Audioaufnahmen unterwegs – Tipps zum Kauf von digitalen Audiorecordern

Bitte beachte: Dieser Beitrag ist mehr als 3 Jahre alt. Manche Links, Preise, Produkte und Aussagen sind vielleicht nicht mehr aktuell!

Fieldrecorder oder „Portable Audio Recorder“ sind seit etwa 2 Jahren der absolute Verkaufsschlager unter Musikern, Podcastern und Videofilmern. Waren es vor einigen Jahren noch sehr teuere, portable DAT-Recorder und bei Amateuren Minidisk-Geräte, die auch unterwegs digitale Aufzeichnung (allerdings mit beschränkter Aufnahmekapazität) erlaubten, wurden diese von den preisgünstigen, kompakten, digitalen Alleskönnern abgelöst.

audiorecorder Special

Überblick

Fieldrecorder ÜbersichtDie kleinen Kistchen erlauben qualitativ hochwertige Aufnahmen im Stereoformat zu jeder Zeit an jedem Ort. Batteriebetrieben und mindestens mit Stereomikrofonen versehen, können Umweltgeräusche (sog. Atmos), die Bandproben, flüchtige musikalische Ideen, allerlei Geräusche zur Verwendung im Sampler oder auch der Stützton für Videofilmer aufgenommen werden.

Aufgezeichnet werden die Klangereignisse meist im MP3 oder WAV-Format – bei vielen Geräten mit bis zu 24bit und 96kHz Samplingrate. Die Aufnahmen im MP3 Format erlauben dabei teilweise mehrere Tage Aufnahmekapazität, wenn die Qualität nicht so sehr im Vordergrund steht. Wenn der Speicher doch einmal erschöpft ist, schiebt man einfach eine neue Speicherkarte rein und es kann weitergehen.

Aber auch für Podcaster sind diese Geräte eine interessante Lösung, können Beiträge damit doch in guter Qualität an jedem Ort aufgezeichnet werden und durch den geräuschfreien Betrieb der Recorder hört man im Hintergrund auch kein lästiges Lüftersurren oder Festplattengeklacker.

Zusatzfeatures und Anschlüsse

Manche Geräte haben sogar Effekte und Simulationen von Gitarrenverstärkern eingebaut , können 4 Spuren aufzeichnen (Zoom H4), sodass schon ausgefeiltere Ideen festgehalten werden können. Teilweise verfügen sie über Metronom und Stimmgerät. Wer sich nicht auf die eingebauten Mikrofone alleine verlassen möchte, sollte sich nach Geräten mit zusätzlichen Mikrofoneingängen umsehen.

Zwar bieten das praktische alle Recorder an, viele aber nur als Miniklinke mit 2,5V Phantomspeisung für spezielle Mikrofone. Wer seine guten Kondensatormikros anschließen möchte, sollte zu Geräten mit entsprechenden Eingängen und eingebauter 48V Phantomspeisung greifen (so z.B. das Zoom H4 und M-Audio MicroTrack). Für die direkte Aufnahme aus einem Mischpult heraus oder zur Digitalisierung der Plattensammlung ist auch ein Line-Eingang wünschenswert. Hochwertigere Geräte sind zudem noch mit einem koaxialen oder optischen S/PDIF Eingang ausgerüstet, der Aufnahmen ohne Wandlerverluste aus digitalen Quellen erlaubt.

Laute Umgebungen und Bandrecording

Gerade für Aufnahmen in lauter Umgebung, wie den Bandproben einer gewissen Progrock Band – die aus schwerhörigen Männern um die 40 besteht – macht sich ein eingebauter Limiter bezahlt, der Pegelspitzen abfängt und damit vor übersteuerten Aufnahmen schützt. Zwar verfügen nahezu alle Recorder über einen solchen Limiter, leider ist dieser aber oft in digitaler Form umgesetzt, d. h. dass er nach den Vorverstärkern und Wandlern kommt, was natürlich vollkommener Unsinn ist, da man an dieser Stelle schon nichts mehr retten kann. Deshalb darauf schauen, dass der Recorder einen analogen Limiter eingebaut hat, wenn dies ein wichtiges Kriterium für den Einsatz ist.

Bei 24bit Aufnahmen kann man aber auch getrost niedriger, also mit ausreichend Headroom aussteuern, ohne Qualitätsverluste befürchten zu müssen. Lasst eure Bandkollegen mal so richtig Gas geben und pegelt so aus, dass der Maximalpegel bei etwa -10 bis -6db angezeigt wird – damit werden auch Pegelspitzen noch verzerrungsfrei aufgenommen, welche die Aussteuerungsanzeigen nicht darstellen können. Wenn ihr endlich berühmt seid und eure Fans euch jeden Mist abkaufen, den ihr jemals aufgenommen habt, wäre es doch sehr schade, wenn ihr euch nicht einmal durch gute Audioqualität rechtfertigen könntet 😉

Stromversorgung

Varta Digital USB ChargerWenn man den Recorder längere Zeit weit weg von externen Stromquellen einsetzen will z. B. bei der Aufzeichnung von Naturgeräuschen oder fürs Bootleg vom 3-tägigen Rockfestival (hoppla, den Tipp habt ihr nicht von mir!), sind Fieldrecorder, die mit Standardakkus oder Alkalibatterien betrieben werden können, gegenüber den Modellen mit eingebauten Lithium-Ionenakkus im Vorteil, da man hier einen Vorrat an Stromspendern planen kann und zur Not auch mal ein paar Batterien an der Tankstelle bekommt.

Das ist übrigens eine Überlegung, die mir bei vielen portablen Geräten wichtig ist! So habe ich mir extra eine Kompaktkamera ausgesucht, die mit AA-Batterien läuft und auch der Batteriegriff meiner Nikon D80 kann AA-Akkus aufnehmen, sollten einmal alle Stricke reißen. Eine sehr pfiffige Lösung ist übrigens der Varta Digital USB Charger, der als Strom- und Ladequelle für USB-Geräte dienen kann, die per USB-Power versorgt werden können (wie etwa der Apple iPod).

Für rasende Reporter

[image title=“Ein sehr kompakter Recorder: der Olympus LS-10 (hier mit Fernbedienung)“ size=“medium“ id=“1639″ align=“left“ linkto=“full“ ]Besonders gut geeignet für Interviews sind die Geräte, die auch Mono aufnehmen können und bei denen sich dabei auch noch eine Kugelcharakteristik für die Bordmikros einstellen lässt. Diese Recorder sind dann auch oft mit einer „Pre-Record“ genannten Funktion versehen, die immer ein paar Sekunden aufnimmt, bevor die Aufnahmetaste gedrückt wird – damit verpasst man keinen wichtigen O-Ton mehr.

Die Verarbeitung der portablen Recorder ist sehr vom Einstandspreis abhängig. Wer die Geräte ständig für Reportagen mitführen muss, ist mit den sehr gut verarbeiteten Recordern von Sony (PCM-D50), Olympus (LS10) oder Marantz (PMD620) auf der sicheren Seite, die aber auch schon im Preissegment über 350€ mitspielen.

Gerade für den schnellen Einsatz ist aber auch eine schlüssige, einfache Bedienung wichtig. Nicht sehr rühmlich ist hier z. B. der Zoom H4, der mit seiner chaotischen Menüführung und Bedienung bei jedem Einsatz wieder Rätsel aufgibt, weshalb wohl auch der kleine Bruder H2 sehr viel beliebter ist, obwohl der H4 sonst über eine geradezu opulente Ausstattung samt phantomgespeisten XLR-Eingängen verfügt.

Ein paar Empfehlungen

Zoom H2 (Bild: Thomann.de)Vernünftige, günstige Geräte bekommt man mit dem hervorragend ausgestatteten Zoom H2 ab 193€ – dieser ist dann auch derzeit der absolute Verkaufsschlager in dieser Produktgattung. Nicht zu Unrecht, wie ich finde – dient der H2 doch auch als USB-Audiointerface.

Sehr interssant in der Klasse bis 300€ ist der Tascam DR-1, der auch auf die Bedürfnisse von Musikern ausgelegt ist und darum über besagten analogen Limiter, Effekte, Metronom, Stimmgerät und Overdubfunktionen verfügt, jedoch mit einem eingebauten Akku daherkommt. Das sollte aber für diesen Einsatzzweck kein Problem darstellen, ist im Proberaum ja auch immer eine Steckdose in der Nähe – außer der Keyboarder belegt schon 10 alleine für sich, um 3 Synthesizer, Laptop, Audiointerface, externe Festplatten, Submixer, Effektrack und Kaffeemaschine mit Strom zu versorgen 😉

Wer kompromisslose, mobile Qualität erwartet, sollte einen Blick auf den Korg MR-1 werfen, dessen 1-Bit Aufnahme auch technologisch ein Alleinstellungsmerkmal darstellt, was einem aber fast 800€ wert sein muss.

Auf der Musikmesse 2008 wurde auch das neue Edirol R09HR vorgestellt (achtet auf das „HR“, denn der etwas betagtere Vorgänger nannte sich ebenso, nur eben ohne „HR“), der über ausgewöhnliche Features, wie Fernbedienung und kontrastreiches OLED-Display verfügt. Für knapp 350€ auch preislich attraktiv.

Alternativen

Belkin Podcast StudioWer ohnehin schon im Besitz eines Apple iPod Classic ist, kann sich demnächst auf das Belkin Podcaststudio freuen, das den beliebten MP3-Player in einen mobilen Fieldrecorder mit allen Schikanen verwandeln soll. Preislich soll sich diese Lösung im Bereich von 100€ bewegen, was die Angelegenheit noch attraktiver macht.

Eine sehr preiswerte Lösung ist auch der Archos Gmini 120 MP3-Player der über erstaunlich viele Aufnahmefunktionen verfügt. Neben einem eingebauten Monomikrofon, gibt es ein Stereozusatzmikrofon, Line- und koaxialen S/PDIF Eingänge. Aufgezeichnen kann man auf die eingebaute 20GB Festplatte mit verschiedenen MP3 Qualitäten sowie verlustfreiem PCM im WAV-Format. Ein sehr guter MP3-Player ist das Ding ja außerdem noch.

Ab und zu tauchen noch einige Neugeräte bei Amazon und Ebay auf, die meist um die 120€ kosten. Ein neuwertiges, praktisch unbenutztes Gerät (aus einem Garantieaustausch) samt Fernbedienung und zwei Netzteilen habe ich übrigens noch abzugeben!

Fazit

Mobile, digitale Recorder mit eingebauten Mikrofonen sind eine sehr praktische Angelegenheit und gerade für Musiker eines der besten, kreativen Hilfsmittel überhaupt (neben Bier und Zigaretten natürlich – kleiner Witz am Rande: Sagt der Arzt zum Musiker: „Sie haben Lungenkrebs, Ihre Leber ist kaputt und außerdem haben Sie sich auch noch einen Tripper eingefangen!“, darauf der Musiker „Ich frag‘ mich nur, von was das alles kommt!“ 🙂 )

Alleine die Möglichkeit, ohne großen Aufwand komplette Bandproben mitschneiden zu können, lohnt die Anschaffung eines solchen Gerätes und ich hätte viel darum gegeben, hätte es diese Recorder schon vor 20 Jahren gegeben. Rauschfreie, mehrstündige Mitschnitte in guter Audioqualität von den ersten Banderfahrungen – ein Traum und heute bezahlbare Selbstverständlichkeit.

Waren es vor gut 2 Jahren noch wenige Geräte, gibt es nun eine große Auswahl für verschiedenste Hauptanwendungen und Budgets. Den perfekten Recorder für alle Zwecke für unter 200€ gibt es auch hier nicht, aber in der Preisklasse bis 300€ tummeln sich viele interessante Geräte von namhaften Herstellern. Entscheidet für euch selbst, welcher Einsatzzweck hauptsächlich wichtig ist und wählt danach den geeigneten Recorder aus. Meine Tipps sind hoffentlich eine kleine Entscheidungshilfe.

Zusatzinfos

Eine sehr gute Übersicht über viele Recorder gibt es HIER beim bekannten Musikversender Thomann.

Eine Vergleichstabelle ausgewählter Recorder mit sehr ausführlichen Produkttests in englischer Sprache findet ihr außerdem HIER bei O’Reilly.

Letzte Aktualisierung am 29.03.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

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Ein Kommentar

  1. Sehr gut erklärt. Ganz besonders hilfreich fand ich die Beschreibung der analogen Limiter.

Kommentare sind geschlossen.