Tipps zu Problemen mit Audiointerfaces und Latenzen

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Und ob das alles nicht genug wäre, kommen jetzt auch noch die Hersteller und ihre Treiber ins Spiel, die mehr oder weniger effizient und zuverlässig arbeiten.

Hach, mir ist heute so latent!

Also, es dreht sich alles um die Latenz. Zu den allermeisten Treibern für Audio-Interfaces gehört eine kleine Anwendung, mit deren Hilfe man die Latenz des Systems einstellen kann. Diese wird oft in Samples eingestellt, manche Hersteller begnügen sich mit einem einfachen Regler. Auskunft über die tatsächliche Latenz in Millisekunden gibt dann eure Recordingsoftware.

08.076.pngAls Beispiel habe ich im Bild mein MOTU 828 Mk II Interface mit Cakewalk Sonar 7. Mit einer Einstellung von 192 Samples ergibt sich hier eine sehr brauchbare Latenz von 4,4 ms. Damit wird mein System nicht übermäßig belastet und kann auch noch reichlich virtuelle Instrumente und Spuren während der Aufnahme wiedergeben.

Diese Latenz ist aber ja nur wichtig, wenn ihr virtuelle Instrumente einspielt oder Plugin-Effekte während der Aufnahme, im aktuellen Kanal nutzen (und verzögerungsfrei hören) wollt. Wenn es darum geht externe Instrumente wie Bass, Gitarre, externe Synthesizer oder den Gesang einzuspielen, braucht man womöglich gar keine so niedrigen Einstellungen.

08.08.pngDie meisten Audiointerfaces haben eine Funktion eingebaut, die sich „Directmonitoring“ nennt. Damit wird das Eingangssignal – also z. B. der Gesang vor dem PC abgefangen und kann absolut verzögerungsfrei abgehört werden. Damit nun Goldkehlchen – äääh der geschätzte Sänger – sein bisschen Hall bekommt, kann man diesen über einen kleinen Mixer und ein externes Effektgerät auf seinen Abhörweg zumischen. Bei meinem MOTU geht das auch ohne zusätzlichen Mixer, da das MOTU über Insert-Wege verfügt. Neuere Modelle wie das MOTU 828 Mk III haben sogar Effekte für solche Aufgaben an Bord. Aufgenommen wird natürlich nur das trockene Signal.

Wenn alle Aufnahmen im Kasten sind und es nur noch um das Editieren und Mischen geht, dreht man die Latenz auf z.B. 1024 Samples oder noch höher. Damit belastet man das System nicht unnötig und hat wieder Rechenpower für Plugins und Effekte frei.

Audio Freeze bei CakewalkWenn es dann doch eng wird, mit der Systemleistung, „friert“ man fertige Spuren einfach ein. Damit wird z. B. die Wiedergabe eines virtuellen Synthesizers nicht mehr bei jedem Abspielen neu berechnet, sondern aus den aktuellen Einstellungen eine Audio-Datei erzeugt und der Synthesizer abgeschaltet. Bei den bekannten Herstellern wie Steinberg Cubase, Magix Samplitude oder Cakewalk Sonar gehört das schon länger zum Standard. Möchte man doch einen anderen Synthisound, „taut“ man die Spur einfach wieder auf und macht seine Einstellungen. Ihr glaubt gar nicht, wieviel Spuren man damit in einem Projekt unterbekommt, ohne dass der Rechner in die Knie geht!

The Most Wanted – die häufigsten Spielverderber

Für mich hat sich im Laufe der Jahre eine klare Rangliste der größten Spielverderber beim Recording am PC herausgestellt:

  1. Interruptprobleme mit anderen Geräten
  2. Inkompatible Chipsätze sowohl auf Motherboards, Firewirekarten, als auch bei zusätzlichen USB-Karten
  3. Hintergrunddienste und Zusatzanwendungen die immer im Hintergrund laufen wie z. B. Virenscanner, Instant Messenger, Google Desktop etc.
  4. Zu viele zusätzlich angeschlossene Geräte wie Scanner, externe Festplatten, Kartenleser
  5. Madige Treiber – es gibt Hersteller, da klemmt es einfach schon bei den Treibern – besonders bei Windows Vista.

… und was wir gegen sie unternehmen können

Die Nummer Eins – interne Geräte: führt meiner Ansicht nach am häufigsten zu Problemen, wird aber im seltensten Fall beachtet, sodass sich die Probleme zu einer Never-Ending-Story entwickeln können. Manche wechseln sogar das komplette PC-System wodurch es dann auf einmal geht. Warum? Auf dem neuen System sind vielleicht die Geräte-Interrupts anders verteilt und damit kommen sich USB/Firewire-Schnittstelle und andere Geräte nicht so sehr in die Quere.

08.07.pngIn dem Bereich gibt es auch oft einen Hauptverdächtigen, den ich oben schon einmal genannt hatte: Das Netzwerkinterface. In modernen PC befindet sich die Netzwerkschnittstelle meist auf dem Motherboard, teilweise sogar zwei davon und in Gigabit-Ausführung. Damit ein Gigabit-Netzwerk auch bedient werden kann, genießt die Netzwerkschnittstelle gewisse Prioritäten und ist ohnehin immer in Aktion. Wir wollen aber nicht im Internet surfen, sondern störungsfrei und nervenschonend Musik machen und brauchen dazu kein Netzwerk, also: abschalten!

Das kann man ganz einfach in der Systemsteuerung machen. Ihr geht nach Systemsteuerung->System->Geräte Manager und deaktiviert (nicht deinstallieren!) die Netzwerkkarte. Damit ist sie abgeschaltet und belastet das System nicht mehr. Wenn ihr diese wieder braucht, könnt ihr sie ganz einfach wieder aktivieren. In meinem PC ist auch noch eine DVB-S Fernsehkarte drin, die man auch gleich mit abschaltet. Ebenso könnten das Onboard-Soundkarten, ISDN-Karten oder Modems sein. Nicht abschalten dürft ihr natürlich Dinge wie Grafikkarte, Maus, Tastatur, Laufwerke usw.

Die Nummer Zwei – Chipsätze: Alle Hersteller von Firewire-Audiointerfaces nennen ein Firewire-Chipsatz von Texas Instruments (TI) als Grundvoraussetzung für den störungsfreien Betrieb. Auf vielen Boards und Firewire-Karten sind jedoch NEC-Chips verbaut, die nahezu immer zu Problemen führen. VIA und Lucent-Chips (teilweise im Macbook Pro verbaut)  funktionieren meistens auch einwandfrei. Sollte es also Probleme geben, kann man sich einmal eine TI-Firewirekarte besorgen und einbauen. Die dann überflüssige Onboard-Firewire-Schnittstelle kann man im Bios abschalten.

Beim Line6 TonePort UX1 und UX2 gab es sogar erhebliche Probleme mit dem Intel 915 Chipset, der recht verbreitet war und zu Aussetzern und sehr starken Knacksern führte.

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Letzte Aktualisierung am 19.04.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

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6 Kommentare

  1. Alter Artikel immernoch topaktuell (Ausser der Name des OS). Habe nie Problme gehabt bis ich eine neue Graka kaufte. Jetzt bin ich dem Fehler endlich auf der Spur.

  2. Fachlich fundiert und sehr unterhaltsam geschrieben!
    Selbst schon Bekanntes liest man ohne Langeweile weiter.
    Gibts davon noch mehr?

  3. Achso ähm… will ja nicht klugscheißen, aber vielleicht willst Du es nach 4 Jahren noch korrigieren.
    24bit = 3Byte

  4. Bin beeindruckt von diesem Artikel. Wenn jedes Problem so angenehm im Internet behandelt wäre, könnte man dieses ganze Gestammel in den Foren ignorieren. Vielen Dank *kniefall :-)*

Kommentare sind geschlossen.