Wer Adobe’s Live-Stream von der Photokina 2016 ein bisschen verfolgt hat, wird festgestellt haben, dass Stockfotos (neben Adobe Mobile) das große Thema auf der Messe waren. Viele Stock-Profis kamen zu Wort und man bekam sehr interessante Einblicke darüber, wie Stockfotografie 2016 funktioniert. Waren es viele Jahre lang aalglatte und tot retuschierte Bilder mit immer den gleichen stereotypischen Inhalten wie superfröhliche Menschen ohne Poren in der Haut, Callcenter-Agents, die mit ihrem Headset verbindlich in die Kamera grinsen oder Aktivrentner beim Freiklettern, hat sich die Sache nun etwas gedreht.
Gefragt sind nun authentische Bilder mit „echten“ Menschen. Ein Beispiel im Live-Stream war ein Schmied, der eben auch aussah wie einer und dem man es abnimmt, dass er tatsächlich mit einem Hammer und Feuer umgehen kann.
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Kein Spam - versprochen! Und du kannst dich jederzeit wieder abmelden!Warum macht Adobe Stock die Stockfotografie wieder interessant?
Meiner Ansicht nach ist es die starke Integration in Photoshop und Indesign, die Adobe Stock wohl mittelfristig zum Standard bei den Stock-Anbietern werden lassen dürfte. Früher arbeitete man mit dem Layoutbild samt Wasserzeichen, machte Bearbeitungen und Anpassungen und wenn man sich dann wirklich für das Foto entschieden hatte, musste man das Bild extern lizenzieren, herunterladen und alles noch einmal bearbeiten. Allein deshalb dürften viele Agenturen und Layouter das System von Adobe Stock begrüßen, und das sorgt für mehr Downloads.

Mit dem Lightroom-Update CC2015.7 kann man nun jedoch auch als Fotograf direkt aus Lightroom heraus Bilder über den neuen Veröffentlichungsdienst zu Adobe Stock hochladen. Keywords werden dabei übernommen, sodass hier ein großer Teil des Aufwands wegfällt – oder zumindest verringert wird – der früher beim Upload zu Stock-Agenturen angefallen ist.

Natürlich müssen auch diese Motive technisch gut fotografiert werden, man stellt aber nicht mehr gutaussehende Models in ein Thema, in das sie nicht gehören. Nicht jeder kann oder will Models für gestelzte Fotos engagieren, hat aber Zugriff auf Personen und Themen in einem bestimmten Bereich, der sich als Stockfoto gut verkaufen könnte. Sogar Smartphone-Fotos haben nun wohl eine Chance, beim Freigabeprozess angenommen zu werden.
Im Live-Stream von der Photokina betonte man aber auch, dass es gerade Serien von Bildern sind, die sich gut verkaufen. Also nicht das Einzelfoto einer Szene, sondern viele unterschiedliche Varianten im gleichen Stil und zum gleichen Thema. Im Bereich der Food-Fotografie bedeutet dass, dass man einen Look durchziehen muss, damit man hier erfolgreich verkauft. Wenn man eine Speisekarte oder ein Kochbuch bebildern möchte, will man Fotos im gleichen Stil und nicht zig unterschiedliche Hintergründe, Perspektiven etc.
Neues intelligentes Keyword-Tool
Über den Erfolg eines Fotos im Stockfoto-Geschäft entscheidet aber nicht nur die Qualität und das Thema des Fotos, sondern vor allem auch die richtige Verschlagwortung. Ein Foto muss natürlich auch mit den relevanten Stichwörtern gefunden werden. Das kann für den Stockfoto-Einsteiger ganz schön tricky sein. Zur Photokina gab Adobe die Beta-Version seines automatischen Keyword-Assistenten frei. Dieser erkennt nach dem Upload zu Adobe Stock den Bildinhalt und gibt die ersten 5 Keywords automatisch vor. Die Genauigkeit dieser Funktion ist übrigens absolut erstaunlich und beruht auf künstlicher Intelligenz. Damit ist man jedoch noch nicht fertig, denn man muss sich ein bisschen in die Lage eines Bildkäufers versetzen.
Ein typisches Foto eines Sandstrands hätte zunächst wohl diese Keywords: Strand, Meer, Sand, Landschaft, Urlaub. Wenn das Bild auf Teneriffa aufgenommen wurde, wären auch Teneriffa, Insel, Spanien gute Keywords, denn vielleicht sucht jemand ja Bilder für eine Reportage über Teneriffa und möchte hier authentisches Bildmaterial, das nicht von der griechischen Insel Rhodos stammt.Was ist aber mit See, Ozean, blauer Himmel, Wolken, Entspannung, Reisen, Sommer, Sonne etc.? Das sind alles „sekundäre Stichwörter“, die aber auch sehr wichtig sind. Das Gefühl für diese Keywords bei der Verschlagwortung von Stockfotos muss man mit der Zeit entwickeln, und es trägt stark zum Erfolg der eigenen Fotos bei.
Was verdient man mit Stockfotos?
Das ist wohl die schwerste Frage! Viele Stockfotografen, die ich kenne, rutschten mehr oder weniger so in das Geschäft hinein. War es Anfangs ein Taschengeld von 50 oder 100 Euro im Monat, entwickelten sich bei vielen die Verkäufe immer stärker, weil sie immer mehr gute Fotos nachgeschoben haben. Und viele Fotografen, für die Stockfotografie zuerst nur eine Art „Zweitverwertung“ ihrer entstandenen Fotos war, begannen dann extra für diesen Zweck Fotos zu produzieren.