Tipps zu Problemen mit Audiointerfaces und Latenzen

Bitte beachte: Dieser Beitrag ist mehr als 3 Jahre alt. Manche Links, Preise, Produkte und Aussagen sind vielleicht nicht mehr aktuell!

Die Nummer Drei – Hintergrundprogramme: Auf so einem PC gehts im Hintergrund geschäftig zu. Da laufen Hintergrunddienste, die Windows unbedingt zum Betrieb benötigt, aber auch viel überflüssiges, wenn man sich nur mit Recording beschäftigt. Diese überflüssigen Dienste kann man per Systemsteuerung->Verwaltung->Dienste erreichen und abschalten.  Eine Liste, welche Dienste man getrost abschalten kann und welche benötigt werden, gibt es HIER.

msconfigEbenso gibt es allerlei Programme und Tools, die beim Windowsstart auch erwachen, wertvolle Rechenzeit und Speicher verbrauchen und manchmal auch Probleme verursachen. So installiert der Adobe Acrobat Reader einen Schnellstarter, Google Picasa ebenso, Virenscanner sind ständig auf der Pirsch und schauen sich jede Datei an usw.

Mit dem Befehl msconfig unter Start->Ausführen bekommt man eine Liste der Autostartprogramme und kann diese abschalten. Diese ist natürlich höchst individuell und ihr müsst vielleicht etwas recherchieren, zu was die Datei gehört. Neben bei Startet euer System deutlich schneller.

08.073.pngAllerdings sollte der PC für die Musikproduktion auf die Hintergrunddienste optimiert sein, denn die ASIO-Treiber sind solche Hintergrunddienste. Dazu in die Systemsteuerung -> System -> Erweitert -> Systemleistung -> Einstellungen -> Erweitert und hier die Prozessorzeitplanung auf „Hintergrunddienste“ einstellen. Und wenn ihr gerade dabei seid, könnt ihr auch gleich noch unter „Visuelle Effekte“ euer System auf „optimale Leistung“ einstellen.

Nummer Vier – externe Geräte: Jedes angeschlossene USB-Gerät belastet euer System ein bisschen. Gerade USB-Geräte erzeugen sog. DPCs (Deferred Procedure Calls), die zur Belastung des Systems und höherer Latenz führen. Besonders interessant sind in diesem Zusammenhang externe USB-Hubs und zusätzliche USB-Steckkarten im PC. Es gibt hier nicht wenige Kandidaten, die für einen heftigen Anstieg dieser DPCs führen können. Ein 7-Port USB-Hub belastete einen meiner früheren PC so stark, dass dieser ständig mit 20% Auslastung im Leerlauf aufwartete. Ebenso eine zusätzliche USB-Steckkarte.

DPC Latency ToolUm solchen DPC-Schweinereien auf die Schliche zu kommen, gibt es ein kleines Tool, dem „DPC Latency Checker„, mit dem ihr checken könnt, wie es in diesem Bereich auf eurem PC aussieht und ob er in der aktuellen Konfiguration überhaupt „Echtzeit-tauglich“ ist. Dieses Tool hilft euch auch bei den Maßnahmen aus Punkt 2. Grundsätzlich ist es aber eine gute Idee, alle USB-Geräte die nicht zur Musikproduktion benötigt werden abzustecken!

Nummer Fünf – Vista und die Sorgentreiber: Microsofts Vista ist zwar schick, aber unbeliebt – besonders bei Musikern. Viele DAW-Nutzer schwören nach wie vor auf XP – aus gutem Grund! Offensichtlich ist es sehr viel schwerer, ordentliche Treiber für Vista oder gar Vista 64 zu programmieren – wenn es diese überhaupt schon gibt. In den Foren liest man von nicht wenigen Anwendern, die vom Vista-Ausflug reumütig zum guten alten XP zurückgekehrt sind.

Vistas Wave-RT sollte als effizientes Realtime-Audiosubsystem positioniert werden und vielleicht sogar ASIO vom Tron stoßen. Zwar kann man sich als Windows-Anwender ein Audiosubsystem wie beim Mac nur wünschen, das so nebenbei auch gleich die Integration mehrerer Soundkarten zur gleichzeitigen Nutzung zulässt und direkt ins System eingebunden ist, was auch zu einer besseren Performance beiträgt, aber da steht Steinbergs Quasi-Standard für professionelle Audioanwendungen ASIO mächtig im Weg. Hier gibt es dazu ein interessantes Interview (englisch).

Divide et impera – teile und herrsche!

Jaja, Dollinger! Den alten Lateiner raushängen lassen, aber nur auf der Realschule gewesen sein. Weiter imText.

All diese Tipps sind zwar für eine sorgenfreie Digital Audio Workstation sehr hilfreich, kastrieren aber eine „normale“ Arbeitsumgebung fürs Briefe schreiben, Surfen, Spielen oder was ihr sonst noch am PC macht. Darum ist der allerbeste Tipp: Baut euch ein Dualboot-System auf. Eine Partition mit einem Windows (das kann dann ja auch Vista sein) zum Arbeiten, Spielen etc. und eine extra Partition mit dem optimierten DAW-System und Windows XP mit nur der Software, die ihr für das Musikmachen am PC braucht. So ein Dualboot-System ist recht einfach umsetzbar, Infos dazu findet ihr hier:

Doppelt verglast: Vista und XP als Dual-Boot-System

Die ganze Geschichte hat noch einen psychologischen Nebeneffekt: Man wird durch diese, speziell und ausschließlich auf die Musikproduktion ausgerichtete Arbeitsumgebung weniger abgelenkt! Die Netzwerkkarte ist ausgeschaltet – so kann man gleich gar nicht surfen und spart sich noch den Virenscanner. Nichts lenkt von der Musik ab, wenn dieses System gebootet wurde.

Damit man sich die mühsam eingestelle Musikproduktionskuschelumgebung auch nicht durch ein Software- oder Treiberupdate zerschießt, sollte man sich vom einwandfrei konfigurierten System ein Image erstellen – z. B. mit Acronis TrueImage 11. Nebenbei ist TrueImage auch ein ausgezeichnetes Backup-Tool, denn von euren musikalischen Geistesblitzen solltet ihr auch regelmäßig Backups machen!

Fazit: Technik vergessen – Musik machen!

Mit all den genannten Einstellungen, komme ich auf einem betagten Dell Dimension 5000 mit P4 3,2 GHz HT und 3GB RAM sowie dem oft genannten MOTU 828 MK II auf stabile 128 Samples oder 3,4 ms Latenz. Ich arbeitet aber meist mit 256 Samples und etwa 5ms, da mir das für mein „Feeling“ beim Einspielen ausreicht. Beim Mixen gehts dann rauf auf 2048 Samples und hyperstabile Performance – auch bei mehreren duzend Spuren.

Die Wohlfühl-Effekte während der Aufnahme erzeuge ich wie oben beschrieben über ein externes Effektgerät und nutze häufig das Direct-Monitoring.Für virtuelle Instrumente wird die Latenz runtergeschraubt, aufgenommen, eingefroren und wieder etwas hochgesetzt. Mein System läuft – und eures auch bald!

Letzte Aktualisierung am 19.04.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

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6 Kommentare

  1. Alter Artikel immernoch topaktuell (Ausser der Name des OS). Habe nie Problme gehabt bis ich eine neue Graka kaufte. Jetzt bin ich dem Fehler endlich auf der Spur.

  2. Fachlich fundiert und sehr unterhaltsam geschrieben!
    Selbst schon Bekanntes liest man ohne Langeweile weiter.
    Gibts davon noch mehr?

  3. Achso ähm… will ja nicht klugscheißen, aber vielleicht willst Du es nach 4 Jahren noch korrigieren.
    24bit = 3Byte

  4. Bin beeindruckt von diesem Artikel. Wenn jedes Problem so angenehm im Internet behandelt wäre, könnte man dieses ganze Gestammel in den Foren ignorieren. Vielen Dank *kniefall :-)*

Kommentare sind geschlossen.