ConBee II Stick: ZigBee Geräte von Philips, Lidl, Aqara ohne Cloud nutzen

In unserem Smart Home werden ganz unterschiedliche Geräte, Protokolle und Dienste über die Smart Home Software Symcon miteinander vernetzt. Darunter sind auch Zigbee Geräte wie die Philips Hue, Ikea TRÅDFRI und die preiswerten Xiaomi Aqara Sensoren. Für diese Zigbee Geräte gibt es nun eine tolle Lösung, um sie ganz ohne Cloud und chinesische Server ins Heimnetz zu integrieren.
Bitte beachte: Dieser Beitrag ist mehr als 3 Jahre alt. Manche Links, Preise, Produkte und Aussagen sind vielleicht nicht mehr aktuell!

Mantra-artig wiederhole ich ja gerne meine These, dass ein Smart Home nur dann seinen Namen verdient, wenn es alle Geräte vernetzt und das Smartphone nicht nur ein verlagerter Lichtschalter ist. 

Philips Hue Living Colors IRIS

Es gibt mittlerweile jede Menge Produkte und Hersteller, die auf das ZigBee Protokoll setzen. Am bekanntesten ist Philips mit seiner Hue Serie. An zweiter und dritter Stelle dürften IKEA mit TRÅDFRI und Osram mit Lightify stehen. Mir haben es besonders die günstigen Xiaomi Aqara Sensoren angetan, da sie als Fenstersensoren unschlagbar günstig sind, sofern man sie direkt aus China bezieht. So habe ich pro Aqara Tür-/Fenstersensor bei Gearbest 6,49 € bezahlt. Bei Amazon legt man hingegen mindesten 14 Euro pro Stück auf den Tisch. Da kann man schon mal 20 Stück ordern 🙂

Xiaomi Aqara Türsensoren

Aber auch Müller Licht (oft bei Aldi Aktionen anzutreffen), Innr, Samsung, Gira, Busch Jäger und noch andere bieten Zigbee Komponenten an. 

Zwar kann man an der Philips Hue Bridge auch einige Geräte von anderen Herstellern anbinden, im Fall von Xiaomi Aqara scheitert dies jedoch und man muss auf die bislang nur als chinesische Version erhältliche Variante der Xiaomi Bridge zurückgreifen. Dabei nehmen die Daten auch einen Umweg über chinesische Server und die restlichen Funktionen des Xiaomi Gateways (z. B. Internetradio) sind ohnehin in Europa nicht sinnvoll nutzbar, da chinesisch.

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Philips Hue Bewegungsmelder, Aqara Türsensor und der ConBee II Stick
Philips Hue Bewegungsmelder, Aqara Türsensor und der ConBee II Stick

Über die Smart Home Software Symcon kann man zwar Xiaomi Gateway, Philips Hue Bridge usw. wieder als getrennte Geräte zusammenbringen und gegenseitig Aktionen auslesen und Werte von Sensoren nutzen, schön ist aber etwas anderes. Zudem ist die Einbindung der Aqara Sensoren über die Mi-App mehr als umständlich und Xiaomi unterstützt wegen der DSGVO Aqara Geräte nur noch über Umwege.

Auf der anderen Seite lässt sich z. B. der Philips Hue Bewegungssensor in Verbindung mit der Hue Bridge und Symcon nicht sinnvoll nutzen. Der Hintergrund ist, dass die Hue Bridge keine Aktionen per Push über seine Schnittstelle ausgibt. Symcon (aber auch Open Hab, FEHM etc.) müssen die Bridge regelmäßig auf Statusänderungen abfragen, was bei einem Bewegungsmelder natürlich ungünstig ist. Dabei wären die mobilen und batteriebetriebenen Bewegungsmelder für viele Anwendungen ideal und einen IKEA TRÅDFRI Bewegungsmelder oder den Aqara RTCGQ11LM bekommt man schon für 10 Euro.

Der ConBee II USB-Stick schafft Hue Bridge und Cloud ab

Aus Dresden kommt Rettung in Form des ConBee II USB-Gateway für 39,95 €, oder einem kleinen Header für Raspberry Pi für 29,95 €. Der ConBee stellt eine eigene Konfigurationsumgebung auf Browser-Basis zur Verfügung, die sich deCONZ nennt. Damit lassen sich höchst komfortabel Zigbee Geräte hinzufügen und konfigurieren. ConBee versteht sich mit praktisch allen Geräten auf Zigbee Basis (eine Kompatibilitätsliste gibt es HIER). Es bietet auch die Funktionen der Philips Bridge, sodass sich auch andere Apps damit einsetzen lassen. Wer will, kann den ConBee Gateway auch parallel zu einer Philips Bridge betreiben.

Auf meinen Rechnern habe ich die ChromeHue Browser-Erweiterung installiert, mit der man bequem vom Rechner aus die Philips Leuchten steuern kann. Auch diese Erweiterungen funktionieren mit dem ConBee, genau so wie man es von der Philips Bridge gewohnt ist.

Da bei mir Symcon in einer virtuellen Maschine auf meinem Server im Technikraum läuft, wollte ich den ConBee II Stick nicht am Server anschließen, da sich das negativ auf die Reichweite ausgewirkt hätte. 

In unserer Küche ist aber ein Raspberry Pi 3 hinter einem TV-Display versteckt, der sich u. a. um die Anbindung meiner Wetterstation mit CumulusMX kümmert. An diesem Raspi  habe ich den ConBee Stick angeschlossen und damit kann ich praktisch das ganze Haus abdecken. Zudem fungieren ja alle Zigbee Geräte, die an einer Steckdose angeschlossen sind, auch gleichzeitig als Repeater, sodass die Reichweite des ConBee automatisch vergrößert wird. Unsere 6 Philips Livingcolors IRIS bilden somit ein Mesh über die gesamte Wohnfläche.

ConBee II Stick Installation und Konfiguration mit Symcon

Die Installation des ConBee II Sticks ist in wenigen Minuten erledigt. Die notwendige deCONZ Software wird auf dem Raspi über ein APT-Repository installiert. Danach ist der Stick einsatzfähig und öffnet einen eigenen Server auf Port 80.

Über die moderne und übersichtliche Benutzeroberfläche „Phoscon“ lassen sich neue Geräte anlernen, verwalten, steuern und zu Gruppen zusammenschließen. Phoscon kann aber noch viel mehr. So kann man auch Steuerungsaufgaben definieren, z. B. dass eine bestimmte Leuchtengruppe mit einer definierten Lichtszene aktiviert wird, wenn der Bewegungssensor eine Bewegung registriert. Ebenso sind Zeitsteuerungen möglich. 

Phoscon ConBee Benutzeroberfläche
Phoscon ConBee Benutzeroberfläche

Die Anbindung an Symcon ist ebenso einfach wie die Einrichtung des Sticks selbst, da der Symcon User „Silberstreifen“ bereits ein entsprechendes Modul im Symcon Modul-Store bereitstellt, da sich ZigBee-DeCONZ nennt. Hier braucht man nur noch die IP-Adresse des Rechners angeben, an den der ConBee angeschlossen ist und in der Gateway-Software unter „erweitert“ den Button „App verbinden“ anklicken. Das entspricht dem Anmeldeknopf der Philips Bridge und ermöglicht es, neue Anwendungen zu autorisieren.

Phoscon App in Symcon

Alle ZigBee Geräte findet man dann in der Konfiguratorinstanz von ZigBee-DeCONZ- erfreulicherweise auch gleich mit dem Namen, den man in der Phoscon App dafür vergeben hat.

ZigBee Geräte und Sensoren in Symcon
ZigBee Geräte und Sensoren in Symcon

Was man mit ZigBee und Symcon machen kann

Ab hier kann man dann in Symcon alles anstellen, das man auch mit anderen Geräten machen kann. Der Unterschied ist, dass man nun komplett auf die Xiaomi MiHome App samt chinesischer Cloud  verzichten kann. Außerdem reagieren die ZigBee Geräte ohne merkliche Verzögerung, sodass auch die Bewegungsmelder für ganz andere Aufgaben, als nur ZigBee Lampen zu steuern, verwendet werden kann.

Wie wäre es denn mit einem günstigen Tradfri Bewegungsmelder unter dem Bett (oder an der Front), der das Nachtlicht anschaltet, wenn man nachts mal raus muss – oder wie ich als Nachteule erst spät ins Bett komme. Was hab ich mir schon Füße angestoßen …

Steuerungsmöglichkeiten in der Phoscon App

Die Aqara Fensterkontakte kann man einzeln Abfragen und alarmieren, falls noch Fenster offen sind, wenn man das Haus verlässt. Auch kann man einen Philips Hue Wireless Dimming Schalter für andere Schaltaufgaben nutzen, als nur für ZigBee Geräte.

Aqara Türsensor an der Kühlschranktüre

Ich habe einen Aqara Türsensor in den Briefkasten vorm Haus eingebaut, der mich per Telegram über neue Post informiert. Für 6,50 € kann man das mal machen.

Steuerung von Philips Hue Lampen über Phoscon
Steuerung von Philips Hue Lampen über Phoscon

Ebenfalls interessant und sehr zuverlässig sind die Aqara Multisensoren. Diese kleinen ZigBee Sensoren messen Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftdruck und arbeiten dabei sehr akkurat. Auch diese kann man bei Gearbest für um die 10 Euro pro Stück schießen, wenn es mal wieder einen Sale gibt.

Aqara Multisensoren für Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftdruck
Aqara Multisensoren für Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftdruck

Ich steuere damit einen Luftentfeuchter von Confee im Garagenkeller. Dieser wird ab einer relativen Luftfeuchtigkeit von 65 % angeschaltet und schaltet sich bei unter 55 % wieder aus. Das könnte der Confee zwar auch ohne Symcon, aber zusätzlich beziehe ich die Wandtemperatur und den Taupunkt mit in die Steuerung ein. Wenn die Wandtemperatur weit über dem Taupunkt liegt, kann der Luftentfeuchter auch aus bleiben, da dann kein Schimmelrisiko vorhanden ist.

Außerdem wird in Symcon die absolute Luftfeuchtigkeit innen und außen berechnet und eine Lüftungsempfehlung per Telegram und Infodisplay gegeben. Es hat nämlich keinen Sinn zu lüften, wenn die absolute Luftfeuchte außen größer, als die absolute Feuchte innen ist und die kann man einfach nicht schätzen. Andernfalls holt man sich mehr Feuchtigkeit in den Raum, als ohnehin schon drin ist.

Fazit

Mit dem ConBee II Stick wurden für wenig Geld die Möglichkeiten in unserem Smart Home noch einmal deutlich erweitert. Zudem ist man nicht auf externe Services angewiesen und die Konfiguration hat sich deutlich vereinfacht. Was mir daran aber am besten gefällt ist, dass nun alles, was auf das ZigBee Protokoll hört, wie aus einem Guss wirkt und auch so zusammenarbeitet.

Aqara Türsensor an der Haustüre
Aqara Türsensor an der Haustüre

Natürlich ist eine solche Konfiguration komplex und man muss Freude daran haben, so etwas zu implementieren. Tatsächlich bietet es dann aber nicht nur zusätzlichen Komfort, sondern hilft auch dabei Kosten zu reduzieren. Durch die vielen Messwerte von Zimmertemperaturen, Vor- und Rücklauftemperaturen der Heizung und der einzelnen Heizkreise, Außentemperatur und Wettervorhersage, konnten wir den Gasverbrauch um über 30 % reduzieren. Dabei läuft unsere Heizung komplett ohne Einzelraumregelung, nur über einen exakten hydraulischen Abgleich. Den musste ich aber selbst vornehmen, da die meisten Heizungsbauer wohl keinen Plan davon haben – aber das ist ein anderes Thema.

Philips Hue Strip in der Küche
Philips Hue Strip in der Küche

ConBee II ZigBee USB-Stick

Ausstattung/Funktionsumfang
Verarbeitung
Preisleistung

Fazit

Wer seine ZigBee Geräte mit einer Smart Home Software herstellerübergreifend verbinden will, findet mit dem ConBee II eine sehr komfortable, günstige und erfreulich einfache Möglichkeit. ConBee versteht sich dabei mit allen großen Smart Home Anwendungen wie FHEM, openHAB, ioBroker, Domoticz, Home Assistant und auch mit dem von mir favorisierten Symcon.

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24 Kommentare

  1. Hallo,

    mir ist es beinahe gelungen, diese elegante Lösung umzusetzen.
    Beim Verbinden mit dem Zigbee Configurator in Symcon erhalte ich allerdings immer diese Fehlermeldung:
    <br />
    <b>Warning</b>: Eigenschaft Open nicht gefunden in <b>/var/lib/symcon/modules/.store/deconz.zigbee.ips/DeconzGateway/module.php</b> on line <b>986</b><br />
    <br />
    <b>Warning</b>: Eigenschaft Open nicht gefunden in <b>/var/lib/symcon/modules/.store/deconz.zigbee.ips/DeconzGateway/module.php</b> on line <b>986</b><br />
    <br />
    <b>Warning</b>: Eigenschaft Open nicht gefunden in <b>/var/lib/symcon/modules/.store/deconz.zigbee.ips/DeconzGateway/module.php</b> on line <b>986</b><br />
    <br />
    <b>Warning</b>: Eigenschaft Open nicht gefunden in <b>/var/lib/symcon/modules/.store/deconz.zigbee.ips/DeconzGateway/module.php</b> on line <b>986</b><br />
    <br />

    <b>Warning</b>: Eigenschaft Open nicht gefunden in <b>/var/lib/symcon/modules/.store/deconz.zigbee.ips/DeconzGateway/module.php</b> on line <b>194</b><br />

    Leider bin ich nicht der Programmierer vor dem Herrn und an diesem Punkt völlig ratlos. Hätten Sie evtl. eine Idee zu meinem Problem?

    Grüße
    Jens

  2. Hallo,
    super Lösung mit dem Conbee.
    Ich erwäge au den Einstig/Umstieg auf IP Symcon. Momentan läuft eine Testversion auf meiner NAS. Ich möchte dies aber etwas separieren und am besten auch gleich visualisieren.
    Was für HW setzt du ein für die Virtualisierung? Und auf welches System hast du gesetzt? Hyper-V oder ESXi?

    Danke für deine tollen Beiträge.

    • Visualisiert wird bei mir gar nichts. Ich halte das für überflüssig, da bei mir ohnehin alles automatisiert läuft. Wir müssen nur selten etwas manuell schalten. Vielleicht ist es interessant, wenn man Besucher beeindrucken möchte 😉

      Bei mir läuft Symcon auf einem ESXi als eigene VM. Zusätzlich Open Media Vault (OMV) sowie ein Windows 10 und ein Turnkey Linux für div. Spielereien, Backups etc. Grundlage dafür ist ein HP Gen8 Microserver. Das läuft seit fast 3 Jahren stabil (ich hatte das Setup bereits vor dem Einzug aufgesetzt).

  3. Ist es möglich obwohl ich schon die Homebridge auf den Raspi laufen habe zusätzlich den Conbee Stick zu betreiben?
    Der Hintergrund ist, dass die Xiaomi Sensoren in der Apple Home App auftauchen sollen.

    • Andere Anwendungen wie Phoscon von Conbee sollten da problemlos zu installieren sein. Es wäre ja auch Quatsch für jede Einzelanwendung einen weiteren Raspi einzusetzen …

  4. Hallo Markus, sehr interessant. Vielen Dank für’s Teilen. Gern mehr davon. Wobei ich zur eigenen Umsetzung wahrscheinlich eine noch detailliertere Erklärung bräuchte. 😉
    Auch würde mich interessieren, wie man einen hydraulischen Abgleich der Heizung selbst hinbekommt, weil ich mit unserer Wärmepumpe dieselben Erfahrungen mit der Installationsfirma gemacht habe. Hast du im Heizsystem auch irgendwelche eigenen Sensoren verbaut?

    • Ich habe Temperaturfühler am Vorlauf und den Rückläufen der verschiedenen Heizkreise. Im Technikraum erfassen 1-Wire Sensoren die Vor- und Rückläufe, Speicherschichtung etc. Das ist mit ESPeasy sehr preiswert. Die Daten werden an Symcon übergeben und aufgezeichnet.

      Der hydraulische Abgleich ist kein Hexenwerk, man muss sich aber etwas einarbeiten und die Heizbedingungen „erleben“. Ein Temperaturfühler in jedem Raum ist ebenfalls erforderlich. Wenn alle Sensoren ihre Daten auch noch schön aufzeichnen, lässt sich daraus schnell ein Verhalten erkennen und anpassen. Es gibt viele Excel-Tabellen und Kalkulatoren, bei denen man Heizkreislänge, Volumenstrom, Bodenaufbau, spezifischer Wärmebedarf (wer kennt den schon so genau?) und und und eingeben muss. Meine Erfahrung ist, dass das sehr theoretische Werte sind, die vermutlich dem Heizungsbauern Argumentationssicherheit geben sollen, aber selten zum gewünschten Ergebnis führen.

      Die kurze Fassung für den Abgleich einer Fußbodenheizung (FBH):

      Generell brauchst du eine kühle (10 °C oder weniger), aber rel. konstante Außentemperatur ohne Sonneneinstrahlung. Die jetzige Jahreszeit ist zum Abgleich ideal.

      Dann wird der Durchfluss der Heizkreise eines Raums abgedreht, bis dieser unter die Wunschtemperatur gefallen ist. Nun erhöht man den Durchfluss der Heizkreise (kurze Heizkreise brauchen weniger Durchfluss als lange), bis die gewünschte Raumtemperatur erreicht wird. Der Vorlauf sollte dabei etwa 2 Grad über der Raumtemperatur liegen. Steigt die Raumtemperatur über den gewünschten Wert, verringert man den Durchfluss wieder etwas. So geht man Zimmer für Zimmer weiter. Bei sehr offenen Grundrissen ist das etwas komplexer.

      Hat man einen guten Abgleich, regelt sich die FBH von selbst: Steigt die Raumtemperatur durch Fremdwärme wie Sonneneinstrahlung, Kamin, Kochen etc., wird die Wärme der FBH vom Raum nicht mehr abgenommen, die Rücklauftemperatur = Vorlauf und die Heizung regelt ab.Wenn man unbedingt eine Einzelraumregelung (ERR) möchte, dann sollte man die Rücklauftemperatur eines jeden Heizkreises als Referenz heranziehen: Ist die Rücklauftemperatur gleich der Raumtemperatur, kann man den Heizkreis bereits schließen.

      Wir haben keinerlei Einzelraumregelung (obwohl technisch möglich und vorbereitet) und trotzdem überall immer die optimale Temperatur. Im Vergleich zum Vorjahr (Einstellung durch den Heizungsbauer), haben wir über 30% weniger Verbrauch bei besserem Komfort. Das liegt aber auch daran, dass viele Heizungsbauer die Heizung nur mit den Standardeinstellungen übergeben und erschreckend wenig Wissen zu den ganzen Parametern haben. Hier schlummert eigentlich das meiste Einsparpotenzial.

      Wenn man sich die geplanten Vorschriften zu Heizungsanlagen der Bundesregierung ansieht, kann man sich nur wundern. Eine neue Heizung, die schlecht eingestellt ist, spart gar nichts ein. Aber was oft unter dem Deckmantel des Umweltschutzes angepriesen wird, stellt sich dann doch nur als Konjunkturprogramm heraus …

      • Wow, vielen Dank für diese sehr ausführliche Antwort! Mit den elektronischen Teilen, Temperatursensoren usw. muss ich mich erstmal genauer beschäftigen, um alles zu verstehen. Dazu fehlt mir einfach das Hintergrundwissen.
        Bei uns sind überall Raumtemperaturregler installiert. Diese habe ich komplett aufgedreht und dann die Heizung (Wärmepumpe) so niedrig wie möglich bei Raumtemperatur und Heizkurve eingestellt. Inzwischen sind die Regler in den Verteilerkästen alle abgeklemmt. Einen echten Abgleich wie bei dir, gab es hier noch nie. Klingt aber gar nicht sooo schwer. Danke für den Denkanstoß!

        • Zum Thema „Hydraulischer Abgleich“ gibt es jede Menge Infos im Netz. Da muss man sich einfach mal einlesen. Wie gesagt: Die theoretische Rechenvariante ist eben theoretisch. Da muss man alle Randbedingungen schon sehr genau kennen und selbst dann ist es nur ein Startpunkt.

          Dein Ansatz mit der ERR und der Optimierung der Heizkurve (möglichst flach) ist schon mal sehr richtig!

      • Handelt es sich bei Eurem Gebäude um einen Neubau oder zumindest um ein energetisch stark saniertes Objekt?
        Die Temperaturangabe von „2 Grad über der Raumtemperatur“ ist doch sehr wenig. Bei 21°C Raumtemperatur wären das nur 23°C Vorlauftemperatur. Nehmen wir mal eine Außentemperatur von 0°C über mehrere Tage an. Dann wäre es bei 23°C Vorlauf bei uns bitte kalt. Wir haben ein unsaniertes EFH aus Ende der 80er Jahre mit Fußbodenheizung (ohne automatische Einzelraumregelung).

        • Baujahr 1965. 2016-18 kernsaniert, Niedrigtemperaturheizung, FBH im ganzen Haus, nur moderate Dämmung (12 cm), 3-fach-Verglasung, große Fensterflächen (daher auch im Winter häufig solare Gewinne), keine Solarthermie (lohnt sich nicht), kein PV (lohnt sich auch nicht. Die Investitionskosten für PV stattdessen in ETFs anlegen und Öko-Strom nutzen. Das hat eine bessere Rendite).

          Aktuell sind es bei uns außen 4 °C. Vorlauf ist bei 25 °C und wir haben 23 °C im Wohnzimmer.
          Aktuelle Fußbodenheizungen haben eine sehr viel engere Verlegung und weniger Estrich oben drüber. Ich kann irgendwann mal problemlos auf eine Wärmepumpe wechseln.

          Letztes Jahr 14.500 kWh für Heizung auf 200 qm inkl. temperiertem (14 °C) Garagenkeller mit Werkstatt. Mit Warmwasser waren das 1200 Euro für Gas. Wenn sich der Gaspreis verdoppelt ist mir das auch egal.

        • Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Durch die Dämmung und 3-fach Verglasung hat euer Haus einen energetisch deutlich besseren Zustand als unseres.

          Wir sind erst dieses Jahr in unser (bisher unsaniertes) Haus aus Baujahr 1989 eingezogen. Eine vor 20 Jahren installierte Solarthermie arbeitete vermutlich seit längerer Zeit nicht mehr, weil sie einen Fehler festgestellt hat und daraufhin blockierte. Als ich das bemerkte, war der Fehler schnell zurückgesetzt und seit 06/2021 sind laut Anzeige immerhin 2350 kWh generiert worden. Ob meine Frau den Fehler auch entdeckt hätte, wage ich zu bezweifeln. Auch muss ich mir mittelfristig Gedanken machen, wie ich die sehr komplizierten technischen Teile im Haus (Eigenbau-Server, Smart Home mit FHEM, iobroker, debmatic, zentrales Adblocking, OpenWRT, umfangreiche Unifi-Installation usw.) mittelfristig vereinfache, sodass auch meine Frau das überblickt, sollte ich eines Tages nicht mehr da sein. Durch zahlreiche persönliche Schicksale (plötzlicher Tod des Vaters mit 60, Onkel mit 54 und Freund mit 44 – keiner mit oder an Corona) in den letzten Jahren glaube ich auch als noch recht junger Mensch nicht mehr daran, dass jeder von uns wirklich alt wird.

          Die Heizung selbst ist eine Gas Brennwerttherme aus 2000. Hier fehlt mir noch die Idee, wodurch diese ersetzt werden soll. Einer meiner ersten Tätigkeiten war, die völlig falsch eingestellte Heizung zu optimieren und mittels Temperatursensoren in den einzelnen Räumen die Heizkreise möglichst optimal zu öffnen. Der Vorbesitzer hat für 180 qm (plus Wohnkeller, Garage zusammen ca. 250 qm) in den Vorjahren etwa 33.000 kWh Gas verbraucht. Die Heizkreise der FBH waren allesamt völlig aufgedreht, die Temperaturkurve zu weit oben und zudem viel zu steil.

          Das halte ich auch bei dem Zustand (Massivbau, ungedämmt, 2-fach verglaste Holzfenster aus dem Baujahr) für zu viel Verbrauch – zumal zuletzt nur von einer Person bewohnt.

          Da wir sehr viel Fensterfläche haben (u.a. einen großen Wintergarten, im Wohn-/Essbereich nahezu 100% Fensterfläche), wäre vermutlich ein Austausch der Fenster auf 3-fach Verglasung sehr sinnvoll. Jedoch graut es mir davor, einen kompetenten Handwerker zu finden, der die Fenster fachgerecht austauscht, ohne dass danach zwar die Gläser besser sind, aber es zwischen Fenster und Mauer durchzieht.

        • Ich kann deine Gedanken sehr gut verstehen! Mein Vater ist vor fast genau 3 Jahren auch völlig überraschend mit 70 gestorben und meine Mutter wohnt in einem Haus von 1984 mit Solarthermie, damaliger FBH usw. Mein Vater war auch Technikfreak durch und durch und das musste ich dann erst einmal auffangen. Zum Glück hatte mein Vater bereits die alte Ölheizung gegen den regionalen Nahwärmeanbieter ersetzt, sodass meine Mutter in diese Hinsicht keinerlei Verantwortung hat. Die Sonnenkollektoren zickten aber auch schon mehrfach.

          Ich bin fast 51 und habe bei mir alles so eingerichtet, dass das Wesentliche auch ohne mein Zutun funktioniert. Fällt mein Home Assistant Server und das Zeugs drumrum aus, gehen Heizung, Licht etc. noch immer ganz normal. Außerdem habe ich Anleitungen geschrieben, wie was funktioniert. Darüber hätte ich mir vor dem Tod meines Vaters nie Gedanken gedacht. Ich hoffe zwar, dass ich noch einige Jahre habe, aber das entscheidet man selten selbst.

          Mit den Fenstern wäre ich vorsichtig, da die Verglasung auch immer zum restlichen Dämmstandard passen muss. Andernfalls entstehen an den Übergängen Kältebrücken und die gut isolierten Fenster machen es schlimmer als besser (ich habe mal für einen großen Fensterhersteller gearbeitet).

          Man kann mit einem hydraulischen Abgleich der Heizkreise viel erreichen. Mit der passenden Durchflussmenge usw. kann man auf Einzelraumregelung getrost verzichten und solaren Eintrag durch Fenster und Fußboden auch in andere Räume tragen. Kaum ein Heizungsbauer hat das aber wirklich drauf und man muss das auch über Monate feinjustieren.

          Man muss die Dämm-Maßnahmen in zwei Richtungen aufteilen: Einsparung und Komfort. Ich laufe gerne im T-Shirt herum und darum sind 22-23 °C unser Standard. Die Kosten für die Dämmung eines Hauses aus den Achtzigern ist aber so aufwendig, dass man davon oft gut 25 Jahre sehr viel mehr heizen kann – und dann wäre die Isolierung auch fast wieder Schrott.

        • Leider ziehen sich die Schicksale auf der Seite meiner Frau weiter (Vater mit 68, Mutter mit 53). Als früher mein Opa mit 78 starb, sagten wir, er war nicht alt. Heute bin ich schlauer. Die wenigsten Menschen werden über 90 bei guter Gesundheit. Die Jahre 60-70 sind vor allem bei Männern sehr kritisch und verlustreich. Vieles davon könnte man wahrscheinlich verhindern, wenn wir Männer im Mittel öfter zum richtigen Arzt gehe würden.

          Bezüglich der Systeme bist du mehrere Schritte weiter.

          Meine Systeme sind alle für einen Laien recht schwierig zu verstehen. Ohne Programmierkenntnisse und Erfahrung mit Linux wird man da nicht viel ändern/reparieren können. Das liegt vielleicht an meinem Beruf (Dipl.-Inf.), dass ich weniger auf Fertigsysteme mit hübscher GUI und wenig Funktion stehe. Zudem sind noch zu viele Funktionen von laufenden Systemen abhängig, die ein gewisse Wartung und Pflege brauchen. In mehreren Zimmer ginge das Licht nicht an, wenn mein Server ausfällt, da hier mehrere Systeme miteinander verknüpft werden, die nicht direkt miteinander kommunizieren können. Da ich die Notwendigkeit erkannt habe, das zu ändern oder zumindest besser zu dokumentieren, habe ich hoffentlich irgendwann die Zeit dies zu tun.

          Was wir genau sanieren steht aktuell noch nicht fest. Dazu sind wir noch zu kurz im Haus und müssen Erfahrungen mit dem Istzustand sammeln. Eine Dämmung (wollen wir eigentlich nicht) muss meiner Meinung nach wieder mit einer automatischen Belüftung kombiniert werden. Wenn ein Haus sehr dicht ist, kann man als Berufstätiger gar nicht so oft lüften, wie es notwendig wäre. Schimmel möchte ich absolut vermeiden, den haben wir aktuell nirgendwo – auch nicht in der Küche. Wir lüften aber auch mit Taupunkt und Hygrometer in jedem Raum, sodass die Lüftungszeiten an den aktuellen Zustand innen und außen angepasst werden können.

  5. Hallo, interessanter Artikel. Ich habe mir auch einen ConBee 2 für meinen Raspberry 3 geholt. Die Software konnte ich installieren, auch habe ich erfolgreich zwei Hue Lampen und eine Osram gekoppelt. Aber meine Living Colors Iris bekomme ich nicht gekoppelt, hast Du eine Tipp? Über die Fernbedienung (die Runde) mach ich einen Reset (Power On und Fav. 1), in deCONZ wird nichts gefunden.

      • Nein. Meine Living Colors Iris ist von 2013 und nutzt Smart Link, dies ist nicht kompatibel. Wenn unter deiner auch davon etwas steht, keine Chance.

  6. gehe ich recht in der Annahme, dass alle Geräte, deren native Bridges man mit dem conbee ersetzt, dann keine Updates mehr erhalten?!

  7. Ich arbeite (Raspi) auch mit dem geflashten cc2531 als Koordinator und 2 cc2530 mit Antenne und selbst gebastelten Gehäuse als Repeater. Außerdem werden noch 2 Osram Smart Plugs als Repeater eingesetzt. Die Abdeckung ist dadurch vom Keller, Erdgeschoss bis zur Garage. Das Ganze wird in ioBroker zusammen geführt mit Aquara Sensoren und Bewegungsmeldern. Das Schöne an Zigbee ist, das sich das Mesh selbst seinen Weg sucht. Heute würde ich möglicherweise auch zum deConz greifen, weil zum Flashen der 2530er mußte ich extra einen Debugger anschaffen um die TI-Firmware da drauf zu kriegen. Aber dadurch habe ich auch wieder was dazugelernt. Übrigens: Ich kann verstehen, das du den Schwerpunkt etwas weg von der Fotografie legst. Ich fotografiere und entwickle noch gern aber wenn, geht Qualität eindeutig vor Quantität. Um meinen Sony-Boliden nicht immer mitschleppen zu müssen, habe ich günstig eine Canon M100 APS-C erstanden. Die paßt in die Hosentasche. Smartphone ist nicht so mein Ding, es sei denn die haben irgendwann mal einen größeren Sensor und RAW.

  8. Ich arbeite aktuell mit einem geflashten CC2531 und zigbee2mqtt um ein einheitliches Zigbee Gateway an mein SmartHome anzubinden. Dennoch schön, dass mit dem Conbee eine günstige professionelle Lösung auf dem Markt ist.

    Da Du auch mit den Aqara Türsensoren arbeitest… wie löst Du das Problem den Unterschied zwischen „Person verlässt Wohnung“ zu „Person betritt“ Wohnung zu erkennen? Kommen da noch andere Sensoren zur Bestimmung zum Einsatz?

    PS: Türsensor am Kühlschrank?

    • Ja, ich habe auch einen geflashten CC2531 bei dem die Reichweite aber nicht so toll war.

      Das mit kommen/gehen kann ich über einen Präsenzmelder (LCN-BMI aus meiner LCN-Installation) lösen, der sich im Windfang befindet:

      Türkontakt offen & Präsenzmelder inaktiv = kommen (der Türkontakt ist sehr schnell und der Präsenzmelder schlägt erst bei weit geöffneter Tür an).

      Türkontakt offen & Präsenzmelder aktiv = gehen (ich stehe im Windfang und öffne die Türe).

      Unser LG Kühlschrank hat ein Door in Door System. Diese zweite Türe bleibt gerne mal versehentlich offen und da greift der Türkontakt (Tür länger als 2 Minuten offen -> Alarm) 🙂

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