über den I-Anschluss auswerten. Ein weiterer Vorteil ist, dass sich LCN-Konfigurationen aus den LCN-Komponenten auslesen lassen, auch wenn die Projektdatei nicht (mehr) vorhanden ist. So können andere LCN-Integratoren im Fall der Fälle die komplette Konfiguration in ihre Software übertragen und bearbeiten.

LCN-UPP Modul (Bild: LCN.eu)
LCN-UPP Modul (Bild: LCN.eu)

Jedes Modul hat seine eigene Intelligenz (Zeitgeber, Rechenfunktionen, Rampensteuerung für Lichtszenen etc.) und ist somit ohne zentrale Steuerung lauffähig. Es gibt vergleichsweise günstige Bedienelemente mit TFT-Display und externe Systeme lassen sich über einen USB-Koppler anschließen. Auch LCN kann mit KNX verbunden werden. Neuerdings kann LCN mit dem LCN-EGR Modul auch nativ mit EnOcean von Eltako sprechen, was die Anwendungsmöglichkeiten noch einmal deutlich erweitert.

Die Programmierungs-Software kostet bei LCN mit 800 Euro richtig Geld. Möchte man Fremdsysteme anbinden, benötigt man außerdem noch die LCN-PCHK Software, die nochmals mit knapp 200 Euro zu Buche schlägt. Im Gegenzug ist die Installation deutlich einfacher. Hier werden wir auf 5×1,5 NYM und 7×1,5 Verkabelung plus Leerrohre, wo sie sinnvoll erscheinen setzen.

Preislich liegen wir für die LCN-Komponenten für Licht, RGBW-LED-Strips, Steckdosensteuerung, Jalousien, Wetterstation, Temperaturmessung und Heizungssteuerung, Bewegungsmeldern etc. bei etwa 10.000 Euro plus der normalen Installation. Kein Pappenstiel, aber fast halb so teuer wie bei KNX. Preislich in etwa gleichauf mit Loxone.

Im Gegensatz zu Loxone kann LCN mit IP Symcon verbunden werden. Das ist eine sehr mächtige Software zur Haussteuerung, die fast alle Systeme einbinden kann. So lassen sich problemlos Visualisierungen für PC, Smartphone und Tablets erstellen, externe Komponenten wie Philips Hue, günstige WLAN-Steckdosen, IP-Kameras oder Türsprechanlagen integrieren. Über ein 1-Wire Interface für 40 Euro kann man etliche Fensterkontakte und Temperaturfühler auf 1-Wire Basis abfragen. Arduinos und ESP8266 lassen sich ebenso im System nutzen, wie Sonos Lautsprecher oder Dreambox Sat-Receiver. Mittels PHP-Scripting und einem Text-Parser ist praktisch jede denkbare Konfiguration und Aktion möglich und auch Werte von exotischen Geräte können ausgelesen und interpretiert werden.

Einen weiteren Trumpf spielte LCN mit seinem Support aus: Ich habe selten so engagierte und kompetente Support-Mitarbeiter erlebt. Innerhalb von 2 Tagen hatte ich eine detaillierte Vorplanung inkl. Kostenaufstellung nach meinen Vorgaben und sehr willkommene Tipps im Postfach.

Zwar hat man bei LCN auch das Risiko eines einzelnen Anbieters. Allerdings wäre es bei einem so etablierten Systems im Fall der Fälle ziemlich wahrscheinlich, dass die Technik von jemandem übernommen und weiterleben werden würde.

Wie geht es weiter?

Nachdem die gewünschten Funktionen und Positionen bereits geplant und festgelegt sind, fehlt nun noch der detaillierte Installationsplan für die Elektriker. Die 3 IP-Kameras von HIKVision habe ich bereits gekauft und eingerichtet. Sie arbeiten auch schon mit IP-Symcon zusammen und liefern mit ihen 4 Megapixeln eine brillante Videoqualität bei Tag und Nacht. Außerdem habe ich eine Grundausstattung an LCN-Komponenten bestellt, mit denen ich zwischenzeitlich erste Erfahrungen sammeln kann. Die Bauteile für meine DIY 1-Wire Fenstersensoren und der USB-Adapter dafür sind auch bestellt – der Lötkolben freut sich schon.

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Eine sehr gute Referenz zum Thema Heimautomation ist das Buch Heimautomation mit KNX, DALI, 1-Wire und Co. von Stefan Heinle. Zwar ist es vom Bussystem selbst, wie der Titel schon vermuten lässt, an KNX orientiert, es gibt aber jede Menge guter Anregungen zur Planung und zeigt den aktuellen Stand der Installationstechnik. Auch werden DIY-Lösungen auf 1-Wire Basis gezeigt und auch das wichtige Thema Sicherheit wird nicht vernachlässigt. Die Vorüberlegungen, Planungstipps und Hinweise aus diesem Buch lassen sich auch problemlos auf andere Bus-Systeme anwenden.

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5 Kommentare

  1. Liebe nachbelichtet-Besucher!

    gerade habe ich den zweiten Band meiner Ratgeberreihe zu LCN herausgebracht. Der zweite Band ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Parametrieren Eures Bussystems, illustriert mit vielen Screenshots und angereichert mit vielen Übungsaufgaben. Wer noch vor der Kaufentscheidung steht, für den ist Band 1 ideal, weil ich dort alle Möglichkeiten aufzeige.

    https://www.bod.de/buchshop/catalogsearch/result/index/?q=Traum%20vom%20intelligenten%20Zuhause&bod_issue=Traum%20vom%20intelligenten%20Zuhause&c_filter%5Bbod_print_variant%5D=1#products

    Würde mich freuen wenn Ihr mir twittert, wie zufrieden Ihr seid. Band 3 wird sich mit LCN GVS befassen (Visualisierung und Fernsteuerung) und erscheint Ende 2019.
    https://twitter.com/RichardTigges/status/1071121050379919361

  2. Ich bin auf einen nächsten Beitrag. „Ein Jahr mit LCN“ schon sehr gespannt. Danke.

    • Im Prinzip legst du einen Ring mit 3-Adern J-Y (ST) Y 2x2x0,8 (auch Telefonkabel oder Fernmeldeleitung) oder ein CAT-Kabel, welches an einen entsprechenden Hub angeschlossen wird (siehe Text). Daran kann man nun sehr viele günstige 1-Wire Sensoren (Temperatur, A/D-Wandler, Binäreingänge) anschließen. Jeder von denen hat ab Werk eine eigene ID und die ist dann zur Auswertung sichtbar. Je nach Gegebenheiten sind 100 oder 200 Meter Kabel und 50 oder 100 Sensoren wohl kein Problem.

      Details dazu und einen Testaufbau gibt es bald in einem Beitrag – leider sind die benötigten Teile noch nicht da.

  3. Super Beitrag! Wir planen gerade auch unser neues Haus und da kommt deine Einschätzung gerade recht! Bislang wurde nur Loxone angeboten.

Kommentare sind geschlossen.