Warum ihr eure Kamera vermutlich falsch einsetzt – Teil 1

Unter Fotografen - egal ob Hobby oder Profi - gibt es die unterschiedlichsten Ansichten, was "echte" Fotografie ist. Es gibt die Vertreter der "reinen Lehre", die jegliche Bearbeitung verteufeln. Es gibt auch das andere Extrem, nämlich diejenigen, bei denen ein Foto erst mit der Nachbearbeitung richtig zu leben beginnt. Dazwischen befinden sich wohl die meisten von euch, sonst würdet ihr vermutlich nicht Lightroom nutzen. Irgendwie wird dann ein bisschen bearbeitet, aber oft kommt nicht das heraus, was man sich eigentlich vorstellt. Das kann man ändern, indem man seine Arbeitsweise verändert und auch die Kamera anders einsetzt.
Bitte beachte: Dieser Beitrag ist mehr als 3 Jahre alt. Manche Links, Preise, Produkte und Aussagen sind vielleicht nicht mehr aktuell!

Diese 16.000 Abstufungen schaffen einen enormen Bearbeitungsspielraum, ohne dass die Qualität darunter leiden muss. Dieser Ansatz findet heutzutage übrigens auch beim Film Anwendung. Hier wird mit RAW-Video und LOG-Kurven aufgezeichnet, um in der Nachbearbeitung genügend Freiraum für den Look zu haben. Auch hier ist das entstandene Bild erst einmal flach und unansehnlich. Es kann aber praktisch jeder Look nachträglich realisiert werden.

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Der Workflow

Gleich vorweg: Ja, man hat bei dieser Methode mehr Aufwand bei der Nachbearbeitung. Man kann diesen aber durch den geschickten Einsatz von Lightroom (Synchronisierung von Einstellungen, Presets etc.) minimieren. Man wird aber auch mit unheimlicher Flexibilität und entsprechenden Ergebnissen belohnt. Mein Ansatz ist immer dann sinnvoll, wenn man das Licht nicht gezielt durch Blitze, Reflektoren etc. steuern kann oder so große Helligkeitsunterschiede herrschen, dass diese nicht mit vertretbarem Aufwand kompensiert werden können.

Meine Aufnahmen mache ich – wie oben schon beschrieben – im manuellen Modus und im RAW-Format. Dabei belichte ich auf die hellsten Bereiche. Zwangsläufig ist damit ein Großteil des Fotos vermutlich unterbelichtet. In Lightroom konzentriere ich mich zunächst darauf, das Bild mit dem Tiefen-, Lichter- und Weißregler auf ein gleichmäßigeres Niveau zu bekommen. Ich hebe dunkle Bildbereiche global an und senke helle Bereiche eventuell noch etwas ab, damit sie noch mehr Zeichnung erhalten. Wer trotzdem nicht auf den Komfort einer automatischen Belichtungsmessung verzichten will, kann mit der Belichtungskorrektur heruntergehen. Hier sind aber häufig -2 bis -4 Blenden keine Seltenheit.

Belichtungskorrektur nutzen – bei meinem Tipp natürlich im negativen Bereich!

 

Die eigentliche Bearbeitung erfolgt dann aber mit mehreren Radial- und Verlaufsfiltern sowie mit dem Korrekturpinsel. Damit erfolgt das Abwedeln und Nachbelichtet um die unterschiedlichen Bildbereiche herauszuarbeiten.

Ihr seht: In dieser Art der Belichtung und anschließenden Bearbeitung, steckt jede Menge mehr drin, als man das vom Ausgangsbild erwarten würde. Dabei macht man sich natürlich auch das geringe Bildrauschen der aktuellen Kamera zunutze, denn bei der Aufhellung der dunklen Bereiche kann dieses natürlich etwas stärker sein. Es ist auch genau das Gegenteil von „ETTR“ (Expose To The Right). Das bezieht sich darauf, dass man – ausgehend vom Histogramm – er etwas überbelichtet, die Tonwerte also in den rechten Bereich des Histogramm verschiebt, was ich gerne in meiner Produktfotografie einsetze. Beim heute vorgestellten Workflow mache entsprechend „ETTL“ (Expose To The Left). Man erhöht hier den Dynamikbereich der Kamera, das Ergebnis bleibt aber trotzdem natürlich – im Gegensatz zu vielen HDR-Techniken. Ein weiterer Vorteil im Vergleich zu HDR-Aufnahmen ist, dass man nur ein Bild benötigt und so auch Aufnahmen von bewegten Objektiven möglich sind.

Mit dieser Voraussetzung kann man das gesamte Potential von Lightroom (oder einem anderen RAW-Entwickler) nutzen. Wie das im Detail funktioniert zeige ich euch im zweiten Teil in einem Video.

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12 Kommentare

  1. Ist für mich nichts neues. Nur das ich nicht so krass unterbelichte. Tendiere eher zu 0,3 bis 1 Blende Unterbelichtung. Oftmals belichte ich aber auch einfach neutral. Beim mport n Lightroom wird dann gleich automatisch die Tiefen aufgehellt und die Lichter abgedunkelt. Meine Olympus hat so große Reserven sowohl in den Tiefen, als auch in den Lichtern das dafür genug Reserven vorhanden sind. In der Regel reicht das schon um einen ausgewogenen Eindruck zu erzeugen und ausgebrannten Himmel sicher zu verhindern. Nur bei sehr großen Kontrasten muß ich dann noch mit lokalen Anpassungen nachhelfen. Selbst bei einem komplett weißen Himmel reicht meist eine Korrektur von -1 EV um den Himmel wieder herzustellen.

  2. Wie ist es denn eigentlich mit dem Bildrauschen?

    Schon alleine durch das anheben der Tiefen in LR oder ACR bekommt man zusätzliches Rauschen in die Bilder. Oder hebt sich das durch ETTL auf, weil man durch die Unterbelichtung adhok noch einmal weniger Rauschen in den Tiefen hat?

    • Das hängt von der Kamera ab … Mich interessiert das Bildrauschen in den Tiefen recht wenig, wenn ich die Vorteile insgesamt sehe. Zudem lässt sich das gut herausrechnen. Bildrauschen ist doch für die meisten Anwendungen eh kein Thema mehr, sonst hätte man 2005 auch mit keiner DSLR vernünftige Bilder machen können 🙂

    • Wenn der Kontrastunterschied zu hoch ist, saufen die dunklen Bildanteile massiv ab. Da gelingt es nicht immer die so anzuheben, dass die brauchbar werden. Die Farbinformation leidet und das Bildrauschen ist nicht zu übersehen. Vo daher ist die Anmerkung durchaus berechtigt.
      Fuji hätte ruhig der Kamera eine HDR Modus spendieren können, der die die Nachbearbeitung entweder überflüssig macht oder wenigstens deutlich erleichtert bzw. erst sinnvoll ermöglicht.

  3. Ich verfahre grundsätzlich so, dass ich immer etwas unterbelichte und mich so fast ausschließlich auf die hellen Bereiche eines Bildes konzentriere. Natürlich dürfen die Tiefen nicht zu sehr „absaufen“. Aber aus den dunklen Bereichen kann man immer etwas herausholen. Wenn Weiß, allerdings weiß ist bleibt es das auch. Es wird beim Versuch abdunkeln allenfalls grau.
    Bearbeitung am Computer ist immer nötig, wenn man in RAW fotografiert. Denn es ist ja ein „rohes“ Bild.
    Und wenn ich das Maximum aus meinen Bildern herausholen möchte brauche ich alles, was mir Kamera und Bildbearbeitung liefern können.

  4. Hallo Markus,

    ich finden Titel auch, vorsichtig ausgedrückt, unglücklich gewählt. Mindestens genauso unglücklich ist die Wahl einer Schwarz-Weiß Umwandlung der Rosenthal Fabrik in Selb als Beispiel für die von dir postulierte Überbelichtung.

    Aber richtig negativ ist mir aufgestoßen, dass die Webseite, die als Wasserzeichen in dem Bild zur Illustration der Belichtungskorrektor eingebettet ist, http://www.markus-dollinger.de, auf das Admin-Interface eines Web-Hosters führt.

    Wenn Du die Webseite aufgegeben hast, solltest Du die Wasserzeichen anpassen.

    Gruß
    Heiko

    • Das Schwarzweißbild dient als Symbolbild für die Bittiefe (siehe verlinkter Beitrag). Das markus-dollinger.de Wasserzeichen im Foto stammt aus einer Zeit, als nachbelichtet noch unter dieser Domain lief und es dient auch noch als Symbolbild. Ich kann aber nicht bei etwas 2000 Fotos das Wasserzeichen anpassen – hat auch überhaupt keinen Sinn.

      Bei Blog-Titeln ist es halt mal so, dass eine solche Formulierung schlichtweg mehr Interesse erhält als „Drei Blenden geringer belichten kann besser sein“.

  5. Es gibt sicherlich je nach Motiv bzw. Lichtsituation verschiedene herangehensweisen. Die Ettr hat den Hintergrund dass im hellen Bereich sehr viel mehr Tonwerte zur Verfügung stehen und daher eine Nacharbeitung sehr viel umfangreicher möglich ist ohne Tonwertabrisse. Bei deiner Methode sind diese aber fast vorprogrammiert. Ich würde diese herangehensweise niemals generell empfehlen. Hier scheint mir HDR doch sehr viel sinnvoller. Aber wenn das Motiv HDR nicht zulässt z.B. wegen schneller Bewegung dann ist das o.k..
    Ich behaupte wer den Anfängerststus hinter sich hat wird daher die Belichtung automaatisch der Situation anpassen.

  6. Du belichtest auf den hellsten Bereich (Du schreibst zwar “ auf die hellsten Bereiche“, aber wie willst Du auf verschiedene Bereiche belichten?). Deine Betonung des manuellen Modus ist für die Belichtung irrelevant, denn die Automatik tut bei gezielter Spotmessung nichts anderes.
    Damit bleibt aber das Histogramm je nach Motivkontrast im rechtenTeil mehr oder weniger leer. Wie kann das – wie Du schreibst – den Dynamikbereich der Kamera erhöhen?
    Bei ETTR geht bei durchschnittlichem Motivkontrast das Histogramm vom linken bis zum rechten Rand.
    Ich lasse mir aber gerne einen Denkfehler aufzeigen.

    Heinz

  7. Hmm…wenn man nach dieser Strategie fotografiert…sehe ich Folgendes richtig: Je höher der Dynamikumfang der Kamera, desto weniger „Klimmzüge“ sind nötig? Ich fotografiere mit Olympus MFT und der hohe Dynamikumfang hat mich schon damals nach dem Umstieg von Canon APS-C schwer beeindruckt. Die Vorher-Nachher-Beispiele aus deinem Beitrag sind Pi mal Daumen der übliche Rahmen in welchem ich Fotos im RAW-Entwickler nachbearbeiten kann, OHNE vorher unterbelichtet zu haben oder sogar eine HDR-Reihe zu schießen. Da muss schon viel passieren, dass dunkle oder helle Bereiche hoffnungslos „absaufen“. Von daher reicht aus meiner persönlichen Sicht eine gleichmäßige Belichtung völlig aus, da links und rechts im Histogram Details nur in echten Extremfällen verloren gehen.

  8. So lange ich die Kamera zum Erstellen von Fotos verwende, verwende ich sie richtig.
    Der Titel ist für meinen Geschmack reichlich anmaßend.

    Nicht nur, dass jeder im Foto einen anderen Blick und andere technische Methoden einsetzt, letztlich ist es der persönliche Geschmack, ob man das Foto nun beim Auslösen fertigstellt, oder in der Postproduction.

    Dass es diverse technische Möglichkeiten in der Postproduction gibt, ist für jeden, der sich mit Fotografie auch nur ansatzweise beschäftigt, höchstwahrscheinlich klar. Ob man diese Möglichkeiten nutzen will (oder auch kann), sollte Jedem freigestellt sein, ohne die Nase zu rümpfen.

    Mag auch das Aufzeigen der Techniken von Lightroom & Co. auf gutem Willen basieren, der Titel hat für mich das Thema kaputt gemacht.

Kommentare sind geschlossen.