Google Business Photos – so funktioniert es und meine Meinung dazu

Gestern habe ich ja über Googles Angebot berichtet, sich als Fotograf für Innenansichten von Läden, Restaurants etc. zertifizieren zu lassen. Laut Google könne man damit sein Hobby zu Geld machen. Nun habe ich ein bisschen recherchiert, und einige zertifizierte Fotografen haben mir auch ihre Erfahrung zugespielt - und die Erkenntnisse sind sehr interessant.
Bitte beachte: Dieser Beitrag ist mehr als 3 Jahre alt. Manche Links, Preise, Produkte und Aussagen sind vielleicht nicht mehr aktuell!

Die Rahmenbedingungen gibt Google ja bereits auf der entsprechenden Homepage vor, viele interessierte Fotografen fragen sich nun aber, wie und wieviel Geld man als „Zertifizierter Google Business Fotograf“ verdienen kann.

Was verdiene ich mit Google Business Photos?

 

Hier kommt der Knaller: Den Preis macht man als Fotograf direkt mit dem Kunden aus. Google zahlt keinen Cent an den Fotografen, stellt natürlich auch keine Ausrüstung oder vermittelt aktiv Aufträge. Als zertifizierter Fotograf geht man wie der Anzeigenverkäufer eines Stadtmagazins Klinkenputzen. Darum ist ja auch „nachweisliche Erfahrung im Telefon- oder Haustürverkauf“ notwendig.

„Da zertifizierte Fotografen keine Google-Angestellten bzw. nicht mit
Google verbunden sind und zertifizierte Agenturen unabhängige
Unternehmen sind, entscheiden sie beide individuell, wie viel sie für
ihre Dienstleistungen berechnen. Wir erwarten, dass zertifizierte
Fotografen und Agenturen ihre Dienstleistungen zu fairen Marktpreisen
anbieten.“

Google listet zertifizierte Fotografen zwar auf der Google Maps Business Photos Homepage, das war’s dann aber auch schon. Findet man einen potentiellen Kunden, macht man also einen Termin aus, fotografiert nach Googles Wünschen ein Panorama der Räumlichkeiten und gibt dann die Fotos samt den Bildrechten an Google ab – kostenlos. Im dümmsten Fall bleibt man als Fotograf auf unbezahlten Rechnungen sitzen.

Die Nutzungs- und Vertragsbedingungen enthalten z. B. auch Klauseln, die eine Haftpflichtversicherung des Fotografen vorschreiben oder dass man auch wieder von Google gekündigt werden kann, sollten die gelieferten Fotos nicht den Qualitätskriterien entsprechen. Offenbar ist der Bewerbungsprozess auch nicht unbedingt schwierig und es gibt schon jede Menge zertifizierter Google Business Fotografen.

Wem nützt es?

Ganz klar: Google! Sie haben keinerlei Aufwand, sondern bekommen die Inhalte zum Ausbau von Google Maps frei Haus geliefert, ganz ohne Akquisition, Terminvereinbarungen und ohne einen Cent Geld in die Hand zu nehmen (von den Kosten für die Aufbereitung ihrer Fotos einmal abgesehen). Der Fotograf trägt das volle Risiko und hat den zeitlichen Aufwand. Interessant könnte es vielleicht noch für Anzeigenverkäufer sein, die ohnehin bereits Kontakt zu potentiellen Kunden pflegen und die Google Geschichte nebenbei einfach noch „mitnehmen“.

Google hat aber noch einen weiteren Nutzen: Wurde man als Kunde für die Google Business Photos geködert, erhält man im Anschluss auch gleich noch einen Gutschein für „Google Express Adwords“. Ein geschickter Schachzug, denn ein Kunde, der bereit ist, für diese Fotos zu zahlen, ist vielleicht auch bereit, in Google Anzeigen zu investieren.

Meine Meinung?

Die Strategie von Google ist brillant! Man vergibt ein nichtssagendes Zertifikat, das man jederzeit widerrufen kann und schickt damit Leute auf eigene Kosten zum Klinkenputzen. Bringen sie was, ist es gut und man erhält Inhalte samt zugehöriger Bildrechte kostenlos. Bringen sie nichts, auch gut – dann kommt der nächste.

Ich habe viele Jahre in einer Agentur gearbeitet, die auch ein Regionalmagazin herausgegeben hat, daher weiß ich auch, wie schwer es ist, regionalen Firmen Anzeigen und Agenturleistungen zu verkaufen. Für einen seriösen Fotografen scheidet diese Art des Geldverdienens höchstwahrscheinlich aus. Die Zielgruppe sind wohl eher Hobbyfotografen und Studenten, die den zeitlichen Aufwand nicht scheuen, sich über ein paar Euro zusätzlich freuen und den Aufwand nicht mitberechnen.

So differieren die Preise, welche die Google Fotografen aufrufen, bereits jetzt sehr stark. Die Einen gehen es „professionell“ an und bieten auf eigens dafür erstellen Homepages Paketpreise im Stil der berüchtigten „Webdesignpakete“ an, welche bei 390 Euro beginnen und bei 790 Euro für das „Premiumpaket“ mit 8 Panoramen enden. Andere verlangen für die gleiche Anzahl an Panoramen und Fotos 90 Euro. Wenn ich davon leben muss, kann ich für 90 Euro noch nicht einmal das Büro verlassen …

Auf der anderen Seite könnte es für manchen guten Fotografen auch der Einstieg in eine weitere Zusammenarbeit mit dem Kunden außerhalb von Google Business Photos sein, und viele sind auch der Meinung, dass man als selbstständiger Fotograf keine Chance mehr auslassen sollte. Aus den USA gibt es außerdem bereits Berichte über die Erfolge als Google Fotograf.

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9 Kommentare

  1. Wie lange gibt es nun schon digital fotografierte 360°-Panoramen? Bestimmt schon seit 15 Jahren. Es gibt nur wenige Fotografen, die damit Geld verdienen können, da die Kunden (Ladengeschäfte, Hotels, Museen, wen man auch immer man nimmt) in der Mehrzahl nicht bereit sind, die Arbeit zu honorieren. Das liegt meines Erachtens am geringen Nutzwert für den Kunden. Dieser hat sich in den ganzen Jahren nicht verbessert. Dazu kommt, dass nach wie vor die Masse der Internetnutzer, mag man glauben oder nicht, nichts damit anzufangen wissen.

    Nein, es wird niemand gezwungen G-Fotograf zu werden, wie der erste Kommentator schreibt, aber es ist schon fragwürdig, wenn man für 50 Euro (höchster Preis, den ich von G-Fotografen finden konnte, den aber mit Sicherheit keiner permanent erzielt) das Panorama und alle Rechte an einen Dritten abtritt, ohne eine Handhabe bei Nichtbezahlung gegenüber dem Kunden zu haben (z.B. durch Zurückziehen der Nutzungsrechte).

  2. finde ich mal gut diesen Bericht zu dem Thema zu finden. Interessant wäre da dann noch die Antwort auf die Frage:
    WIE Wird man denn google zertifizierter Fotograf, was muss man dafür tun um den Status zu bekommen?
    "Kinkenputzen, 90 Euro, seriöse Fotografen" meine Meinung dazu ist eher entspannt. Ich werte dies eher als Try on Error Versuch von google – Versuch = sollwenig kosten wil wir nicht einschätzen können ob es funktioniert und was es bringt..
    Ebenso können interessierte Fotografen dies auch als "Try on Error" Versuch nehmen, denn es wird niemand gezwungen Klinken zu putzen?
    Wobei die Idee bei Kreativität und Ideen zum Geschäft durchaus Luft nach oben hat. Die aller brennendste Frage ist, was hat das Unternehmen davon wenn es diesen Service nutzt?

  3. Und genau darum sind ist die Masse aller Menschen in einem Angestelltenverhältnis.
    Ich bekomme nur Geld wenn ich was Leiste? Ich muss auch noch mein Risiko selber tragen? Ich muss meine Komfortzone verlassen und mich bewegen? Ich muss Geld investieren?

    Nee nee, lieber nicht meine Fotodienstleistung aktiv verkaufen, mein Arbeitgeber überweist mir ja am ende des Monats mein Kröten.
    Wieso eigentlich Kröten? Tote Fische sind es doch die mit dem Strom schwimmen.

    Glückwunsch!

  4. Nach McApotheke, McAnwalt, McGlobalisierung jetzt McPano!!

    Und alle prostituieren sich für ein bisschen Geld. Ich finde das nicht nur beschämend, dies grenzt an Verrat!

  5. „Die Zielgruppe sind wohl eher Hobbyfotografen und Studenten“, da darf man nicht vergessen das Google eine relativ teure Ausrüstung vorschreibt.

    • Viele Hobbyfotografen haben meiner Erfahrung nach oft teurere Ausrüstung als Berufsfotografen. Für das Hobby gibt man halt gerne Geld aus. Arbeitsmittel müssen sich hingegen rechnen 😉

  6. Hallo,
    mich würde mal interessieren, woher die Preisangaben im Abschnitt „Meine Meinung“ stammen?
    Die konnte ich online nicht nachvollziehen. Mit den 90 Euro gebe ich Dir absolut Recht.

      • vielleicht 90€ pro Panorama? Als Komplettpreis kann ich mir es nicht vorstellen.
        Die Preise für „normale“ nicht Google Panoramabilder betragen normalerweise zwischen 150 und 300€ JE Panorama.

Kommentare sind geschlossen.