Es werden immer weniger Kameras verkauft – meine Einschätzung der Ursachen

Canon meldete schon im vergangenen Jahr einen Einbruch bei den Verkaufszahlen der Kamera-Sparte. Nun zogen auch Nikon und Olympus mit ähnlichen Meldungen nach. Zeit einmal darüber nachzudenken, was dahinterstecken könnte.
Bitte beachte: Dieser Beitrag ist mehr als 3 Jahre alt. Manche Links, Preise, Produkte und Aussagen sind vielleicht nicht mehr aktuell!

Da praktisch alle großen Kamerahersteller große Einbrüche in den Verkaufszahlen berichten (Canon, Nikon, Olympus), kann man schon einmal ausschließen, dass hier vielleicht ein bestimmter Anbieter wegen besonders toller Produkte vielleicht umso mehr verkauft. Ich glaube auch nicht, dass die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung dafür verantwortlich ist, denn andere Consumer-Produkte werden weiterhin gut verkauft. Besonders gut geht es da z. B. den Smartphone-Herstellern (von HTC mal abgesehen).

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Wenn eine Kameragattung besonders stark mit neuen Verhältnissen und Nutzungsarten kämpfen muss, dann sind es die Point And Shoot Kameras – also kompakte kleine Knipsen für Jedermann. Diese werden schlicht durch Smartphones mit immer besseren Kameras verdrängt, die man ohnehin immer dabei hat und zudem noch das einfache Teilen der Fotos per Facebook, Twitter, Flickr etc. ermöglichen.

Die wenigsten Fotos werden heute noch zum Papierabzug, sondern landen auf Festplatten, Online-Speichern und natürlich in den Social Networks. Ein Smartphone kann die Fotos automatisch mit Dropbox, Google Drive, Facebook etc. synchronisieren, bietet kostenlose Apps für schnelle Bildverbesserungen, kann Geotagging und braucht kein Kabel oder Kartenleser.

Klar bieten selbst günstige Kompaktkameras einen echten optischen Zoom, einen echten Blitz, aber vielen Anwendern ist das heute egal. Das Handyfoto genügt den Ansprüchen und kostet weder zusätzliches Geld noch zusätzlichen Aufwand.

Auch DSLR-Kamers betroffen

Aber auch bei den “großen” Kameras brechen die Verkäufe ein. Als ich mir 2005 meine erste digitale Spiegelreflexkamera – damals eine Nikon D70 – gekauft habe, war das ein enormer Fortschritt zu den damals üblichen Bridge-Kameras. Auch eine Nikon D90 und eine Nikon D7000, waren dank höherer Auflösung, deutlich geringerem Rauschen und den Videofunktionen ein großer Qualitätsschub für mich

Irgendwann kommt aber sicher jeder an den Punkt wo er sich überlegt, was man von einer Kamera erwartet und die aktuelle Ausrüstung die beste ist. Würde mir noch geringeres Bildrauschen nützen? Eigentlich nur selten. Brauche ich eine noch höhere Auflösung? Ich wüsste im Moment keine Anwendung! Schnelleres Serienbild? Nein!

An diesen Punkt kommen nicht nur Amateure, sondern auch Profis, die mit ihrer Ausrüstung Geld verdienen. Ich kenne viele Fotografen, die ihr Geld mittlerweile lieber in Zubehör und bessere Objektive stecken, als in einen neuen Kamera-Body. Letztendlich wird das auch mehr zu technischen Bildqualität beitragen, als der bloße Austausch des Sensors (und der Kamera drumherum).

Neue Anreize müssen her

Die Hersteller versuchen mit Systemkameras und Vollformat neue Käufer zu ködern, aber da macht nicht jeder mit. Systemkameras sind eine schöne Ergänzung für DSLR-Fotografen, die mal mit leichtem Gepäck gute Fotos machen wollen. Der Fotoeinsteiger schielt noch immer auf eine DSLR, weil die einfach mehr her macht. Fotoaufsteiger, die schon eine gute Kompakte besitzen, werden diese Kameragattung wohl überspringen und auch zur DSLR wechseln. Zudem wissen die wenigsten Anwender überhaupt, was eine Systemkamera sein soll

Es fehlen die großen Innovationen und wirklich dramatischen Verbesserungen der Bildqualität. Für meinen Geschmack wird noch zu wenig am Dynamikumfang verbessert. Warum sind – zumindest bei Mittelklasse-DSLRs – GPS und WiFi nicht schon längst ein selbstverständlicher Teil der Ausstattung? Warum ist eine manuelle Ton-Aussteuerung im Videomodus vieler DSLRs nicht vorhanden?

In den Foren kann man mehr und mehr lesen, dass der große Aha-Effekt bei der neuen Kamera ausgeblieben ist, weil die Verbesserungen marginal sind und nicht wirklich viel zur Bildqualität beitragen.

Es gäbe sicher einige Anreize für eine Neuanschaffung – momentan sehe ich diese für mich jedoch nicht. Die Kameraindustrie ereilt hier wohl ein ähnliches Schicksal wie es die PC-Hersteller zu spüren bekamen: Aktuelle Rechner haben eine Leistung erreicht, bei der es für die meisten Anwender derzeit einfach keinen Bedarf für eine Neuanschaffung gibt, weil der alte Rechner alles kann, was man von ihm verlangt.

Das Gigahertz-Rennen bei PCs ist vorbei. Das Megapixel/ISO-Rennen bei Kameras wohl auch. Zwar bekomme ich regelmäßig Kameras zum Test, bei einer Neuanschaffung habe ich bisher immer eine Generation übersprungen. In Zukunft werden es aber wohl eher zwei Kameramodelle sein die ich auslasse, bevor wirklich etwas Neues ins Haus kommt.

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8 Kommentare

  1. Hallo,
    nett geschrieben, aber ich bin nicht ganz deiner meinung.
    Der technische fortschritt ist nach wie vor deutlich, bei PCs als auch bei kameras. Das problem ist mehr das man sein geld nur einmal ausgeben kann. Handys haben grossen erfolg und kosten durchaus soviel wie die einsteigerklasse bei den kameras. Auch wenn selten die entscheidung "handy, oder kamera" ansteht, so gibt es dennoch die faktische (vor)entscheidung das man das handy erstmal kauft (aus vielerlei gruenden, nichtmal vornehmlich zum knipsen) und dann "erstmal" was hat. Zusaetzlich noch eine "richtige", oder traditionelle kamera zu kaufen ist ein zweiter schritt, der nach hinten verschoben werden kann. (und auch ganz vergessen wird) Somal das geld eh schon ausgegeben ist.
    Das mag manchem, hobbyisten so gegangen sein.
    Auch wer sich ernsthafter mit der fotografie beschaeftigt handelt aehnlich. Ich zum beispiel. Ich hatte "fruehr", als es noch keine handys gab, gerne zwei kameras. Eine grosse (und gute) spiegelreflex und zusaetzlich eine weitere kleine. Zum beispiel die rollei SE35, falls die noch jemand kennt. Heute habe ich immernoch eine "gute" kleinbildkamera, jedoch nicht zusaetzlich eine zweite, sondern da reicht mir jetzt das handy. Damit bin ich zufrieden. Das bedeutet ich kaufe 50% weniger kameras.
    Natuerlich gibt es heute noch viele die mehrere kameras haben. Doch manchem mag es so gehen wie mir.

    w

  2. Ich denke, die Kamerahersteller schaufeln sich ihr eigenes Grab. Allein wie viele Modelle Fuji im Programm hat… Dann noch Nikon, Canon, Sony und Hersteller wie Samsung, Panasonic etc. die von Hause aus nichts mit Kameras zu tun hatten. Praktisch monatlich werden mehrere Modelle pro Hersteller angekündigt. Da geht absolut der Überblick verloren und die Lust auf’s Kaufen auch…

  3. Gute Überlegungen, die du anstellst. Ich denke mal, dass viele Amateure den Markt (nicht nur) der Taschenknipsen garnicht mehr überblicken. Eine gute Bridge kostet soviel wie eine billige Systemkamera. Wo liegen die Vor- und Nachteile? Der Verkäufer im Laden wird das anpreisen, was gerade (verkaufstechnisch) angesagt ist. Ausgefeiltere Systemkamera? Da muss man dann doch wieder Objektive zukaufen, wird also wieder teurer und die Ausrüstung wird schwerer. Warum dann nicht gleich eine DSLR? So beobachte ich das in meinem Umfeld. Wer sich intensiver mit der Fotografie beschäftigt, hat seine DSLR. Der investiert dann, wie eben auch die Profis, in seine Ausrüstung. Das hat übrigens eine lange Tradition aus der Analogfotografie und ist absolut vernünftig, wenn auch der witschaftliche „Wachstumsgott“ darunter leidet. Mir gehen die fast täglich neu erscheinenden Modelle mittlerweile auf den Zeiger. Ich spreche als Olympusmann. Ich habe u.a. 2 E-30 Gehäuse, sollten die wirklich in die Kniee gehen, kauf ich mir die gebraucht nach. Die sind für ca. 150.000 Auslösungen ausgelegt und ich habe noch keine gebrauchte gesehen, die mehr als 30.000 drauf hatte. Und Abzüge bis ca. 60x40cm kommen astrein. Trotz crop 1:2 bei 4/3. Ergebnisse hängen nach wie vor mehr vom Fotografen als der Kamera ab. Auch im digitalen Zeitalter. Und wers grösser mag greift eh zur Grossformatkamera.

    Schöne Grüsse vom Schwarzen Berg – Herr Ärmel
    http://herraermels.blogspot.com/

  4. Hi,

    auch ich wollte meinen Senf dazugeben ;).
    Wie Du schon richtig erwähnt hast, ist die recht brauchbare Qualität der als Quasi-Beilage zum Smartphone bei den meisten eh schon vorhandene Kamera, die Bildergebnisse hervorbringt, die um Welten besser sind, als die der damaligen Pocket-Kameras für eine große Menge an „Normalknipsern“ ausreichend. Zumal sie den „immer dabei“-Vorteil genießen. Und den Vorteil eines integrierten Albums, der auf dem 5″-Bildschirm halt sehr gut zur Geltung gebracht wird. Und dazwischen liegen noch die Kompaktkameras sowie die Bridges. Erst dann kommen die Systemkameras. Für mich haben kompakte den Smartphone-Kameras nur den optischen Zoom voraus. Die Bridges sind dann interessant, wenn man unterwegs ist und wirklich nicht viel mitnehmen möchte. Bei akzeptabler Bildquali haben die jeweiligen Spitzenmodelle schon einiges zu bieten – riesen Zoom-Bereich, einen Sucher, RAWs und und und… Systemkameras sind gar nicht so verkehrt, haben das Potential den DSLRs eine Teil der Kunden wegzunehmen, jedoch müssen sie noch ein wenig nacharbeiten: die 4/3-Sensoren sind schon das kleinste, was man sich wünscht, ein Sucher ist da für mich obligatorisch und ein Adapter, um die Objektive der „großen“ Schwester zu verwenden wäre ein schönes Bonbonchen. Für die Systemkameras wäre wie Du schreibst eine WIFI-Anbindung äußerst brauchbar, GPS auch. Das ist doch an sich nicht teuer – beides findet man in einem 100€ einheimsen… Da das alle machen und man eh auf einen Hersteller sich festlegen muss, daher wird es aus meiner Sicht noch eine Zeitlang so bleiben.

  5. Ich verstehe nicht, weshalb kein DSLR-Hersteller einen
    Multi-Batteriegriff mit integriertem GPS und Wifi und falls geht sogar
    3G/LTE oä.+ dazugehörigem Android Betriebssystem ausbringt, welches das
    Touch-Display der Kamera übernehmen kann und Zugriff auf die Speicherkarte hat.

    Wer es braucht, kann quasi aufrüsten, und hat dann die Social-Media-Geotagging-Blogging-VideoCasting-Superduper-DSLR 🙂

    Das könnte der nächste Schub sein, aber nö, nix passiert.

  6. Nun ja, ich denke, man darf nicht den großen Teil der Masse nicht vergessen. Sie besitzen eben meist ein iPhone (oder entsprechende Pedants), die für ihre Größe wirklich sehr gute Leistungen bringen. Die Instagrams und Cos. bedienen zudem hervorragend den Markt mit ihren Apps-
    Der Markt, der „mehr“ will, ist relativ klein, bzw. wird kleiner, vielleicht auch in der Demographie begründet. Die große, jüngere Masse kommt mit den Smartphones aus. Der Teil, der es etwas professionalisieren will, ist gering. Das von Andreas angesprochene Preisgefüge tut seinen Teil bei.
    Deine angesprochene „Innovationspause“ bei den DSLRs sehe ich auch so. Ähnliches war es im TV Bereich so in den 90er Jahren. Das war alles ausgelutscht und einzig nennenswert die 100Hz-Technologie…hui!
    Bei den Megapixeln ist der Drops gelutscht, bei den ISO-Werten sehe ich noch Luft. Aber was wirklich neues ist das auch nicht. Warum GPS/W-Lan noch kein Standard ist, ist mir auch ein Rätsel. W-Lan-Adapter für 400-500 Euro… Hallo?
    Insgesamt kann man die Intensivierung auf den Videobereich beobachten. Das sieht man auch an den „neuen“ Objektiven, die so auf den Markt geschmissen werden. Aber auch das ist nicht wirklich innovativ.

  7. Nicht zu vergessen bei der Kosten-Nutzen-Rechnung: eben die Kosten! Wenn ich mit dem Gedanken spiele, von meiner inzwischen auch schon betagte Mittelklasse-DSLR in die moderne gehobene Klasse aufzusteigen, sind mir einfach nach wie vor und immer noch die Preise einer Neuanschaffung zu hoch – erst recht, wenn ich mir vorhalte, was ich an ‚mehr‘ gegenüber meinem Schätzchen erhalte. Denn mit dem ‚Voll-Preis‘ einer neuen Kamera bezahle ich letztlich nur das, was ich an meiner alten Kamera vermisse – und das wäre dann teuer erkauft.

    • Ich behaupte jetzt einfach mal, dass die Hersteller ihr Geld mit den Hobbyfotografen verdienen und hier spielt Geld oft eine untergeordnete Rolle, da für das geliebte Hobby gerne mal was ausgegeben und nicht unbedingt rational gehandelt wird.

      Ein Profi wird sein Werkzeug so lange wie möglich ausreizen und sich eine Neuanschaffung ganz genau überlegen, weil es sich sonst weniger Wurstbrötchen kaufen kann …

Kommentare sind geschlossen.